Neueröffnung in Zeiten des Clubsterbens

Omega in Donaueschingen: Mit diesem Konzept wollen sie erfolgreich sein

Stand

Von Autor/in Samantha Happ

In Donaueschingen hat am Wochenende das Omega seine Eröffnung gefeiert. Mit diesem neuen Konzept wollen die Betreiber in Zeiten des Clubsterbens erfolgreich sein.

Ein Spagat zwischen Nostalgie und Zukunftsfähigkeit: Das scheint das neue Konzept des Omega zu sein. Bei der restlos ausverkauften Eröffnungsfeier hat die Eventlocation mit dem Namen Omega am Wochenende mit rund 700 Besucherinnen und Besuchern in Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) erstmals die Türen für die breite Masse geöffnet.

Neue Eventlocation Omega in Donaueschingen

Rund ein halbes Jahr ist es her, als Urs Fischbach und Tobias Deusch mit den Umbauarbeiten angefangen haben. Zahlreiche Helferinnen und Helfer stehen ihnen dabei zur Seite. "Wir hatten so viele Anfragen, dass wir irgendwann sagen mussten, wir können nicht noch mehr helfende Hände gebrauchen, weil wir gar nicht so viel Werkzeug hatten", erzählt Tobias Deusch.

Ein offeneres Raumkonzept, die Garderobe ausgelagert in einen Container vor der Türe, Unisex-Toiletten, warme Holztöne und Pflanzen, die die Bar in dem separaten Raum neben der Tanzfläche zieren. Modern und offen kommt die neue Eventlocation daher und doch auch wie eine Hommage an die ehemalige Kult-Disco "Delta Tau Chi - The Animal House" (Delta). Dort haben sich die beiden heutigen Betreiber damals kennengelernt.

Die Betreiber des Omega in Donaueschingen am Eröffnungsabend.
Tobias Deusch, Ute Fischbach und Urs Fischbach bei der Eröffnungsfeier des Omega in Donaueschingen.

Hommage an ehemalige Kult-Disco Delta

Zu Liedern wie "Cannabis" von Ska-P über die Tanzfläche pogen, die lange Haarpracht zum Bass von Papa Roach schütteln oder zu britischen Post-Hardcoreband Enter Shikari durch den Moshpit taumeln: Szenen eines klassischen freitagabends im ehemaligen Delta. Eine Kult-Disco, die weit über die Ortsgrenzen hinaus Freundinnen und Freunde der Rock- und Metal-Musik nach Donaueschingen gelockt hat.

Schwarze Wände, abgerockte Ledersofas und Holzstühle: Im Dezember 2023 ging mit der Schließung des Deltas nach 30 Jahren eine Ära zu Ende. Auch ein kurzfristiger Versuch, die Disco wiederzubeleben, scheiterte im darauffolgenden Jahr.

Nach Pandemiejahren: Deutlich weniger Clubs und Discos

Die Schließungen von Clubs und Discos sind längst keine Einzelfälle mehr. Allein während der Coronapandemie ist die Zahl der geschlossenen Clubs enorm in die Höhe geschnellt. Gab es 2019 noch insgesamt 182 Diskotheken und Tanzlokale in Baden-Württemberg, waren es im Jahr 2021 nur noch 117, so die Zahlen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA). Im darauffolgenden Jahr stieg die Zahl dann erstmals wieder auf 138 an.

Grundlage der Erhebung sind die Daten für steuerliche Voranmeldungen der Umsatzsteuer und die Umsatzsteuerstatistik des Statistischen Bundesamts. Aktuellere Zahlen dazu, wie sich der Bestand von Diskotheken und Tanzlokalen in Baden-Württemberg seit der Coronapandemie entwickelt hat, seien laut DEHOGA bisher noch nicht erhoben worden.

Ausgehverhalten nach der Pandemie

Seit der Coronapandemie habe sich das Ausgeh- und Freizeitverhalten vieler nicht wieder grundlegend verändert. 17 Prozent der jungen Menschen zwischen 12 und 25 Jahren verbringen wohl heute noch viel mehr Zeit online mit Freunden als etwa noch vor der Pandemie, das zeigte die Shell Jugendstudie von 2024.

In diesen Zeiten als Club zu bestehen - keine leichte Aufgabe. Selbst in großen Städten wie Stuttgart oder Freiburg klagen Clubbetreiber über zurückgehende Besucherinnen- und Besucherzahlen.

Hybrides Konzept soll Omega zukunftssicher machen

"Clubbing und Disco ist tot, deswegen haben wir das Rad neu erfunden", ist Urs Fischbach überzeugt. Er und Tobias Deusch wollen dieser Entwicklung mit einem hybriden Konzept begegnen. Statt als einfacher Club präsentiert sich das Omega gleichzeitig auch als Café, Biergarten mit Foodtrucks, Eventlocation und Plattform für Livemusik. Die Tanzfläche und andere Bereiche sind durch Rolltore abtrennbar - so können Veranstaltungen beispielsweise auch ohne Clubbetrieb stattfinden. Die Veränderungen werden auch bei den Öffnungszeiten deutlich: Mittwochs bis sonntags geht es neuerdings schon um 11 Uhr vormittags los.

Der Spagat zwischen früher und heute soll auch bei der Musik gelingen: Grundsätzlich möchte man der musikalischen Ausrichtung des ehemaligen Deltas weitestgehend treu bleiben. "Wir sind nach wie vor ein alternativer Laden, aber wir stellen uns breiter auf. Nicht mehr nur Rock und Metal, sondern auch Brass und Jazz und Kleinkunst, Musiker-Abende und vielleicht auch mal was Experimentelles und auch mal in die Richtung alternative elektronische Musik", so Urs Fischbach. Darüber hinaus wollen die beiden beispielsweise mit der geplanten Bühne im Außenbereich auch Newcomern bei sogenannten Open Stage-Abenden die Chance geben, im Omega vor Publikum aufzutreten.

Von Pogo zu Bingo im Omega

Erste Angebote im Eventkalender lassen die neue Bandbreite des Omegas erahnen. Neben Delta-Erbstücken wie der "Darknight" und einer Metalnacht stehen auch ein Blues-Abend, eine Toga-Party - bei der die Menschen eine Toga tragen - und ein "Ballerfrau-Frühshoppen" mit Ballermann-Musik neu im Eventkalender. Außerdem: Bingo an jedem ersten Donnerstag im Monat.

Nostalgie pur bei der Eröffnungsfeier

Die Neugier über das, was in den Räumen des ehemaligen Delta entstanden ist, lockte am Eröffnungsabend zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Region nach Donaueschingen. Die Tickets zur Feier waren schon Tage vorher restlos ausverkauft. Neben der Neugier schwang bei vielen Besucherinnen und Besuchern vor allem auch eines mit: Nostalgie.

"Ich war früher jedes Wochenende im Delta und habe absichtlich so studiert, dass ich immer am Freitag und Samstag ins Delta kann", verrät eine der Besucherinnen und freut sich, in Zukunft das Omega besuchen zu können.
Auch für Dario ein besonderer Abend. Er hat nicht nur seine Eintrittskarten für den Abend bei einer Verlosung gewonnen, sondern damals auch seine Freundin im Delta kennengelernt. "Das war 2015, als wir uns hier getroffen haben. Zwei Wochen später sind wir zusammengekommen und heute sind wir im zehnten Jahr."

Der Altersdurchschnitt an diesem Eröffnungsabend war deutlich höher als vielleicht in anderen Clubs oder Discos. "Wir haben hier einmal die alten Deltagänger und wir haben die junge Generation. Wir feiern hier einfach alle zusammen eine riesige Party, das finde ich richtig cool", freut sich Besucher Tim und ist damit nicht alleine. "Es ist cool, dass es wieder eine Location gibt mit Rock und Pop Musik, wo einfach auch die Ü30 Spaß haben und abdancen können."

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