66 Frauen, Kinder und ältere Männer aus der Ukraine sind am Sonntagmittag in der Region rund um Bräunlingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) angekommen. Sie waren mit Bussen an der ukrainisch-polnischen Grenze abgeholt worden. Die Privatinitiative rund um den Gewichtheber Jürgen Braun hatte für die Ankommenden Ferienwohnungen und Appartements organisiert. Eine lange Fahrt, mit vielen Hindernissen.
Der Hilferuf kam von einem Gewichtheber-Kollegen aus der Ukraine: Der ehemalige Europameister im Gewichtheben Jürgen Braun fackelte nicht lange, sondern griff sofort zum Telefon und trommelte Helfer und Hilfsgüter zusammen. Zentnerweise Waren, darunter Schlafsäcke, Essen, medizinisches Material, kamen so zusammen. Mit drei großen Reisebussen ging es dann vergangene Woche Richtung Ukraine. "Wir werden leider sehr wahrscheinlich vor der Situation stehen, dass wir 180, 200 Plätze zur Verfügung haben und jeden Platz zwischen fünf und zehn Mal belegen könnten", schätzt Braun. Nach 20-stündiger Fahrt ohne Pausen und Schlaf erreichten Braun und seine Helfer die ukrainisch-polnische Grenze. Dort harrten bereits hunderte Menschen in der Kälte aus.
Schwarzwald, wo ist das?
An der Grenze angekommen, suchte Jürgen Braun erstmal das Gespräch mit den geflüchteten Menschen und versuchte ihre Fragen zu beantworten. Wo liegt der Schwarzwald? Vorher aussteigen, geht das? "Viele wollen in die Ballungszentren, das können wir im Moment nicht bieten", erzählt Braun. Letztlich nahmen weitaus weniger Menschen als erwartet das Hilfsangebot aus Bräunlingen an. Denn viele Flüchtende möchten so nah wie möglich an ihrem Heimatland bleiben - in der Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist.
Nur langsam und zögernd stiegen die ersten Frauen und Kinder in den Bus von Jürgen Braun, unter ihnen Olana Moryan und ihre kleine Tochter. Drei Tage und Nächte waren sie zuvor unterwegs gewesen. Die Frau mit den blonden Haaren konnte die Tränen vor Angst nicht zurückhalten.
"Mein Mann ist in Kiew. Dort sind die militärischen Maschinen und schießen, schießen auf die Straßen, auf unsere Wohnhäuser."

Von der Millionenmetropole Kiew nach Bräunlingen
Am Sonntagmittag war es endlich so weit: Olana Moryan und ihre Tochter sowie die anderen Mitgereisten aus der Ukraine trafen in Bräunlingen ein - erschöpft, aber auch erleichtert. Für Mutter und Tochter stand ein kleines Appartement in der Nähe von Bräunlingen bereit, das hatte die Familie Weber bereitgestellt. Sie haben geholfen, ohne zu zögern: "Wir sind alle Europäer, wir sind alle Menschen." Olana Moryan und ihre Tochter sind in Deutschland erstmal in Sicherheit, aber der Schwarzwald war nur eine weitere Etappe auf ihrer Flucht. Noch am nächsten Tag fuhren sie weiter zu Verwandten ins Ruhrgebiet - mit den Gedanken immer bei Mann und Sohn, 2.000 Kilometer entfernt, in Kiew, im Krieg.
Lob aus dem Innenministerium
Auch wenn weniger Menschen als angenommen in die Busse von Jürgen Braun gestiegen sind, bekommt der Bräunlinger viel Zuspruch für seine Aktion. Sogar aus dem Innenministerium kommt Lob. Die Aktion habe sehr viel in der Ukraine ausgelöst und sei auch in den Medien gewesen, wie Braun berichtet.