Lotte Heimpel aus Freiburg will Landärztin werden. Die 27-Jährige studiert mittlerweile im vierten Semester Medizin und paukt gerade fleißig für ihr erstes Staatsexamen im Sommer. "The Ländarzt"- das Programm des Landes Baden-Württemberg - für die gelernte Hebamme ein wahrer Glücksfall, denn ihr Abiturschnitt war für ein Medizinstudium nicht gut genug. Deshalb war sie froh, als sie mitbekam, dass Baden-Württemberg - wie mehrere andere Bundesländer - ein spezielles Programm für Landärztinnen und -ärzte anbietet.
"The Ländarzt": Abi-Note ist für die Bewerbung unwichtig
Pro Jahr gibt es zwischen 350 bis 450 Bewerbungen, sagt Jochen Theurer, der Sachgebietsleiter am Regierungspräsidium Stuttgart: Knapp 400 Bewerbungen waren es zuletzt. Das Land vergibt in dem Programm pro Jahr aber nur 75 Zusatz-Studienplätze für Medizin. Die Vergabe der Plätze ist dabei weder von der Abi-Note noch von Wartezeiten abhängig. Stattdessen gibt es ein zweistufiges Auswahlverfahren.
Wird man angenommen, unterschreibt man einen Vertrag. Darin verpflichtet man sich, nach dem Studium in Baden-Württemberg die Facharztweiterbildung zu machen und anschließend für zehn Jahre in einer Landarztpraxis zu arbeiten, die das Sozialministerium den Absolvierenden zuweist. Bei einem Verstoß gegen diese Pflichten wird eine Vertragsstrafe von bis zu 250.000 Euro fällig, sagt Jochen Theurer. Bis die ersten "Ländarzt"-Absolventinnen und -Absolventen mit dem Studium fertig sind, wird es noch dauern.
Enge Zusammenarbeit mit den Kreisen im ländlichen Raum
Medizinstudierende wie Lotte Heimpel verpflichten sich, im ländlichen Raum Allgemeinmediziner, Internist oder Kinderarzt zu werden. Beteiligt an dem Programm sind die Unikliniken in Tübingen, Ulm, Heidelberg, Mannheim und Freiburg. Laut Andy Maun, dem Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Uni-Klinik Freiburg, kooperieren die Universitätskliniken eng mit den Landkreisen.
Wir fangen schon relativ früh an, die Studierenden auf die ländlichen Regionen aufmerksam zu machen.
Freiburger Medizinstudentin träumt vom Leben im Schwarzwald
Wenn die Studierenden auf dem Land feststellten, dass sie ein gutes Lern- oder Ausbildungsklima vorfänden, dann kämen sie auch gerne wieder zurück, sagt Andy Maun. Wenn sie dann zur Weiterbildung dablieben, sei die Chance relativ groß, dass Sie auch langfristig dort blieben und eventuell eine Familie gründeten. Das Thema Familie spielt auch bei Lotte Heimpel eine große Rolle. Sie und ihr Partner wollen langfristig auf dem Land leben. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war für die 27-Jährige ein zentraler Aspekt für die Entscheidung, Landärztin zu werden.
Das ist unser großer Traum, so ein altes Schwarzwaldhaus zu kaufen und vielleicht auch zu renovieren und eine große Familie da zu haben. Vielleicht auch ein paar Tiere. Und uns da wirklich niederzulassen.
Aktuelle Bewerbungsfrist läuft noch bis Ende März 2025
Noch bis Ende März läuft die Bewerbungsfrist für die Landarzt-Förderung des Sozialministeriums für das kommende Wintersemester. Wo man später einmal als Landärztin oder Landarzt arbeiten wird, hängt davon ab, welche Bedarfsgebiete zum Zeitpunkt der Zuteilung vorhanden sind. Die Zuteilung zu einem solchen Bedarfsgebiet wird gemeinsam mit den Absolventen besprochen. Soweit möglich, würden Ortswünsche und persönliche Lebensverhältnisse berücksichtigt, so das Sozialministerium; maßgeblich seien jedoch die jeweils zur Verfügung stehenden freien Hausarztsitze.