Umwelt- und Verfahrenstechnik der Hochschule Furtwangen

Kinzigtal: Mikroplastik bindet Spurenstoffe im Abwasser

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AUTOR/IN
Viola Maury

Drei Absolventen der Hochschule Furtwangen haben herausgefunden, dass man Plastikmüll auch sinnvoll nutzen kann, als Filteranlage für die Wasseraufbereitung in Kläranlagen.

Sie sind angetreten, die Welt besser und ein bisschen sauberer zu machen: Adrian, Raphael, und Moritz. Ihre Idee ist es, Wasser mit Plastikmüll zu reinigen.

In den meisten Kläranlagen im Land werden derzeit in drei Stufen fast alle Schadstoffe aus dem Wasser gefiltert, aber eben nur fast. Drei Prozent der Schadstoffe schaffen sie nicht. Das klingt wenig, aber: "Die drei Prozent haben es in sich, weil in diesen drei Prozent stecken die sogenannten Spurenstoffe drin. Das heißt, Arzneimittelrückstände und Hormone. Die können wir in der biologischen Stufe nicht entfernen", sagt Aldrin Mattes, Betriebsleiter der Kläranlage in Biberach.

vier Männer an einem Becken einer Kläranlage  (Foto: SWR)
Das Trio ist angetreten die Abwasserbehandlung zu verbessern.

Mikroplastik hat gute Eigenschaften für Schadstoffe

Mehrere Jahre tüftelten die drei, um auch diese hartnäckigen Spurenstoffe wie Pflanzenschutzmittel oder Hormone aus dem Wasser zu filtern. Die Lösung, die sie fanden: ausgerechnet Mikroplastik scheint dafür geeignet.

"Mikroplastik hat eine schlechte Eigenschaft, einen magnetischen Effekte, dass sich Schadstoffe anlagern. Das ist zunächst problematisch. Aber wir haben uns gedacht, das können wie als Potenzial nutzen."

Und so sieht die Lösung dann im Modell aus: Oben wird Wasser mit Farbstoff in eine Röhre gegeben. Kleine poröse Plastikkügelchen aus Nylon, einem Stoff aus industriellen Abfallprodukten, dienen als Filter.

"Damit können wir viele Schadstoffe binden. Man kann es sich vorstellen wie einen magnetischen Effekt: Die Schadstoffe, die im Wasser sind, kommen an einem Partikel vorbei und docken einfach an.“

Inzwischen werden die Nylonkügelchen aus Plastikabfällen im größeren Stil produziert, die Laborphase haben sie hinter sich. Seit mehreren Monaten testet das Klärwerk Biberach das nachhaltige Filtersystem. Die Nylonkügelchen stecken in diesem Kanister, das geklärte Wasser aus der Kläranlage wird darin noch einmal gefiltert. Die Ergebnisse seien vielversprechend, so der Betreiber. Ein Dauerbetrieb könne nicht ausgeschlossen werden.

"Das ist natürlich begeisternd und treibt uns an, wenn wir feststellen, dass wir was bewegen können. In kleinen Versuchen haben wir schon gesehen, dass es auch mit Luft funktioniert. Also wir gehen mehrere große Umweltprobleme auf einen Schlag an."

Mit einer Idee waren sie angetreten – nun stehen die Chancen nicht schlecht, dass auch andere Klärwerke im Land ihr Filtersystem nutzen – und ihre Vision Wirklichkeit wird.

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