Ein Hinweisschild zur Abfertigungsstelle für Ausfuhrscheine  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Felix Kästle)

Freibetrag soll gesenkt werden

Mehrwertsteuer-Freibetrag: Schweiz will Einkaufstouristen ausbremsen

STAND

Die Schweiz will den Einkaufstourismus etwa über die Grenze nach Deutschland eindämmen. Auch die zweite Parlamentskammer hat jetzt zugestimmt, den Freibetrag für mehrwertsteuerfreie Einkäufe deutlich zu senken.

Neu sollen Schweizer statt für 300 Franken (gut 275 Euro) nur noch für 50 Franken im Ausland einkaufen dürfen, ohne auf ihre Einkäufe in der Schweiz Mehrwertsteuer zahlen zu müssen.

Deutscher Einzelhandel bleibt gelassen

Große Sorge macht sich der Hauptgeschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee, Claudius Marx, deshalb aber nicht: "Das freut den Einzelhandel natürlich nicht, aber wir halten es auch nicht für eine Maßnahme, vor der man sich nicht fürchten muss", sagte er am Mittwoch.

Rückendeckung für Schweizer Einzelhändler

Für Walter Schönholzer, Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Thurgau auf der Südseite des Bodensees, geht es dabei "um eine Aufhebung von einer krassen Ungerechtigkeit", wie er beim Schweizer Sender SRF sagte. Es sei nicht vertretbar, dass ein Schweizer daheim beim Einkauf Mehrwertsteuer zahle, beim schnellen Gang über die Grenze aber nicht, so Schönholzer weiter.

"So geht das nicht weiter. Unserem Staat gehen etwa 700 Millionen Franken Steuereinnahmen verloren."

Der Einkaufstourismus wird auf zehn Milliarden Franken im Jahr geschätzt. Weil die Preise in der Schweiz höher sind als in den Nachbarländern, kaufen viele Leute aus Grenzregionen in Deutschland, Österreich, Italien oder Frankreich ein. Wer in der Schweiz lebt, kann sich bei Einkäufen in der EU die gezahlte Mehrwertsteuer erstatten lassen. Möglich ist das, weil die Schweiz nicht in der EU ist.

Ladensterben in der Schweiz soll gestoppt werden

Die Schweiz erhofft sich durch die Maßnahme neben Steuereinnahmen auch eine Belebung des Geschäfts innerhalb der Grenzen. "Wir haben ein enormes Ladensterben", betonte Schönholzer. Er verspricht sich von der Senkung der Freigrenze eine Erholung für den Schweizer Einzelhandel.

Für den Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee sind vielmehr die Preise und die Angebotsvielfalt ausschlaggebend dafür, dass Schweizer in Deutschland einkaufen. Der Einkauf würde sich auch bei einer Senkung der Freigrenze lohnen, auch, weil die Mehrwertsteuer in der Schweiz nur etwa ein Drittel so hoch ist wie in Deutschland.

Schweizer Mehrwertsteuer viel geringer

Bei einem Lebensmitteleinkauf von 70 Franken mache die Mehrwertsteuer weniger aus, als die Parkuhr beispielsweise in Konstanz koste. Grenzregionen sollten Wettbewerb dieser Art zulassen, meinte Marx. Die Schweiz profitiere andererseits, weil etwa aus dem südlichen Baden-Württemberg 40.000 Arbeitskräfte in die Schweiz pendelten. Die Fachkräfte fehlten in Deutschland, dennoch werde dem kein Riegel vorgeschoben.

Wann das Schweizer Finanzministerium die Maßnahme umsetzt und welche Freigrenze es geben wird, konnte die Behörde noch nicht sagen.

Mehr zum Thema:

Weil am Rhein

Schweiz verschärft Einreisebedingungen 3G-Regel: Kaum Staus an der Schweizer Grenze

Auf den Schweizer Intensivstationen sind inzwischen ein Drittel der Betten von Corona-Patienten belegt. Unter anderem deshalb gilt bei der Einreise in die Schweiz jetzt die 3G-Regel.

Basel

Strengere Corona-Maßnahmen im Dreiländereck In der Schweiz gilt seit Montag die 3G-Regel

Seit Montag gilt in der Schweiz die Zertifikatspflicht für Gastro- Kultur- und Freizeitbetriebe. Dort haben nur noch Geimpfte, Genesene oder Getestete Zutritt zu den Innenbereichen.

Freiburg

Unser Corona-Service für die Region Corona im Dreiländereck: Aktuelle Infos für Grenzgänger

Quarantäne, Risikogebiete, Corona-Beschränkungen und die Folgen betreffen Anwohner, Pendler und Reisende im Grenzgebiet. Aktuelle Informationen.

Zürich

Erfolg für südbadische Kreise Zürich: Nächtlicher Fluglärm falsch berechnet

Der Fluglärm um Zürich ist für die Nachtstunden falsch berechnet worden. Das hat das Schweizer Bundesverwaltungsgericht entschieden: ein Erfolg für Anwohner und Umlandgemeinden.

Bern, Solothurn

Gleichberechtigung von gleichgeschlechtlichen Paaren Schweizer Bevölkerung entscheidet über "Ehe für alle"

Am Sonntag stimmen die Schweizer Wahlberechtigten ab, ob die "Ehe für alle" eingeführt werden soll. Bislang schienen die Befürworter vorne zu liegen, jetzt holen die Gegner auf.

STAND
AUTOR/IN
SWR