Auch in Deutschland und Frankreich sterben jährlich bis zu 150 Frauen durch Männer. Wie man Frauen besser schützen kann, darüber wurde auf einer Konferenz in der Schweiz beraten.
Alle zwei Wochen stirbt in der Schweiz eine Frau durch die Tat eines Partners oder Ex-Partners. Doch zu Femiziden existiert in der Schweiz bislang keine gesonderte Statistik, die das Motiv hinter der Tat erfasst. Morde sind die Spitze eines Eisberges von häuslicher Gewalt. In der Schweiz wurden im letzten Jahr 20.000 Fälle gemeldet. In Deutschland wird die gewalttätige Vorgeschichte von Frauenmorden dagegen klar dokumentiert, sagt Simone Lindfeld vom Polizeipräsidium Freiburg: "Also wir haben bei uns in der Erfassung in unserem polizeilichen System ein Marker HG - das heißt häusliche Gewalt - und der wird gesetzt, wenn tatsächlich Partnergewalt in diesem Delikt eine Rolle spielt. Und damit sollte eigentlich bei einem Tötungsdelikt, bei dem auch HG angekreuzt ist, jeder Femizid sauber erkannt werden."
Die Dunkelziffer häuslicher Gewalt dürfte deutlich höher liegen
Die Schweiz will den Schutz von Frauen jetzt verbessern, so Karin Keller-Sutter Justizministerin in der Schweiz: "Das rechtliche Instrumentarium alleine genügt nicht, das muss eingebettet sein in einem Gesamtkonzept der Bekämpfung der häuslichen Gewalt, also Opferschutz, Bedrohungsmanagement, Lernprogramme beispielsweise."
Auch im Elsass erschüttern häusliche Gewalt und brutalste Femizide. Eine 48- jährige Frau stirbt nach dem der Ex-Partner sie aus dem Fenster schubste und Bierflaschen hinterher warf. Nach solchen Morden protestieren Frauen wie etwa in Straßburg regelmäßig gegen Femizide. 97 Femizid-Fälle waren es im Jahr 2020 in Frankreich.
In Deutschland gibt es für Frauen jetzt die Notruf-App NORA
In Deutschland haben Frauen in Notsituationen von häuslicher Gewalt seit kurzem auch die Möglichkeit sich über die Notruf App NORA zu melden, so Simone Lindfeld vom Polizeipräsidium Freiburg: "Kommt genauso wie der Notruf 110 bei uns im Führungs- und Lagezentrum raus und wird von dort aus im Zweifelsfall im Chat bearbeitet, der Standort wird mitgesendet. Das ist eine super Möglichkeit. Je mehr Frauen sich trauen bereits erste Anzeichen von häuslicher Gewalt zu melden, umso größer sind die Chancen, das Beziehungsstreitigkeiten nicht in Femiziden münden."
Die NORA-App ist (Stand 9.11.2021) allerdings nicht in den App-Stores verfügbar. Wegen der großen Nachfrage seien Arbeiten an der Infrastruktur der Notruf-App notwendig, teilt das Innenministerium NRW mit. Sie ist vorübergehend nur über den Support der Betreiber erhältlich.

Orange Day: erleuchtete Gebäude als Zeichen der Solidarität
Weltweit wird am 25.11. gegen Gewalt an Frauen protestiert. Als Zeichen der Solidarität werden zahlreiche öffentliche Gebäude orange angestrahlt. Auch in Südbaden beteiligen sich zahlreiche Städte und Kommunen an der Aktion. Der "Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“ ist auch Startschuss für zahlreiche weitere Aktionen, die in den kommenden Wochen von Lörrach bis Offenburg geplant sind. Das Thema hat vor allem auch durch die Corona-Pandemie an Brisanz gewonnen. Für viele Frauen und deren Kinder ist ihr Zuhause kein sicherer Ort mehr. Jede 3. Frau in Deutschland ist von sexueller oder körperlicher Gewalt betroffen.