Sebastian Wehrle hat bisher vor allem Frauen und Männer in Schwarzwaldtrachten fotografiert. Doch jetzt ist er auf die Kuh gekommen – sehr erfolgreich, denn seine Fotografien verkauft er weltweit. Mit ihren langen Wimpern stellen die Kühe viele Models in den Schatten, sagt Sebastian Wehrle.
Casting im Kuhstall
Der Fotograf schaut sich erst noch im Kuhstall des Löffinger Haslachhofs (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) um. Er kniet sich hin und krault einer Kuh den Kopf. Der Fotograf aus Freiamt erzählt: "Das erinnert mich ein bisschen an meine Kindheit, ich bin praktisch auf drei Bauernhöfen gleichzeitig aufgewachsen. Ich war immer im Stall unterwegs, hab' das Heu vom Heustock runtergeholt, hab' die Kühe auch gefüttert. Für mich ist der Geruch auch Kindheit, ich mag das auch. Ich wäre wahrscheinlich auch ein guter Bauer geworden. Meinem Opa hätte gefallen, wenn ich auch einen Bauernhof gehabt hätte, statt zu fotografieren."
Was der Bauer nicht kennt
Biobauer Wolfram Wiggert hätte sich nicht träumen lassen, dass seine Hinterwäldler Kühe mal Sebastians next Top-Models werden: "Also ich habe erstmal gedacht, okay, Kühe fotografieren, ganz interessant. Mir war der Name Sebastian Wehrle nicht bekannt. Aber die Bilder, die Trachtenmotive habe ich gekannt."
"Im Nachhinein habe ich gedacht, das war eine göttliche Fügung. Meine Frau wollte schon immer so ein Bild haben und ein paar Tage später hatte sie Geburtstag. Das musste einfach so sein.“
Warm werden mit dem Model
Pandora hat nach einer Weile das Casting gewonnen, sie ist der Star am Set: "Heute wird die Pandora fotografiert. Man erkennt sie ganz besonders gut am Fleck am Auge. Sie hat ein richtiges deutliches Merkmal und ihre Hörner sind sehr gerade. Ich habe schon gerade mit ihr geschmust. Sie ist ganz, ganz ruhig und ich glaube, sie hat Lust zum Fotografieren."
Vor dem Shooting kommt das Styling
Doch ungeschmückt kommt hier keiner vor Sebastians Kamera. Kuhmodel Pandora wird gestylt – wie es bei Models halt üblich ist. Stephanie Schneider arbeitet als Floristin und hat sich auf Kuh-Design spezialisiert: "Ich lasse mich immer von dem, was gerade blüht oder was es gerade gibt, inspirieren. Und von der Kuh."

Das Posing ist allerdings nicht ganz einfach
Die erste Kamera hat Sebastian Wehrle von seiner Tante als Kind bekommen, seitdem fotografiert er. Kühe kennt er von klein auf, doch vor der Kamera können sie zickig werden: "Es ist eigentlich das Schwierigste, es gibt eigentlich nichts Schwierigeres als Tiere und Kinder zu fotografieren. Aber ja, ich kann nichts beeinflussen, das bekommt man einfach geschenkt. Entweder es klappt, oder …. man hört es". Denn Pandora muht kräftig im Hintergrund. Sie hat genug vom Fotoshooting und möchte sich wieder frei bewegen.
Wolfram Wiggert möchte den Schmuck auf Pandoras Haupt noch ein wenig genießen und mit einem Augenzwinkern meint er: "Die Blümchen bleiben jetzt dran, die werden irgendwann mal abfallen."
"Ich denke, das ist jetzt einfach mal was Besonderes, das ist ja wie ein Collier von Tiffanys, das man als Model ja auch behalten darf."

Kurze Zeit später kommt Sebastian Wehrle noch mal in den Stall zu Besuch. Er bringt das Kunstwerk als Gage vorbei. Eva Wiggert, die sich ja schon immer ein Bild des Fotografen gewünscht hat, freut sich sehr. Der Grundstein ist gelegt: "Und zwar wollen wir im Flur eine schöne Kuh-Galerie machen." Und Ihr Mann ist ebenfalls ganz hin und weg: "Wenn man eine Kuh von kleinauf kennt und dann so ein majestätisches Portrait hat", das sei schon etwas Besonderes.

Und Pläne für die Zukunft gibt es bei Sebastian Wehrle wohl auch schon – ob er demnächst Schweine oder Schafe fotografiert? Das will er allerdings noch nicht verraten.