Die deutschen und schweizerischen Bundesbehörden wollen die Pläne für das grenznahe Atommüllendlager in den nächsten Tagen auch mit der Bevölkerung diskutieren. Am Donnerstagabend will die Schweizer Seite den Menschen in Hohentengen in der Gemeindehalle erklären, warum zwei Kilometer weiter der beste Standort für ein Atommüllendlager sein soll. Eine Woche später lädt die deutsche Seite, das Bundesamt für die Sicherheit in der nuklearen Versorgung, in die Stadthalle von Waldshut-Tiengen ein.
Bundeskanzler Scholz sieht Redebedarf
Das Vorgehen der Schweiz hat auf Bundesebene offenbar für Missstimmung gesorgt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kritisierte, dass die Information ohne Abstimmung mit der Bundesregierung veröffentlicht wurde. Wenn Bern den nördlichen Nachbarn dann auch einmal offiziell informiere, werde man "auf dem ordentlichen Weg" mit der Schweizer Regierung sprechen, sagte Scholz. Seine Regierung werde die Standortentscheidung "mit der Schweizer Regierung zu besprechen haben".

Kretschmann fordert von der Schweiz Transparenz
Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann verlangt von der Schweiz indes vollständige Transparenz zum geplanten Atommüll-Lager an der Grenze zu Hohentengen im Kreis Waldshut. Denn Baden-Württemberg sei als Nachbar genauso betroffen, so Kretschmann.
"Die Schweiz muss uns glaubwürdig nachweisen, dass am sicherstmöglichen Standort in der Schweiz endgelagert wird."
Sorge um das Trinkwasser am Hochrhein
Die deutschen Gemeinden in Grenznähe beschäftigt nach der Endlager-Entscheidung vor allem die Frage der Trinkwasserversorgung. "Wir haben überall Trinkwasserbrunnen, wir haben Aare und Rhein in der Nähe", so Martin Steinebrenner vom Regionalverband Hochrhein-Bodensee. Die Frage nach dem Trinkwasserschutz sei eine große Sorge der Bevölkerung.
Die Bürgerinitiative "Nördlich Lägern ohne Tiefenlager" (Loti) berichtet von vielen neuen Mitgliedern. "Ich glaube, die Menschen wachen jetzt hier auf. Hier kommt ein Atommüll-Endlager unter ihren Boden", sagte Rosi Drayer von der Bürgerinitiative.