Ob im Altenheim, in der Metzgerei oder in der Tischlerei: Einmal im Jahr können Schülerinnen und Schüler einen Tag lang Arbeitsplätze kennenlernen, mit denen sie sonst nicht in Berührung kommen würden. Jungs können Hebammen über die Schulter schauen, Mädchen packen in der Autowerkstatt beim Reifenwechsel mit an. Manche Schulen, wie die Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule in Freiburg, verpflichten ihre Schüler zur Teilnahme am Girls' und Boys' Day. Der bundesweite Aktionstag zielt darauf ab, Geschlechterklischees bei der Berufswahl zu überwinden.
Aktionstag: Geschlechteruntypische Berufswahl fördern
Für den Girls' und Boys' Day suchen sich Schülerinnen und Schüler selbst einen Praktikumsplatz. Ihren "Arbeitgeber" dürfen sie dabei frei wählen. Eine der Bedingungen ist nur, dass der gewählte Beruf eher geschlechteruntypisch sein soll, erklärt Marie-Sophie Müller, die Schulleiterin der Freiburger Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule. Die Siebtklässlerinnen und Siebtklässler erkunden dabei ganz verschiedene Branchen: Eine Schülerin arbeitet an der Fleischtheke eines großen Supermarkts, ein Junge im Kindergarten, eine andere Schülerin beschäftigt sich an der technischen Fakultät in Freiburg mit Künstlicher Intelligenz. Solche Erfahrungen seien wichtig, betont Schulleiterin Müller.
Unternehmen können auf einer Plattform für den Boys' Day und auf einer anderen zum Girls' Day ihre Schnupperangebote veröffentlichen. Jugendliche suchen dort nach Berufen, die sie in ihrer Region interessieren. Eltern oder Lehrkräfte unterstützen sie häufig bei der Suche.
Schülerinnen und Schüler der Freiburger Paula-Fürst-Schule berichten, in welche Berufe sie reinschnuppern:
Freiburg Schulleiterin: Alte Rollenbilder in den Köpfen der Kinder
Mädchen wählen häufig Berufe im sozialen Bereich, während Jungen eher technische oder handwerkliche Berufe bevorzugen. Dies führt dazu, dass Frauen und Männer in vielen Berufsfeldern unterrepräsentiert sind. Der Aktionstag soll diese Situation ändern. Schulleiterin Müller betont, dass noch viel getan werden muss, damit jeder den Beruf ausübt, den er gut kann und gern macht. Ihrer Meinung nach besteht in diesem Bereich noch erheblicher Nachholbedarf.
Die Rollenbilder in den Köpfen der Kinder sind oft noch sehr starr.
Freiburger Frauenbeauftragte: Geschlechterklischees bekämpfen
Auch die Frauenbeauftragte der Stadt Freiburg Simone Thomas betont wie wichtig es ist, sich bereits früh in seiner Kindheit oder Jugend mit Geschlechterstereotypen im Berufsleben auseinanderzusetzen. So entstünden viele Geschlechterklischees bereits im Kindergarten und prägten den späteren Karriereweg.
Obwohl viele Jugendliche noch unklar über ihre berufliche Zukunft sind, sieht Thomas den Girls' und Boys' Day als eine wertvolle Gelegenheit, frühzeitig Impulse zu setzen und den Teufelskreis der Geschlechterrollen zu durchbrechen. Sie betont, dass Geschlechterklischees nicht nur im beruflichen Werdegang, sondern auch im familiären Umfeld eine Rolle spielen und hofft, dass durch solche Initiativen der Wandel noch früher erreicht werden kann.
Man kann nicht früh genug damit anfangen Geschlechterklischees aufzubrechen.