Die Familie Mack im Jahr 2016 im Themenbereich Irland des Europa-Parks. (Foto: SWR)

Touristisches Großprojekt

Kommt das Europa-Park-Projekt "Europa Vallée" ins Elsass?

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AUTOR/IN
Christine Veenstra

Die Betreiber des Europa-Parks haben das Elsass als Standort für neue Projekte seit längerem im Blick. Wie sich ein besonderes Großprojekt einfügen könnte, wird in der Region inzwischen geprüft.

Erst sorgten die Macks 2018 mit der Vision einer Seilbahn über den Rhein für Schlagzeilen, dann, Anfang 2020, mit der Idee eines großen Feriendorfs im mittleren Elsass. Der Name des Projekts: "Europa Vallée".

Von einer Ferienanlage mit Hotels und Hütten im elsässischen Stil sowie Verkaufsstätten für regionale Produkte war in den Medien die Rede. Dann hat man von alldem lange nichts mehr gehört.

Jetzt, im Mai 2022, tut sich wieder etwas. Anfang des Monats ist beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) eine Anmeldung aus Rust eingegangen, die viele Menschen im Elsass die Ohren spitzen lässt.

Der Radiobeitrag zum Nachhören:

Anmeldung beim Patent- und Markenamt

Die Mack Media & Brands GmbH & Co KG hat den Schutz des Markennamens "Europa Valley" beantragt. Die Macks, Betreiber des Europaparks, lassen sich den Namen für eine Fülle von Aktivitäten sichern - vom Betrieb von Hotels und Herbergen über Audio- und Video-Produktionen bis zum Anpassen künstlicher Gliedmaßen. Warum?

Aus Rust heißt es dazu schriftlich: "Der Europa-Park hat sich die Marke vorsorglich gesichert. Es gibt derzeit allerdings keine konkreten Pläne zur Umsetzung."

Gebietskörperschaften lassen Machbarkeit prüfen

890 Euro kostet eine solche Anmeldung laut DPMA - Peanuts verglichen mit der Viertelmillion Euro Steuergeld, die im Elsass gerade in eine Studie investiert werden. Die Region Grand Est, das Département Bas-Rhin, der französische Staat und zwei Gemeindeverbände haben zusammengelegt. Untersucht wird, wie das mittlere Elsass wirtschaftlich und touristisch aufgestellt ist, und ob ein Projekt wie "Europa Vallée" zwischen Erstein und Marckolsheim seinen Platz finden könnte.

Erste Ergebnisse zum "Ist-Zustand" des Gebiets wurden vor einigen Tagen vorgestellt - wenigen Ausgewählten. Mit dabei war Stéphane Giraud, Direktor des Naturschutzverbandes Alsace Nature.

Grundlegende Fragen zur Gebietsentwicklung

"Der Zweck dieser Gebietsstudie ist erst einmal, dass man alle möglichen Aspekte bearbeitet, einschließlich der Umweltfragen", so Giraud. Das sei richtig, um heraus zu finden, wie man das Gebiet grundsätzlich entwickeln wolle.

Mit Blick auf "Europa Vallée" stellt er fest: "Bisher kennt niemand die Ausmaße. Man rechnet mit allem zwischen 50 und 150 Hektar." Ob das Projekt wünschenswert ist oder nicht - diese Debatte werde geführt, wenn man wisse, um welche Art von Projekt es eigentlich geht.

Studie attestiert Defizit beim touristischen Angebot

Die Analyse, die jetzt vorgenommen wurde, stellt dem Gebiet zwischen Erstein und Marckolsheim kein besonders gutes Zeugnis aus. In Sachen Mobilität gebe es kaum Alternativen zum Auto. Beim touristischen Angebot ist von einem Defizit die Rede. Es sei der richtige Moment für einen Impuls. Gleichzeitig weist die Studie aber auch auf die zunehmende Versiegelung des Bodens hin. Und hier entzündet sich Protest.

Anders als Alsace Nature ruft eine Gruppe namens "Le Chaudron des alternatives" schon auf die Barrikaden. Sprecher Pascal Lacombe: "Wir sind gegen das Projekt "Europa Vallée", weil wir vor allem die Natur und das Leben schützen wollen. Das, was man hier mitten im Elsass findet. Nah beim Rhein, wo es noch ein bisschen Wildnis gibt und Artenreichtum."

Man konzentriere sich deshalb auf den Widerstand gegen das Projekt, halte es mit Blick auf Klima und Biodiversität für gefährlich.

Beobachterin: Landwirtschaftskammer äußert Ablehnung

Laut einer Person, die bei der Präsentation der ersten Studien-Ergebnisse dabei war, aber anonym bleiben möchte, regt sich auch noch von anderer Seite Widerstand: "Als Beobachterin fand ich es sehr interessant, dass die Landwirtschaftskammer ihre Ablehnung geäußert hat, wie auch die Bürgermeister kleinerer Gemeinden, die im Rahmen der Studie nicht konsultiert wurden", so schreibt sie in einer E-Mail.

Eine öffentliche Stellungnahme aus einem der beteiligten Rathäuser war bisher nicht zu bekommen, ebenso wenig von Seiten der elsässischen Landwirtschaftskammer.

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Christine Veenstra