Zwei Jahre lang hat sich Uli Merkle in die Archive gestürzt, um herauszubekommen, was in Zell im Wiesental geschehen ist, wer die Täter und wer die Opfer waren. Gerade frisch in Ruhestand, hatte sich der Autor mehrerer Bücher über seine Heimat-Region an die Arbeit gemacht. Nachdem bereits mehrere Orte im Kreis Lörrach ihre NS-Vergangenheit aufgearbeitet hatten, fand es Merkle auch für Zell im Wiesental an der Zeit.
Hier das komplette Radio-Interview mit Uli Merkle zum Nachhören:
Auch in Zell im Wiesental wurden viele zu Nazi-Opfern
Viele politisch Verfolgte aus Zell im Wiesental kamen ins Gefängnis, einer wurde von den Nazis gleich hingerichtet, wie Uli Merkle herausgefunden hat.
Recherche vom Stadtarchiv Zell bis in die Pyrenäen
Die Recherche im Stadtarchiv von Zell reichte ihm bei weitem nicht, so dass er auch das Staatsarchiv in Freiburg aufsuchte und sogar das frühere Internierungslager Gurs in den französischen Pyrenäen. Dort konnte er den Weg eines Opfers zurückverfolgen. Dabei ging es um eine Jüdin, die von den Nazis nach Gurs deportiert, dort von einer evangelischen Gruppe befreit und in einem Dorf im französischen Zentralmassiv versteckt worden war. Nach dem Krieg kam sie "erstaunlicherweise", wie Uli Merkle sagt, wieder nach Zell im Wiesental zurück.
In der Zeller Bevölkerung spaltete die Einstellung zu den Nationalsozialisten sogar die Familien. Das zeigt ein Zitat, das Uli Merkle in seinem über 300-seitigen Buch voranstellt. Darin machte eine Frau ihrem Mann klar, dass sie ihn zuhause nicht in NS-Uniform sehen wollte:
Dunkle NS-Seite Zells aufgearbeitet - Reaktionen durchweg positiv
Die Reaktionen auf seine historische Forschung waren durchweg positiv. Selbst Nachfahren von Nazi-Funktionären seien eigentlich froh darüber gewesen, dass "jemand mal ihre eigene Geschichte aufarbeitet, weil sie wussten selber nicht so richtig, was da geschehen ist."