Die aktive Zeit als Fußballprofi ist vorbei. Was macht man dann? Viele suchen sich ein neues Betätigungsfeld, halten aber weiter Kontakt zum Sport. Und was macht der Freiburger Ex-Fußballer Karim Guédé?
Karim Guédé spielt Saxophon. Der Ex-Profi des SC Freiburg sitzt auf einer Bank auf dem Wolfsbuck, dem sogenannten Monte Scherbelino. Die Sonne geht langsam unter, sein Blick schweift über das Europa-Park Stadion.
Das beruhigt mich. Nur ich und mein Saxophon. Entspannen, spielen und genießen.
Hier kann Karim Guédé runterkommen vom Fußball. Den ganzen Tag wurde wieder viel über Spieler diskutiert, Daten bewertet und Transfermöglichkeiten ausgelotet. Die vergangenen Wochen waren hart und stressig. Der SC Freiburg wollte unbedingt "einen Spieler mit Milli-Format", sagt Guédé und meint Maximilian Philipp, den der Sportclub tatsächlich verpflichten konnte. "Das war ein Top-Transfer". Das beweisen die wichtigen Tore, die der Neuzugang bereits schoss.
Guédé ist Scout beim SC Freiburg, er sichtet talentierte Spieler und ist dafür viel auf Achse. Das Saxophon habe ihn verändert, ruhiger gemacht. "Ich habe im Lockdown vor rund zwei Jahren angefangen", erinnert sich Guédé. Er habe die Zeit genutzt. Es war seine eigene und bewusste Entscheidung mit diesem Instrument zu beginnen. "Anders wie beim Fußball, da wurde ich reingeboren. Fußball war schon von klein auf immer da", sagt der 38-Jährige.

Das Saxophon mache ihn zufrieden und glücklich. Er nimmt es mit auf seine vielen Scouting-Reisen. Zuletzt ging es zum Spiel Grenoble gegen Bordeaux. 2. Französische Liga. Sein Schwerpunkt: Frankreich. "Abends habe ich dann manchmal Zeit und Luft und gehe in die Parks in den verschiedenen Städten und spiele Saxophon", sagt Guédé.
Der gebürtige Hamburger spricht fünf Sprachen. Er ist deutsch-französisch aufgewachsen, seine Mutter kommt aus dem Togo. Englisch lernte er in der Schule. Er spielte lange in der Slowakei und war dort Nationalspieler – daher auch slowakisch. Von brasilianischen Mitspielern lernte er zusätzlich portugiesisch. Er versteht außerdem tschechisch. Ein großer Vorteil bei seiner internationalen Scout-Tätigkeit.

Nun arbeitet er im Hintergrund und nicht mehr auf dem Platz im Rampenlicht. Viele SC Fans werden Guéde allerdings wohl nie vergessen. Er sei eine Legende, meinen einige Anhänger. Andere verweisen auf wichtige Tore. "Er ist ein bulliger Stürmer gewesen und er hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt", sagt der nächste SC-Fan. "Viele Zweikämpfe, gelbe Karten, rote Karten, schnelle Platzverweise, aber auch Kampfgeist und Wille", erinnert sich ein weiterer Fan auf dem Weg zum Europa-Park Stadion.

Legendär war auch seine Torvorlage auf Petersen zum Sieg gegen die Bayern. Das war Ekstase, ein Gänsehautmoment. Sechs Jahre spielte Guédé im Breisgau. Danach wechselte er zum SV Sandhausen, wo er seine Karriere beendete. Doch wie zum Beispiel auch Vincenzo Grifo, Matthias Ginter und Maximilian Philipp kam er wieder zurück. Jeder trage den Verein im Herzen.
Ich bin wieder zurückgekommen, klar, weil ich hier die beste Zeit hatte.
Der Trainer, Christian Streich, und die Mitarbeiter seien schon seit Jahren da. Es gebe wenig Wechsel im Verein. Er sei alles gewohnt. "Die Stadt ist zwar überschaubar, bisschen kleiner, aber gemütlich und fein." Außerdem sei das Wetter "brutal gut".
So wie auch an diesem Abend. Die warme Herbstsonne geht hinter Karim Guédé und seinem Saxophon unter. Er spielt noch ein Weilchen, dann ist die Sonne ganz untergegangen - und er hat beim Musizieren den stressigen Tag hinter sich gelassen.