Der Eingangbereich der Helios-Arena in Villingen-Schwenningen. Hier kann man Eislaufen und Spiele der Schwenninger Wild Wings besuchen, die in der ersten Deutschen Eishockey Liga spielen (Foto: SWR, Samantha Happ )

Eislaufen statt Energiesparen

Villingen-Schwenningen betreibt Eishalle in der Energiekrise weiter

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Samantha Happ
Samantha Happ (Foto: SWR DASDING)

In der Helios-Arena in Villingen-Schwenningen öffnet am Mittwoch die Eislaufhalle. Trotz Energiesparpolitik und Angst vor Engpässen werden hier Kilowattstunden im Millionenbereich bezogen.

Elegant auf Schlittschuhen über das Eis gleiten und Pirouetten drehen oder sich unsicher an der Bande entlang hangeln und wild rudernd auf das Eis legen: Szenen, die in diesem Jahr nur wenige erleben werden. Denn zahlreiche Weihnachtsmärkte haben sich in diesem Krisenjahr dazu entschlossen, energieintensive Eisflächen von den Märkten zu verbannen.

Helios-Arena startet Eislaufsaison

Eine andere Entscheidung in Bezug auf energieintensive Eisflächen hat man dagegen bei der Kunsteisbahn GmbH in Villingen-Schwenningen getroffen und dabei Unterstützung von städtischer Seite bekommen. Gleich zwei Eisflächen mit 3,5 Zentimeter Dicke und von der Größe eines Fußballfeldes werden hier betrieben.

"Im Winter haben wir beide Flächen laufen und im Sommer ist eine der Flächen auf jeden Fall weg."

Ob im kommenden Sommer vielleicht sogar beide Flächen "abgetaut" werden, darüber werde derzeit noch entschieden. Bis dahin halte man jedoch erstmal an der Vorgehensweise der letzten Jahre fest. Obwohl Greogor Gülpen gleichzeitig Geschäftsführer der Stadtwerke Villingen-Schwenningen ist, bleibt auch die Kunsteisbahn GmbH von der Energiekrise nicht verschont. Die klare Trennung zwischen den beiden Funktionen falle ihm jedoch nicht schwer.

Mehr als das Dreifache an Energiekosten in diesem Jahr

Mit einem Jahresverbrauch von um die 4,5 Millionen Kilowattstunden wird die Kunsteisbahn GmbH für dieses Jahr, statt üblicherweise mit etwa 500.000 Euro für Gas- und Stromkosten, über eine Summe von 1,6 Millionen Euro zur Kasse gebeten. Selbst nach der durch die Bundesregierung beschlossenen Deckelung der Energiekosten werde man immer noch etwa die doppelte Summe bezahlen müssen.

Stadt Villingen-Schwenningen bietet finanzielle Unterstützung

Ohne eine umfangreiche Unterstützung durch die Stadt könnte die Kunsteisbahn GmbH diese Kosten nicht stemmen. Im Gemeinderat Villingen-Schwenningen hat man sich daher für einen "atmenden" Energiezuschuss von städtischer Seite ausgesprochen. Im Klartext bedeutet dies, die Stadt übernimmt jene Kosten, die über die Energiekosten aus dem Geschäftsjahr 2020/21 hinausgehen.

Preis für die Nutzung der Eisbahn erhöht sich deutlich

Um die sonstigen, gestiegenen Ausgaben zu decken, habe man die Kosten für die Nutzung der Eisflächen erhöht. Für eine Stunde auf dem Eis zahlen die Vereine statt ursprünglich 145 Euro nun 250 Euro. Der Eintrittspreis für das Eislaufen ist dagegen nur um einen Euro, auf insgesamt sechs Euro für Erwachsene gestiegen.

So will Helios-Arena Energie sparen

Der Jahresverbrauch der Kunsteishalle entspricht grob überschlagen dem durchschnittlichen Verbrauch von etwa 225 Vier-Personen-Haushalten, abhängig von Wohnart und -fläche. Gleichzeitig warnen Politikerinnen und Politiker vor großflächigen Stromausfällen, Straßen- und Schaufensterbeleuchtungen werden ausgeschaltet, Warmwasser abgestellt und Temperaturen in Gebäuden deutlich gesenkt.

"Die Technik ist teilweise älter als zwanzig Jahren und da hat halt Gas und Strom nichts gekostet."

Um kurzfristig einige Einsparungen machen zu können, hat der Gemeinderat zusätzlich 200.000 Euro genehmigt, für neue, sparsamere Pumpen und Ventilatoren. Die bisherigen seien teilweise älter als 20 Jahre, so Gülpen. Dadurch könne man mit einer Einsparung von ca. 40.000 Euro im Jahr planen.

Die Schließung der Eishalle sei keine Option

Dass eine Schließung der Eishalle keine Option ist, dürfte wohl auch die Deutsche Eishockey Liga sowie ein Großteil der etwa 3.000 Besucherinnen und Besucher der Wild Wings Spiele so sehen.

"Wir haben einfach vertragliche Verpflichtungen mit den Wild Wings. Das heißt, ich kann die Helios-Arena gar nicht abschließen, es sei denn, ich möchte horrende Vertragsstrafen in Kauf nehmen."

Entscheidungen, wie etwa die Eishockey-Saison zu verkürzen oder abzusagen, um dadurch in den zahlreichen Städten durch Abschaltung der Eisstadien zusätzlich Energie einzusparen, müssten in Berlin getroffen werden. Da habe man als kleine Stadt wie Villingen-Schwenningen keinen Einfluss, so Gülpen.

Nicht nur Wild Wings sind wichtig

Doch dem derzeitigen Geschäftsführer der Kunsteisbahn gehe es nicht nur um den Profiverein. Wichtiger seien ihm die Menschen des Schwenninger Eis- und Rollschuhclubs (SERC), die auf den Eisflächen trainieren. Außerdem die ca. 27.000 Besucherinnen und Besucher, die zum Eislaufen in die Halle kommen. Gregor Gülpen zufolge sei es daher sinnvoll, die Eisbahn in dieser Saison weiterlaufen zu lassen. Denn noch ein Aspekt sei entscheidend: die Attraktivität der Stadt.

"Wir müssen uns einfach fragen, welches Lebensgefühl wollen wir haben."

An der Energiebilanz der Helios-Arena wolle man in den kommenden Jahren jedoch verstärkt arbeiten.

Helios-Arena soll zu einem Kraftwerk werden

In den kommenden sechs Monaten arbeite man ein Konzept aus, wie die Helios-Arena in Zukunft an ihrer Energiebilanz arbeiten kann. Man wolle die Kunsteishalle so umgestalten, dass sie nicht nur CO2-neutral, sondern gemeinsam mit umliegenden Industrieunternehmen zu einer Art Kraftwerk werde.

Neben einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Eishalle, soll die bisher ungenutzte Abwärme des Stadions in Zukunft umgewandelt werden. Damit wolle man zum Einen, das von den Eisflächen abgeschabte Eis auftauen, um es hinterher ins Abwasser leiten zu können. Das passiere aktuell noch unter Einsatz von Gas. Zum Anderen wolle man damit bis zu 600 Häuser im Stadtteil Schwenningen mit Wärme versorgen. Doch bis man da angekommen sei, gehen noch einige 4,5 Millionen Kilowattstunden ins Land.

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