Aus wirtschaftlichen Gründen

Nach mehr als 111 Jahren: Freiburger Friedrichsbau-Kino schließt

Stand
Autor/in
Gabi Krings

Die "Friedrichsbau Lichtspiele" in der Freiburger Innenstadt schließen zum 31. März. Damit geht eine mehr als 111-jährige Tradition zu Ende. Doch nicht alle wollen sich damit abfinden.

Von Ende März an bleiben die Vorhänge der Friedrichsbau Lichtspiele für immer geschlossen: Das Freiburger Traditionskino in der Kaiser-Joseph-Straße macht dicht. Damit endet in der Stadt ein Stück Kinogeschichte, die parallel zur Filmgeschichte bestand. Nach über 111 Jahren ist Schluss. Buster Keaton oder Marlene Dietrich, Sissi, Winnetou und Bud Spencer - aber auch Star Wars, Titanic oder Avatar flimmerten hier über die Leinwand. Viele Freiburger bedauern das Aus ihrer Institution.

Die Kinobetreiber hätten in das Kino rund eine Million Euro stecken müssen, unter anderem für Lüftung und Projektoren. Kaum zu stemmen nach den Umsatzrückgängen durch die Pandemie und den zuletzt extrem gestiegenen Energiepreisen. Vor allem aber fehlte den Betreibern die Perspektive. Denn die Stiftung, der das historische Gebäude gehört, wollte den Mietvertrag nur bis maximal zum Jahr 2030 verlängern. Laut Peter Mölbert von der Freiburger Stiftungsverwaltung steht dann eine umfangreiche Sanierung an.

"Deswegen wollten wir uns vertraglich auch nicht länger binden. Ab 2030 müssen wir es schaffen, dass wir ohne Schadenersatzforderungen der Kinobetreiber unsere Umbauarbeiten durchführen können."

Mölbert bedauert sehr, dass ein Weiterbetrieb des Friedrichsbaus somit nicht mehr möglich ist. Allerdings: "Das ist nicht der Stiftungszweck und -auftrag, Kinos zu fördern und zu unterstützen. Nichtsdestotrotz hätten wir das gerne weiter gehabt."

Kinobetreiber Ludwig Ammann im Foyer des Friedrichsbau-Kinos
Kinobetreiber Ludwig Ammann muss die Friedrichsbau Lichtspiele in Freiburg nach 111 Betriebsjahren schließen.

Kinobetreiber Ludwig Ammann versteht die Haltung der Stiftung. Dennoch gibt es auch viel Bitterkeit.

"Man fühlt sich wie eine Altlast, die zu entsorgen ist und nicht wie ein Ankermieter, mit dem man über die weiteren Jahre spricht. Irgendwann fiel der Groschen, es geht ja nur noch um den Abschied."

Von Abschied wollen viele in Freiburg aber nichts wissen. In den sozialen Medien wird das Aus des Kinos im Freiburger Friedrichsbau heftig diskutiert. Auch Stadträtin Irene Vogel von den Unabhängigen Frauen will für den Friedrichsbau kämpfen. Auch, weil in dem Programmkino ihrer Meinung nach die besten Filme laufen.

"Ich war total schockiert und hab gedacht, das darf ja wohl nicht wahr sein, damit möchte ich mich nicht abfinden."

Die Stadträtin sieht jetzt den Stiftungsrat in der Pflicht. Freiburgs Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach, Mitglied im Stiftungsrat, macht allerdings wenig Hoffnung.

"Fraktionsübergreifend wollten alle das Kino bis 2030 und noch darüber hinaus. Aber wenn die Betreiber sagen, das Risiko ist uns zu groß, dann ist das so. Ich meine, wir können nicht alles retten in dieser Stadt."

Friedrichsbau-Kino in Freiburg
Während der Pandemie vorübergehend geschlossen, bald auf Dauer: das Freiburger Friedrichsbau-Kino. (Archivbild)

Kinobetrieb nicht mehr wirtschaftlich

Eine bloße Auslaufzeit von wenigen Jahren sei weder das, was die Betreiber anstrebten, noch wirtschaftlich vertretbar, heißt es weiter. Rentable Zuschauerzahlen auf Vor-Corona-Niveau und erträgliche Energiekosten seien frühestens 2024/25 zu erwarten. Seit 2017 aufgeschobene Investionen von nunmehr einer knappen Million ergäben nur Sinn mit Blick auf einen langfristig erwünschten und zugesicherten Fortbestand des Kinos.

"Möge der Friedrichsbau, dem wir unvergessliche Kinoerlebnisse verdanken, im Kinohimmel selig werden!"

Freiburgs Stadträtin Irene Vogel will trotz allem nicht aufgeben. Sie pocht darauf, einen runden Tisch mit allen Beteiligten zu organisieren.

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Gabi Krings

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