Bild aus dem SWR-Beitrag "Doping für Deutschland" über den jahrzehntelangen Betrug der Freiburger Sportmedizin (Foto: SWR)

Buch veröffentlicht

Wie an der Freiburger Sportmedizin mit Doping jahrzehntelang betrogen wurde

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Christof Gerlitz
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Dorothee Soboll
Dorothee Soboll, SWR Studio Freiburg (Foto: SWR)

Das Buch "Doping für Deutschland" zeigt schonungslos, dass im westdeutschen Leistungssport in großem Stil manipuliert wurde. Mit Unterstützung der Politik. Die "Schaltzentrale" war in Freiburg.

Im Jahr 2007 hat alles begonnen. Es gab den Skandal um Jan Ulrich, den Radprofis vom Team Deutsche Telekom und zwei Ärzten der Freiburger Sportmedizin, die offensichtlich über viele Jahre hinweg aktiv am Doping mitgewirkt hatten. Lothar Heinrich und Andreas Schmid wurden fristlos entlassen und die Universität versprach bedingungslose Aufklärung. Doch je mehr die unabhängigen Ermittler nachforschten, desto tiefer wurden die Abgründe.

"Einer der größten Skandale im deutschen Universitätssystem"

Es sei einer der größten Skandale im deutschen Universitätssystem und gleichzeitig des Dopings im westdeutschen Spitzensport gewesen, schreibt Letizia Paoli, eine Kriminologin und Mafiaexpertin aus Belgien. Sie war zwischen 2009 und 2016 Vorsitzende der unabhängigen Evaluierungskommission, die im Auftrag der Universität den Skandal aufklären sollte.

Perikles Simon, Leiter Abteilung für Sportmedizin, Universität Mainz (Foto: SWR)
Perikles Simon, Leiter Abteilung für Sportmedizin, Universität Mainz

Auch der Sportmediziner Perikles Simon aus Mainz war Mitglied der Kommission. Keiner der Protagonisten, sagt er im Rückblick, habe ein echtes Interesse gehabt, an der Aufklärung mitzuarbeiten: "Wir haben einerseits die Sportverbände, von denen wir wesentlich mehr Informationen gebraucht hätten. Wir haben die Ministerien bis hin zu staatsanwaltschaftlichen Akten, die in Nebengebäuden gelagert waren und lange nicht entdeckt wurden." Auch in Garagen seien Akten gelagert worden, dafür sei die Universität verantwortlich gewesen, ergänzt er.

Das Buch nennt bekannte Namen

Politiker und Funktionäre sonnten sich im Glanz der sportlichen Erfolge, gaben Geld und Rückendeckung. Das Buch nennt Namen: Wolfgang Schäuble (CDU), der als junger Politiker im Sportausschuss des Bundestages mitgeredet hat oder den von Hans Dietrich Genscher (FDP), der als Bundesinnenminister Medaillen gefordert haben soll, egal wie. Und eine Schlüsselstelle im sportlichen Wettrüsten mit dem Ostblock war Freiburg.

Bild aus dem SWR-Beitrag "Doping für Deutschland" über den jahrzehntelangen Betrug der Freiburger Sportmedizin (Foto: SWR)
Neues Buch über den jahrzehntelangen Betrug der Freiburger Sportmedizin

Auf die Veröffentlichung des Buches reagiert die Universität demonstrativ gelassen: "Für uns ist die Aufklärungsarbeit abgeschlossen. Wir haben mit keinen neuen Erkenntnissen gerechnet und auch jetzt nach dem Lesen hat das Buch für uns keine neuen Erkenntnisse enthalten", sagt Julia Wandt von der Wissenschaftskommunikation der Universität Freiburg.

Zahlreiche Aussagen und Dokumente belegen dieses düstere Kapitel der westdeutschen Sportgeschichte. Doch die Aufarbeitung des Skandals um die Freiburger Sportmedizin sei nur zum Teil gelungen, sagen die Autoren. Zu groß seien die Widerstände, zu undurchdringlich die Mauer des Schweigens.

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