Ein Rebhang, zwei Menschen zwischen der Reihe  (Foto: SWR)

Ein Jahr Arbeit für die Weinlese

Die Lese wird zum Winzerkeller gebracht - wie gut ist die Qualität?

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AUTOR/IN
Jan Lehmann
ONLINEFASSUNG
Laura Könsler

Sie ackern in einem der steilsten Weinbaugebiete. Sie kämpfen für die besten Trauben. Und nach einem Jahr Arbeit sind sie gespannt auf das Ergebnis.

Tag der Wahrheit für Thomas Blattmann. Der Hang ist abgeherbstet. Viel Arbeit war das. Jetzt muss sich zeigen, was der Weinjahrgang kann. Wie viel Oechsle stecken wohl in dieser Beere?

"Dieses Jahr war extrem, das kalte und nasse Frühjahr. Und dann kam die Fäulnis, sie war unser größter Gegner."

Viel ist es dieses Jahr nicht. Und nur einer der beiden Bottiche ist voll mit guten Trauben. Thomas Blattmann will gute Qualität abliefern. Doch das kommt erst beim Abliefern beim Winzerkeller raus: "Wird’s ein guter Wein oder nicht?"

"Man hofft natürlich, dass es so viel wie möglich Oechsle sind, weil Oechsle bringen Geld."

Der Kellermeister wirft einen prüfenden Blick auf die Lieferung. Es riecht nach Essig. Dann kommt der große Saugrüssel zum Einsatz. Aber Vorsicht, das kann auch schiefgehen. Das Handy sollte nicht zufällig in den Bottich fallen, während die Trauben abgesaugt werden.

Oechsle bringen Geld

Dann der entscheidende Moment. Der Zuckergehalt in Oechsle wird angezeigt. Jungwinzer Thomas Blattmann ist mit Blick auf die Anzeige erleichtert: "Die Acht muss vorne stehen. Ich habe mit Schlimmerem gerechnet", sagt er. "Alles super!"

Feiner Spätburgunder soll aus Thomas Trauben werden. Sieht viel aus, aber die Mostpresse hat heute nur wenig zu tun. Weinküferin und Jungwinzerin Simone sieht ein schwieriges Jahr auf sich zukommen.

"Ich bin sehr enttäuscht, man weint schon fast, weil ich weiß, wie leer der Keller unten ist. Und ich weiß, was ich eigentlich bräuchte. Und ich kriege es einfach nicht zusammen. Das ist schon traurig."

Und das ausgerechnet im 70. Jahr der Genossenschaft! Doch Simone tut alles dafür, dass die Glottertäler Tropfen wieder ähnlich gut werden wie letztes Jahr.

Draußen vor dem Winzerkeller ist inzwischen etwas mehr los. Die Winzer kennen nur ein Thema: Die schlechte Ernte. Jungwinzer Matthias ist als nächstes dran. Auch bei ihm ist die Ausbeute ziemlich mau.

Weinlese im Glottertal (Foto: SWR)
Spannung beim Anliefern der Lese: die Jungwinzer bangen um das Ergebnis.

240 Kilo liefert er ab – fast eine Tonne weniger als im letzten Jahr. Kleiner Trost: Immerhin 87 Grad Oechsle.

"Es ist der Abschluss vom Jahr. Es freut mich, dass ich mehr Oechsle hab als der Thommy, von daher, alles gut."

Die beiden Jungwinzer nehmen es sportlich. Die letzten Jahre waren sie hier im Glottertal von der Sonne verwöhnt. Da kann man einen schlechten Sommer auch mal wegstecken.

Die Sonne scheint durch einen Baum (Foto: SWR)
Mehr solcher Sonnenstrahlen hätte es in diesem Jahr gebraucht.
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