Elegant auf Schlittschuhen über das Eis gleiten und Pirouetten drehen oder sich unsicher an der Bande entlang hangeln und wild rudernd auf das Eis legen: Szenen, die in diesem Jahr nur wenige erleben werden. Denn zahlreiche Weihnachtsmärkte haben sich in diesem Krisenjahr dazu entschlossen, energieintensive Eisflächen von den Märkten zu verbannen.
Helios-Arena startet Eislaufsaison
Eine andere Entscheidung in Bezug auf energieintensive Eisflächen hat man dagegen bei der Kunsteisbahn GmbH in Villingen-Schwenningen getroffen und dabei Unterstützung von städtischer Seite bekommen. Gleich zwei Eisflächen mit 3,5 Zentimeter Dicke und von der Größe eines Fußballfeldes werden hier betrieben.
Ob im kommenden Sommer vielleicht sogar beide Flächen "abgetaut" werden, darüber werde derzeit noch entschieden. Bis dahin halte man jedoch erstmal an der Vorgehensweise der letzten Jahre fest. Obwohl Greogor Gülpen gleichzeitig Geschäftsführer der Stadtwerke Villingen-Schwenningen ist, bleibt auch die Kunsteisbahn GmbH von der Energiekrise nicht verschont. Die klare Trennung zwischen den beiden Funktionen falle ihm jedoch nicht schwer.
Mehr als das Dreifache an Energiekosten in diesem Jahr
Mit einem Jahresverbrauch von um die 4,5 Millionen Kilowattstunden wird die Kunsteisbahn GmbH für dieses Jahr, statt üblicherweise mit etwa 500.000 Euro für Gas- und Stromkosten, über eine Summe von 1,6 Millionen Euro zur Kasse gebeten. Selbst nach der durch die Bundesregierung beschlossenen Deckelung der Energiekosten werde man immer noch etwa die doppelte Summe bezahlen müssen.
Stadt Villingen-Schwenningen bietet finanzielle Unterstützung
Ohne eine umfangreiche Unterstützung durch die Stadt könnte die Kunsteisbahn GmbH diese Kosten nicht stemmen. Im Gemeinderat Villingen-Schwenningen hat man sich daher für einen "atmenden" Energiezuschuss von städtischer Seite ausgesprochen. Im Klartext bedeutet dies, die Stadt übernimmt jene Kosten, die über die Energiekosten aus dem Geschäftsjahr 2020/21 hinausgehen.
Preis für die Nutzung der Eisbahn erhöht sich deutlich
Um die sonstigen, gestiegenen Ausgaben zu decken, habe man die Kosten für die Nutzung der Eisflächen erhöht. Für eine Stunde auf dem Eis zahlen die Vereine statt ursprünglich 145 Euro nun 250 Euro. Der Eintrittspreis für das Eislaufen ist dagegen nur um einen Euro, auf insgesamt sechs Euro für Erwachsene gestiegen.
So will Helios-Arena Energie sparen
Der Jahresverbrauch der Kunsteishalle entspricht grob überschlagen dem durchschnittlichen Verbrauch von etwa 225 Vier-Personen-Haushalten, abhängig von Wohnart und -fläche. Gleichzeitig warnen Politikerinnen und Politiker vor großflächigen Stromausfällen, Straßen- und Schaufensterbeleuchtungen werden ausgeschaltet, Warmwasser abgestellt und Temperaturen in Gebäuden deutlich gesenkt.
Um kurzfristig einige Einsparungen machen zu können, hat der Gemeinderat zusätzlich 200.000 Euro genehmigt, für neue, sparsamere Pumpen und Ventilatoren. Die bisherigen seien teilweise älter als 20 Jahre, so Gülpen. Dadurch könne man mit einer Einsparung von ca. 40.000 Euro im Jahr planen.
Die Schließung der Eishalle sei keine Option
Dass eine Schließung der Eishalle keine Option ist, dürfte wohl auch die Deutsche Eishockey Liga sowie ein Großteil der etwa 3.000 Besucherinnen und Besucher der Wild Wings Spiele so sehen.
Entscheidungen, wie etwa die Eishockey-Saison zu verkürzen oder abzusagen, um dadurch in den zahlreichen Städten durch Abschaltung der Eisstadien zusätzlich Energie einzusparen, müssten in Berlin getroffen werden. Da habe man als kleine Stadt wie Villingen-Schwenningen keinen Einfluss, so Gülpen.
Nicht nur Wild Wings sind wichtig
Doch dem derzeitigen Geschäftsführer der Kunsteisbahn gehe es nicht nur um den Profiverein. Wichtiger seien ihm die Menschen des Schwenninger Eis- und Rollschuhclubs (SERC), die auf den Eisflächen trainieren. Außerdem die ca. 27.000 Besucherinnen und Besucher, die zum Eislaufen in die Halle kommen. Gregor Gülpen zufolge sei es daher sinnvoll, die Eisbahn in dieser Saison weiterlaufen zu lassen. Denn noch ein Aspekt sei entscheidend: die Attraktivität der Stadt.
An der Energiebilanz der Helios-Arena wolle man in den kommenden Jahren jedoch verstärkt arbeiten.
Helios-Arena soll zu einem Kraftwerk werden
In den kommenden sechs Monaten arbeite man ein Konzept aus, wie die Helios-Arena in Zukunft an ihrer Energiebilanz arbeiten kann. Man wolle die Kunsteishalle so umgestalten, dass sie nicht nur CO2-neutral, sondern gemeinsam mit umliegenden Industrieunternehmen zu einer Art Kraftwerk werde.
Neben einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Eishalle, soll die bisher ungenutzte Abwärme des Stadions in Zukunft umgewandelt werden. Damit wolle man zum Einen, das von den Eisflächen abgeschabte Eis auftauen, um es hinterher ins Abwasser leiten zu können. Das passiere aktuell noch unter Einsatz von Gas. Zum Anderen wolle man damit bis zu 600 Häuser im Stadtteil Schwenningen mit Wärme versorgen. Doch bis man da angekommen sei, gehen noch einige 4,5 Millionen Kilowattstunden ins Land.