Fünf Schaukästen sind im Freiburger Konzerthaus-Foyer aufgebaut - in jedem Kasten stehen 20 Metronome. Schülerinnen und Schüler des Rotteckgymnasiums tippen die Pendelarme an, die sich dann - je nachdem - in schnellem, moderatem oder langsamem Takt in Bewegung setzen. Das Ticken beginnt.
Der Radiobeitrag von SWR-Reporter Owusu Künzel zum Nachhören:
Ist das Musik?
Hundert Metronome geben ihren individuellen Takt vor; die Laute vermischen sich, es entsteht ein Klangteppich aus hundert verschiedenen Ticklauten - leicht absurd und gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie auch beeindruckend. Etwa fünfzehn Minuten dauert das Ticken der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Nach und nach kommen die Metronome wieder zum Stillstand. Ein letztes Ticken, dann herrscht Ruhe - und Raum für Interpretationen.
"Wenn das letzte Metronom aufhört, hat man so ein bisschen Endzeitstimmung. Das ist das Krasse an dem Stück."
Ob das Geticke nun als Kunst zu bezeichnen ist, kann Wolfgang Lamparter vom SWR Sinfonieorchester nicht wirklich bejahen. Allerdings stellt er fest, dass Ligeti viel Ironie und Ernst in die Komposition gepackt hat - und sie beschreibe einen musikalischen Verlauf, der einzigartig sei.
Metronom wird zum Instrument
György Ligeti, der im Mai 100 Jahre alt geworden wäre, gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Neuen Musik. Er ist der erste Komponist, der in dem als Taktgeber beim Üben eingesetzten Gerät ein Instrument gesehen hat. Die Uraufführung 1962 seiner "poème symphonique" für hundert Metronome war ein Skandal. Inzwischen ist es eines seiner meistgespielten Werke.

Ligeti-Experiment tourt durch Deutschland
Im Rahmen der ARD-Woche der Musik tourt das Ligeti-Experiment unter der Federführung des SWR durch die ganze Republik. Stationen sind unter anderem Berlin und Hamburg. Dort soll "poème symphonique" am Sonntag auf der Plaza der Elbphilharmonie abschließend aufgeführt werden.