Rund ein Jahr nachdem in Südbaden in mehreren Orten entlang des Rheins insgesamt mehr als zehn Geldautomaten in die Luft gejagt wurden, hat sich die Lage beruhigt. Das bestätigen ein Polizeisprecher und mehrere Rathauschefs in den damals betroffenen Gemeinden. Sie forderten im Frühjahr 2024 mehr Anstrengungen von der Polizei, um das Sprengen von Geldautomaten einzudämmen.
Die Bürgermeister von Bad Krozingen, Staufen, Breisach, Hartheim und Heitersheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) verlangten in einem Brandbrief zusätzliche Polizeikräfte in der Region. Nun sind erste Täter festgenommen worden. Und: Banken setzen verstärkt auf Abschreckung.
Bürgermeister in Sorge um Sicherheit von Bewohnern
"Zu dem damaligen Zeitpunkt der Serie konnte man sich darauf einstellen, dass die Sprengungen gegen 3 oder 4 Uhr nachts passieren und spezifisch identifizieren, welcher Automat als nächstes die Zielscheibe ist", sagt Stefan Ostermaier, Bürgermeister von Hartheim (parteilos). Deshalb hätte er mit seinen Amtskollegen die Polizei zu mehr Präsenz aufgefordert.
Die Bürger müssten sich wieder sicher fühlen, hieß es damals. Viele Geldautomaten befinden sich in Gebäuden, in denen auch Menschen wohnen, unter anderem Kinder. Die hohe Sprengkraft sei für Bewohner nicht ungefährlich, sagt Volker Kieber, Bürgermeister in Bad Krozingen (parteilos), im Gespräch mit dem SWR.
Brandbrief an die Polizei Gesprengte Geldautomaten: Bürgermeister fordern mehr Polizeipräsenz
Im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald haben maskierte Täter Geldautomaten gesprengt. Rathauschefs schlagen nun in einem Brandbrief Alarm: Die Bürger müssten sich wieder sicher fühlen.
Etwa einen Monat nach dem Brandbrief wurden die Bürgermeister in das Lagezentrum des Polizeipräsidiums Freiburg eingeladen, um detaillierte Einblicke in die Ermittlungsarbeit zu erhalten. "Ein guter Austausch", erinnert sich Ostermaier. Zu dem damaligen Zeitpunkt musste die Polizei verdeckt ermitteln. "Es war gut, dass wir die Informationen vertraulich bekommen haben", sagt Kieber, denn den Bürgerinnen und Bürgern zu vermitteln, dass die Polizei bei dieser Serie gegen die Sprengungen vorgehe, sei schwierig gewesen.
Weiterhin kein Geld mehr außerhalb der Öffnungszeiten
In der Bad Krozinger Hauptzentrale der Sparkasse Staufen-Breisach ist seit dem Aufsprengversuch im April 2024 über die Nacht kein Bargeld mehr in den Automaten. Man wolle den Familienvater, der dort oberhalb mit seinem jugendlichem Sohn wohnt, schützen, so Kieber.
Auch nachdem es wenige Tage später im benachbarten Hartheim eine Explosion gegeben hat, Unbekannte einen Geldautomaten sprengten und mit dem Bargeld flüchteten, waren die Folgen für Bewohnerinnen und Bewohner von Staufen, Breisach und Bad Krozingen daraufhin: "No money inside". Über das gesamte Wochenende konnten sie an den Automaten kein Geld abheben. Die Sparkasse Staufen-Breisach wollte sich so vor weiteren Geldautomatensprengungen schützen. Zumindest nachts sei man bis heute dabei geblieben, so Pia Riesterer, Sprecherin der Sparkasse Staufen-Breisgau.
Sparkasse und Volksbank setzen auf freistehende Automaten
Weil am Gebäude in Hartheim ein erheblicher Schaden entstand, entschied sich die Sparkasse gegen einen neuen Geldautomaten in der Filiale - und setzte auf einen außenstehenden. Seit Mitte März 2025 können Menschen in Hartheim dort wieder ihr Geld abheben.
Zusammen mit der Volksbank Breisgau-Markgräflerland wolle man in Bad Krozingen freistehende, sprengungssichere Bargeldautomaten außerhalb von Wohngebieten installieren, sagt Riesterer. Auch Rollgitter sollen angebracht werden oder wurden an bestimmten Stellen eingerichtet. Zudem: eine Art Bemäntelung, die vor Sprengungen schützen soll. Mit der Gemeinde sei man dabei, einen Standort zu finden, der attraktiv für die Leute sei.
Lieferengpässe beim Einfärbesystem
Inzwischen sind aber in allen Automaten der Sparkasse flächendeckend sogenannte Einfärbesysteme eingebaut, teilt Riesterer mit. Farbkartuschen in den Automaten sorgen dann im Fall einer Sprengung dafür, dass sich Banknoten verfärben - und damit für Täter unbrauchbar sind.
Allerdings gebe es bei diesen Einfärbesystemen, genauso wie bei Vernebelungsmaschinen, deutschlandweit eine hohe Nachfrage, so Riesterer: "Das Material und die Kapazität von den Firmen, die das einbauen, war nicht da." Das habe zu Lieferengpässen geführt und viel verzögert.

Nicht alle Automaten der Sparkasse Staufen-Breisach bleiben
Wenn es nach der Sparkasse Staufen-Breisgau geht, sollen Geldautomaten in Hausen, Oberrimsingen und Ballrechten-Dottingen nicht bleiben. Die Gemeinden nahe der französischen Grenze waren im vergangenen Jahr zwar nicht im Visier der vielen Angriffe. Die Sparkasse sagt aber, die Automaten seien nicht mehr so ausgelastet, dass sich das nicht mehr lohne.
Aus den Geschäftsergebnissen der Sparkasse Staufen-Breisach aus vergangenem Jahr gehen hervor, dass an allen Standorten insgesamt rund 30 Prozent weniger Geld abgehoben wird. Demnach würde das etwa am Online-Banking liegen oder dass inzwischen auch woanders Geld abgehoben werden kann. Die Bank führt diesen überproportionalen Rückgang aber auch auf die Situation der Geldautomatensprengungen zurück. Die Standorte müssten regelmäßig überprüft werden, heißt es weiter.
Damit Kunden in ihrem Ort dennoch an ihr Geld gelangen, kooperiert die Sparkasse etwa mit der Volksbank Breisgau-Markgräflerland und der Volksbank Staufen.
Polizei hat in Frankreich mehrere Täter festgenommen
Im Oktober 2024 konnte eine Täter-Gruppe im benachbarten Frankreich festgenommen werden. Ob die Tatverdächtigen an Geldautomatensprengungen in Südbaden beteiligt waren, dafür gibt es – abgesehen von einer Person – keine hinreichenden Hinweise, teilte die Staatsanwaltschaft Freiburg auf SWR-Anfrage mit. Nur bei der Sprengung in Heitersheim konnte nachgewiesen werden, dass die eine der gefassten Personen beteiligt gewesen sein soll.
Auf der Suche nach Tätern der Geldautomaten-Sprengungen LKA und Polizei Freiburg arbeiten enger zusammen
Um die Ermittlungen rund um Geldautomaten-Sprengungen in der Region voranzutreiben, kooperiert das LKA nun mit der Polizei Freiburg. Gleichzeitig werden Banken beraten, wie sie sich besser vor solchen Taten schützen können.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Freiburg wurden eingestellt. Seit der Festnahme liegen sie bei den französischen Behörden. Monatelang hatten die französische, deutsche und Schweizer Polizei gemeinsam ermittelt.