Der angeklagte Bauunternehmer muss sich vor dem Amtsgericht Donaueschingen für seine Tat verantworten. (Foto: SWR)

Prozessurteil am Amtsgericht Donaueschingen

Baggerfahrer zerstörte Neubau: Bewährungstrafe verhängt

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Samantha Happ
Samantha Happ (Foto: SWR DASDING)

Aus Wut hat ein Bauunternehmer vor einem Jahr ein neugebautes Mehrfamilienhaus in Blumberg mit einem Bagger zerstört. Nun wurde er zu einem Jahr und fünf Monaten Haft verurteilt - auf Bewährung.

Mit seiner Arbeitsmaschine hatte ein Baggerfahrer in Blumberg (Schwarzwald-Baar-Kreis) vor einem Jahr an einem Neubau unter anderem die Balkone abgerissen. Am Donnerstag stand er zum Prozessauftakt vor dem Amtsgericht Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis). Das Urteil gegen den Bauunternehmer aus Rheinland-Pfalz fiel am selben Tag und lautet ein Jahr und fünf Monate auf Bewährung. Außerdem soll er 5.000 Euro an zwei Bewohner zahlen. Die Verteidigung zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden. Laut Bauherr beträgt der Gesamtschaden etwa 2,6 Millionen Euro. Die will er in einem weiteren Prozess einfordern.

Angeklagter zeigt sich reumütig

Der Angeklagte zeigte sich reumütig, aber gefasst. Gleich zu Beginn legte der 48-Jährige ein Geständnis ab und entschuldigte sich bei allen Bewohnern. Wenn er könnte, würde er die Tat ungeschehen machen.

Bilder der Tat gehen viral

Die Bilder der Tat vor einem Jahr verbreiteten sich innerhalb kurzer Zeit im Netz: Ein Bauunternehmer, der mit der Baggerschaufel einen gerade fertig gestellten Neubau in Blumberg demoliert. Er zerstörte mehrere Balkone, Fenster und Teile des Mauerwerks. Anwohnerinnen und Anwohner hatten die Videos aufgenommen.

Wut über Immobilien-Investor

Der Angeklagte begründet seine Tat mit Wut. Er sei auf den Generalunternehmer sauer gewesen, da er ihm zu unrecht Zahlungen vorenthalten habe. Er habe aus purer Verzweiflung gehandelt.

Investor sieht andere Motivation

Ingo Fangerow, der Investor aus Berlin, weist diesen Vorwurf zurück. Es hätte keine ausstehenden Zahlungen gegeben, so Fangerow. Er wirft dem Angeklagten vor Gericht vor, dass er Baumängel vertuschen wollte. Deswegen sei das Ziel die komplette Zerstörung des Gebäudes gewesen.

Bauunternehmer erfährt Zuspruch aus dem Netz

Im Internet stieß die Tat des Bauunternehmers allerdings auf großen Zuspruch. "Der Bauunternehmer ist auf das Geld angewiesen. Und wenn er das nicht bekommt ist klar, dass man sauer wird, da geht es um Existenzen", kommentierte ein User unter einem Beitrag des SWR auf YouTube. "Es ist ein leidiges Thema, das öfter vorkommt als es der Fall sein sollte", schrieb ein anderer. Viele Kommentare verweisen darauf, dass solche Probleme in der Baubranche gang und gäbe sind.

Häufiges Problem in der Baubranche

Das berichtete auch ein Installateur und Heizungsbauer aus Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) auf Nachfrage des SWR. Wie viele Handwerkerinnen und Handwerker möchte auch er nicht offen über das Thema sprechen - aus Angst, dadurch Schaden zu nehmen.

Als Handwerksbetrieb habe man da kaum eine Chance. Generalunternehmer schrieben Aufträge aus. Um diese zu bekommen, müsse man bereits preislich gute Angebote vorlegen. Dann werde noch einmal verhandelt und der Preis gedrückt. Etwa ein Drittel der Abschlagszahlungen behalte der Generalunternehmer nach Abschluss des Baus oft ein, ziehe unter fadenscheinigen Begründungen Geld ab und zögere Zahlungen teilweise so lange heraus, dass die Handwerksbetriebe dadurch in ihrer Existenz bedroht würden, bestätigte der Installateur und Heizungsbauer. Schließlich trete man für Materialkosten, Gehälter und andere Ausgaben in Vorkasse. Für etwaige Mängel gäbe es die Gewährleistung. Die müsse man als Handwerker dann eben in Ordnung bringen.

Vor Gericht für Handwerksbetriebe oft nicht leicht

Das bestätigte auch Rechtsanwalt Sebastian Göthlich, der Verteidiger des Bauunternehmers. Es sei dennoch nicht der richtige Weg, Häuser zu demolieren. Gleichzeitig kosten Gerichtsprozesse Zeit und Geld, so Göthlich. Solche Prozesse können sich über Jahre ziehen. Gerichtskosten-Vorschüsse, Sachverständige für Gutachten, Anwälte - all das koste.

Vor allem kleine Handwerksbetriebe könnten sich das häufig nicht leisten, einige gehen deswegen gar nicht erst vor Gericht oder einigen sich dort auf einen Vergleich, gab der Installateur und Heizungsbauer zu bedenken. Doch auch dadurch verzichte der Handwerksbetrieb in vielen Fällen auf vereinbarte Zahlungen und der Generalunternehmer komme günstiger davon als anfangs vereinbart.

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