Sie können nicht mehr als sechs Fahrgäste mitnehmen, fahren mit Elektroantrieb und nur dann, wenn sie gebraucht werden. Seit März rollen in 25 Gemeinden im Großraum Straßburg Kleinbusse der sogenannten Flexhop-Flotte im Regelbetrieb. Sie fahren 270 Haltestellen an und bedienen mehr als 20.000 Nutzer. Seit Kurzem warten auch vor dem Europäischen Forum in Neuried (Ortenaukeis) Menschen darauf, dass ihre knallpinke Schnauze um die Ecke biegt.
Diese Woche war die Präsidentin der Eurometropole Straßburg da, um Werbung für die Flotte zu machen: "Der Flexhop ist ein Bus, den man reservieren kann, nur eine halbe Stunde vorher. Er bringt Flexibilität, kostet aber nicht mehr als ein Linienbus-Ticket."
Schnittstelle unterschiedlicher Systeme
Mit dem Angebot hat der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau einen weiteren Brückenschlag über den Rhein geschafft, der den sogenannten kleinen Grenzverkehr vereinfachen soll. Außerdem macht er den Haltepunkt am Fuße der Pierre-Pflimlin-Brücke zur Schnittstelle zweier sehr unterschiedlicher ÖPNV-Angebote.
An ihrer ersten deutschen Station treffen die modernen kleinen Elektrobusse der Flexhop-Flotte auf die großen altgedienten Linienbusse der Südwestdeutschen Landesverkehrs AG (SWEG). Deren Fahrzeuge steuern das Forum seit zwei Jahren an - mal mehr, mal weniger gut gefüllt.
Flexhop per App buchen und einsteigen
Kann man im Linienbus noch spontan ein Ticket lösen, braucht die Flexhop-Fahrt ein bisschen Vorbereitung: Nutzende müssen sich registrieren und ihre Fahrt über eine App buchen. Erst dann können sie einsteigen.
Anders als im Linienverkehr ist beim Flexhop nicht die Abfahrts- sondern die Ankunftszeit die entscheidende Variable: Für eine Busbestellung muss man in der App eingeben, wann man an welcher Haltestellen eintreffen möchte. Per Computer werden nach Möglichkeit mehrere Anfragen zu einer Route zusammengeführt und an einen Fahrer übermittelt. Der sammelt die Kunden dann einen nach dem anderen ein.
"Wenn man umweltgerechte Mobilität will, muss man auch investieren und das nicht nur auf den Hauptverkehrsachsen, sondern auch in der Fläche."
Der Ortenauer Landrat Frank Schwerer ist gespannt, wie das Angebot angenommen wird. Das Modell von garantierten Ankunftszeiten sei auch für den Ortenaukreis hochinteressant. Scherer lobt die Investitionen der französischen Partner als wichtigen Baustein für die grenzüberschreitende Verkehrswende.
Taktlücke im Bahnverkehr Offenburg-Straßburg geschlossen
Seit 2017 die Tram zwischen Straßburg und Kehl mit großem Tamtam in Betrieb gegangen ist, geht der Ausbau des grenzüberschreitenden ÖPNV in der Region eher in kleinen Schritten, aber doch stetig voran.
So konnte auf der Bahnstrecke Offenburg-Straßburg zuletzt eine Taktlücke um die Mittagszeit geschlossen werden. Und auch der einstige Arbeitnehmer-Bus zwischen Erstein und Lahr -ist seit einem Jahr öffentliche Line. Landrat Frank Scherer freut sich, dass die Linie seit Öffnung für das große Publikum etwa doppelt so stark genutzt wird wie zuvor. Und der Mobilitätsbeauftragte der Stadt Straßburg, Alain Jund pflichtet bei: Ziel sei es, die Grenzregionen so zu verbinden, dass man die Grenze nicht mehr bemerkt.
"Der Rhein, der immer eine Grenze war, wird weiter fließen. Aber die Grenze wird verschwinden."
Auf der Schiene sind dem weiteren Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs allerdings doch Grenzen gesetzt. Denn die Zahl der Züge, die auf beiden Seiten der Grenze eingesetzt werden können, ist bisher begrenzt. So muss die SWEG Fahrzeuge der Ortenau S-Bahn technisch umrüsten, um damit nach Frankreich fahren zu dürfen. Fällt ein Wagen aus, gibt es Probleme.
Gemeinsame Fahrzeugflotte geplant
Erst 2024 soll sich Grundlegendes ändern. Laut Regierungspräsidium Freiburg soll am Oberrhein bis dahin ein gemeinsamer Bestand an Zügen mit hoher Beförderungskapazität entstehen. Die Entwicklung der Fahrzeuge laufe, gefördert von der EU und unter Federführung der französischen Region Grand Est, heißt es.