Der Fischotter ist zurück in Baden-Württemberg. Immer wieder wurden in den vergangen Jahren einzelne Exemplare nachgewiesen - unter anderem an Donau, Dreisam, Jagst und Tauber. In der Nähe von Freiburg wurden kürzlich zum ersten Mal Jungtiere beobachtet und gefilmt. Das beweist: Der putzige Wassermarder fühlt sich hier definitiv wieder wohl. Fischer und Teichwirte im Land schlagen aber Alarm, denn Fischotter sind gefürchtete Jäger.
Nach fast 100 Jahren wieder Fischotter-Jungtiere in BW
"Ich konnte erstmal überhaupt nicht glauben, was ich da sehe", erzählt Victor Meier aus Freiburg. Es ist bereits dunkel, als der Jäger am Ufer eines Grundwasserteichs im Landkreis Emmendingen den Atem anhält und ganz vorsichtig seine Wärmebildkamera zückt. Wenige Meter von ihm entfernt lugen drei Paar leuchtende Knopfaugen aus dem Wasser - ein Fischotter-Weibchen mit ihren beiden Jungtieren. Sie machen gemeinsam Jagd auf Teichhühner. Meier hält das mit seiner Kamera fest.

"Sowas hat es seit 1928 nicht mehr gegeben in Baden-Württemberg", sagt Meier. In jenem Jahr war der letzte Otter an der oberen Donau bei Pfohren (Stadt Donaueschingen) nachgewiesen worden. Seit dem galt er als ausgerottet. Erst 2017 wurden in Baden-Württemberg wieder einzelne Tiere gesichtet. Und jetzt erstmals mit Nachwuchs.
Dass man sowas überhaupt mal zu sehen bekommt, bei uns in Baden-Württemberg, in Deutschland - Wahnsinn.
Rückkehr des Fischotters nach BW macht Fischzüchtern Sorgen
An der unteren Dreisam und ihren Nebengewässern fühlt sich der Fischotter, der immer noch auf der Roten Liste gefährdeter Arten steht, offenbar pudelwohl. Die Gewässerufer sind meist dicht bewachsen mit Büschen und Schilf und bieten so ausreichend Schutz, auch für viele Fische, Frösche und Vögel. Davon profitiert auch der Fischotter.

In Bayern ist der Abschuss von Fischottern unter Auflagen möglich
Momentan spricht laut Meier nichts dagegen, "dass er sich auch hier weiter vermehrt und verbreitet". Das gefällt nicht jedem. Denn die Tiere, die mit ihrem dichten Fell und ihrer Stupsnase ein bisschen wie Mini-Robben aussehen, sind auch gefürchtete Jäger. Schon schlagen Fischer und Teichwirte im Land Alarm. Denn der Blick nach Bayern zeigt, dass Otter mitunter ganze Fischzuchten - und wirtschaftliche Existenzen - bedrohen. Dort dürfen seit August 2024 einzelne Fischotter wieder geschossen werden, aber unter strengen Auflagen.
Zuletzt waren in Baden-Württemberg noch keine Fälle bekannt, in denen Fischotter größere Schäden angerichtet haben. "Was wir jetzt brauchen, ist eine Datengrundlage, um einen Einblick zu bekommen, wie sich unsere Wildtierbestände gerade verändern", sagt Meier. Daraus ließen sich Ideen zu einem Otter-Management entwickeln. Fischteiche ließen sich etwa durch Netze oder Elektrozäune sichern, doch das sei nicht ganz unproblematisch, sagt Meier. Eins ist jedenfalls klar: Der Fischotter ist gekommen, um zu bleiben. Das ist durch Meiers Nachwuchs-Beobachtung noch einmal sicherer geworden.