Eine Bürgerinitiative protestiert gegen die geplante Klärschlammanlage in Bonndorf (Landkreis Waldshut) (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Nicolas Armer)

Bürgerinitiative wehrt sich

Widerstand gegen geplante Klärschlammanlage in Bonndorf

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Petra Jehle

In Bonndorf soll in einer neuen großen Klärschlammanlage Dünger entstehen. Die Stadt spricht von einem innovativen Vorhaben. Die Anwohner haben Bedenken.

Das Rückgewinnung von Phosphor wird 2029 bundesweit Pflicht. Doch es gibt derzeit nur wenige solche Anlangen. In Bonndorf (Kreis Waldshut) könnte bald eine stehen. Sie soll Klärschlämme aus Südbaden aufnehmen. Doch bei den Anwohnerinnen und Anwohner regt sich Widerstand: Ist die nicht viel zu laut? Was ist mit möglichen Schadstoffausstößen? Und besteht da nicht eine Gefahr durch die Transportfahrten mit Chemikalien? Sie haben eine Bürgerinitiative gegründet und sammeln Unterschriften.

Wie ist der Planungsstand in Bonndorf?

Für den Bau der Anlage muss der Bebauungsplan geändert werden. Dieses Verfahren hat jetzt begonnen. Der Bonndorfer Gemeinderat hat einen sogenannten Aufsstellungsbeschluss gefasst und die Offenlage beschlossen. Das bedeutet, dass Bürgerinnen, Bürger und Behörden die Gelegenheit haben, ihre Anregungen und Bedenken zu äußern. Alle Argumente und Hinweise werden gewichtet und eingeordnet und ebenfalls offen gelegt. Der Gemeinderat wird dann in einer Sitzung darüber entscheiden, ob der Bebauungsplan entsprechend geändert wird.

"Das ist für mich eines der stärksten Beteiligungsverfahren, die wir für unsere Bürgerinnen und Bürger haben."

Für das Bauvorhaben gibt es ein eigenes Genehmigungsverfahren, in dem unter anderem geprüft wird, ob die Anlage den gesetzlichen Vorgaben des Umweltschutzes entspricht.

Was sagen die Bonndorfer Anwohner zum Klärschlamm?

In der geplanten Anlage soll der Klärschlamm aus ganz Südbaden verarbeitet werden. Die Gegend um Bonndorf ist nur dünn besiedelt und genau da liegt der Knackpunkt für die Bürgerinnen und Bürger der Initiative. "Es macht ökologisch keinen Sinn, große Mengen von Klärschlämmen aus dicht besiedelten Gebieten über weite Strecken auf das Land zu fahren, wo selbst kaum Klärschlämme anfallen", sagt ein Sprecher. Es mache doch mehr Sinn den Abfall dort zu lagern und zu verarbeiten, wo er auch anfalle. Alternative Standorte für eine solche Anlage seien gar nicht geprüft worden, lautet der Vorwurf der Bürgerinitiative.

Zudem befürchten sie Schadstoffe, die in die Luft abgegeben werden, den Lärm, den zusätzlicher Verkehr durch die Transporte verursacht und die Gefahr eines Chemieunfalls in der Anlage. Sie fordern, dass die Langzeitfolgen genauer geprüft werden, denn rund um die Anlage gibt es einen Reiterhof für Kinder und ökologischen Landwirtschaftsflächen.

Stadt Bonndorf: Klärschlamm innovativ und Umwelt fördernd

Die Stadt will dem Unternehmen, das die Anlage bauen und betreiben wird, ein Grundstück auf einer Kläranlage in Dillendorf zur Verfügung stellen. Bürgermeister Marlon Jost spricht von einem innovativen Projekt. In der Anlage wird Phosphor recycelt, der in der Landwirtschaft wiederverwertet wird. Das sei eine nachhaltige und Umwelt fördernde Produktion.

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