In Freiburg gibt es seit fünf Jahren eine Frauenmilchbank, die Muttermilch-Spenden ermöglicht. Ihre Gründung war Pionierarbeit in Baden-Württemberg. Inzwischen gibt es im Land vier Frauenmilchbanken und deutschlandweit 39. Das sind aber immer noch viel zu wenige, angesichts von rund 220 Frühgeborenen-Abteilungen. Daher baut Freiburg seine Milchbank weiter aus.
Alexandra spendet ihre überschüssige Muttermilch
Lilli und ihre Mutter Alexandra sind ein eingespieltes Team. Vor drei Monaten ist Lilli zur Welt gekommen, sie trinkt problemlos an Mamas Brust und hat gut zugelegt. Deshalb kann Alexandra ihre überschüssige Muttermilch spenden. Die Milch könne sie Frühgeborenen zugute kommen lassen, die davon deutlich profitieren.
Fahrradkurier liefert Milch ins Krankenhaus
Ein bisschen Aufwand ist das Spenden schon. Alexandra muss die Materialien immer wieder auskochen, ihre Milchspenden beschriften. Auch muss sie da sein, wenn viermal die Woche der Fahrradkurier kommt.
Erst seit kurzem lässt die Uniklinik Milch von Frauen wie Alexandra abholen. Denn der Bedarf ist groß. Ihre Milch ist auch für andere Babys besser als künstliche Frühgeborenennahrung. Die Spenderinnen werden sorgfältig ausgewählt, die Stillbeziehung zum eigenen Kind soll nicht leiden. Und sie werden vorm Spenden auf Infektionskrankheiten untersucht, so wie bei Blutspenden auch.
Auch Mütter von Frühchen spenden Milch
Die Babys auf der Frühgeborenen-Intensivstation sind noch zu schwach zum Trinken und bekommen die Milch über eine Magensonde. Den Brutkasten auf der Intensivstation konnte die kleine Linda schon verlassen. Hier im Wärmebett darf Mutter Anne sie auch selbst füttern – vorerst auch noch per Sonde mit eigener abgepumpter Milch. Und davon kann sie sogar noch etwas spenden.
Anne betont, dass man glücklich über alles sei was funktioniere. Linda ist zwölf Wochen früher als gedacht auf die Welt gekommen, per Notkaiserschnitt. Damals wog sie nur 800 Gramm. Inzwischen hat sie ihr Gewicht schon verdoppelt – dank guter Muttermilch und viel kuscheln.
Muttermilch hilft bei schweren Infektionen
In der Frauenmilchbank wird die Muttermilch mikrobiologisch untersucht, zur Sicherheit erhitzt und dann eingefroren. Für Frühgeborene, deren Mütter keine oder zu wenig Milch haben, kann die gespendete Muttermilch überlebenswichtig sein. Denn Frühchen entwickeln sich am besten, wenn sie Muttermilch bekommen, sagen Experten.
Daniel Klotz, Leiter der Muttermilchbank Freiburg, spricht sich für Muttermilch aus. Mit Muttermilch gäbe es weniger schwere Infektionen, vor allem auch weniger schwerste Darminfektionen, wie die nekrotisierende Enterokolitis, die bei Frühgeborenen auch häufig tödlich verlaufe. Die bessere Entwicklung der Kinder führe auch zu einem kürzeren Krankenhausaufenthalt. Das seien die Gründe, warum die Uniklinik gespendete Frauenmilch gegenüber einer künstlichen Frühgeborenen-Formular-Nahrung bevorzuge.
Frauenmilchbank Freiburg will Angebot ausweiten
Die Frauenmilchbank in Freiburg gibt auch schon Muttermilch ab an andere Frühgeborenen-Abteilungen in der Region und darüber hinaus. Daniel Klotz sagt: "Langfristig ist unser Ziel, dass wir zuverlässig auch andere Frühgeborenen-Abteilung in der Region mit Frauenmilch versorgen können."
Dazu setzt die Frauenmilchbank nun auch auf externe Spenderinnen, die wie Alexandra von zu Hause aus spenden. Angefangen hatte die Muttermilchbank in Freiburg mit Spenderinnen, deren Früh- und Neugeborene selbst in der Klinik waren. Das reicht aber nicht mehr aus. Denn der Bedarf an Muttermilch ist groß.
Einblicke am Welt-Frühgeborenen-Tag
Unter dem Motto "Kleine Wunder" gibt die Uniklinik Freiburg am 17. November einen Einblick in die Behandlung von Frühgeborenen. Anlass ist der Welt-Frühgeborenen-Tag. Für den Aktionstag an der Uniklinik wird eigens eine Frühchen-Intensivstation aufgebaut. Mehr als 60.000 Kinder kommen jährlich in Deutschland zu früh auf die Welt - also etwa jedes zehnte Kind.