Es sind nur wenige Kilometer, aber sie gehören zu den malerischsten Straßenkilometern im Land: Die Rede ist von der 170 Jahre alten Landstraße durchs Albtal. Aus Sicht der Geologen gehört die Strecke wegen Steinschlägen inzwischen allerdings auch zu den Gefährlichsten.
Seit fast sieben Jahren ist die Verbindungsstraße zwischen Hochrhein und Hotzenwald deshalb gesperrt. Immer wieder wurde eine mögliche Eröffnung verschoben - zuletzt im Sommer 2021 um weitere zwei Jahre.

Erneute Verzögerung an der Albtalstraße
Und jetzt schon wieder: Neuer Zeitrahmen für die Wiedereröffnung ist 2030. Das ging am Montag bei einem Spitzengespräch mit Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), den Abgeordneten aus dem Kreis Waldshut, einer Bürgerinitiative und den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden hervor.
"Stand heute ist, dass das Ganze viel komplizierter ist, als ich damals gedacht habe. Dass man noch Jahre braucht, bis man überhaupt an Planfeststellung denken und frühestens etwa 2030 überhaupt mit einer Öffnung rechnen kann."
Umweltgerechte Sanierung könnte noch teurer werden
Außerdem könnten sich die Kosten für eine fach- und umweltgerechte Sicherung der Schlucht enorm erhöhen: von zuletzt fünf bis zehn Millionen Euro auf 27 Millionen Euro. Dabei hatte der Verkehrsminister im Sommer 2017 bei einem Besichtigungstermin vor Ort versprochen, dass die Straße schnell wieder befahrbar gemacht werden solle. Immerhin sei die Straße - damals - schon seit zwei Jahren gesperrt. Dieses Versprechen, so Winfried Hermann am Montag, könne er so inzwischen nicht mehr einhalten.
Albtalstraße für durch FFH-Gebiet europäischen Ranges
Das Hauptproblem bei der Sicherung der Albtalstraße ist, dass die Straße durch ein wichtiges Naturschutzgebiet europäischen Ranges führt. Durch ein sogenanntes FFH-Gebiet. "Das macht jegliche Baumaßnahme teuer, aufwendig und rechtlich schwierig", sagt Verkehrsminister Winfried Hermann.

Sperrung der Albtalstraße zum Politikum geworden
Die Albtalstraße wurde im Sommer 2015 - quasi über Nacht - von den Behörden nach einem Steinschlag geschlossen. Zuerst war nur von Monaten die Rede. Daraus wurden Jahre. Eine Welle des Protestes begann, die bis heute nicht abebbt. Viele Menschen in der Region empfinden die Sperrung der Albtalstraße inzwischen auch als Beweis dafür, dass die Politik in Stuttgart sich eben doch nicht für den ländlichen Raum interessiere und Versprechen nicht einhalte. Die Straßensperrung ist in der Region zum Politikum geworden. Und auch Rettungskräfte warnen seit Jahren, dass sie die Straße vor allem im Winter dringend brauchen.
Region verschaukelt? Politiker am Hochrhein enttäuscht
Jetzt sollen die Fachbehörden eine Lösung suchen, wie die Felssicherung und der Artenschutz im Albtal miteinander verbunden werden kann. Ob die Straße durch die Schlucht und durch die Tunnel aus Fels je wieder genutzt werden darf? Noch ist nichts entschieden, aber dieses Fragezeichen ist größer denn je. Görwihls Bürgermeister Carsten Quednow will darauf endlich eine Antwort.
"Die Region möchte diese Straße aus historischen Gründen. Einfach zu verzichten, ist nicht der richtige Weg, wenn man die tatsächlichen Gutachten und die daraus resultierenden Kosten noch gar nicht kennt. Dieses Jahr muss es mit der Bevölkerung einen klaren Dialog geben, wie es mit der Albtalstraße weitergeht."
Frage der Verhältnismäßigkeit nach Spitzengespräch offen
Für die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller, die das Spitzengespräch zur Albtalstraße initiiert hatte, sind noch große Fragen offen. Außerdem stellt sie in Frage, ob die Standards der Sanierung zu hoch angesetzt sind. "Das hat dann zur Folge, dass der Eingriff in die Umwelt sehr hoch ist und ein großer, hoher Ausgleich gefordert wird. Da stellt sich schon die Frage der Verhältnismäßigkeit."
Über den Asphalt der alten Straße ist inzwischen Gras gewachsen, über das Thema tut es das nicht. Die Proteste in der Bevölkerung dürften weiter gehen.