24 Stunden, sieben Tage die Woche regionale Produkte vom Bauern einkaufen. Dank "Berta" ist das jetzt auch in den Orten möglich, in denen sich ein Laden oder Supermarkt bisher nicht rentiert hat. Berta wurde von einer bayrischen Spezialfirma gebaut. Der Roboter ist laut Hersteller erstmals in dieser Art in Baden-Württemberg im Einsatz. Die automatisierte Verkaufsstelle mit der High-Tech-Verkäuferin hat auf dem Aarberg, einem Stadtteil von Waldshut-Tiengen (Kreis Waldshut), ihren Betrieb aufgenommen.
Seit Jahrzehnten wünschen sich die Menschen auf dem Aarberg einen Laden. Jetzt ging alles auf einmal sehr schnell: Nur ein Jahr haben die Vorbereitungen gedauert. Mit "Berta" betreten Martin Stoll und Claudia Stein Neuland. Die beiden betreiben einen Bauernladen in Küssaberg-Kadelburg, einem Nachbarort von Waldshut-Tiengen. Einen zweiten Laden können sie personell und finanziell nicht stemmen, aber die automatisierte Verkaufsstelle ist für sie ein spannendes Experiment und sie sind bereit es auszuprobieren.
Auch sie wurden mehrfach gefragt, ob sie auf dem Aarberg nicht einen Läden öffnen wollen. Denn dort wächst die Zahl der Bewohner seit Jahren stetig, aber eine Einkaufsmöglichkeit vor Ort gibt es nicht. Statt dessen müssen die rund 2.000 Bewohner für jede Kleinigkeit ins Auto sitzen.
Das hat sich mit der Inbetriebnahme von Berta geändert. Die automatisierte Verkaufsstelle ist rund um die Uhr in Betrieb und kann sogar von zu Hause aus bedient werden. Dann muss die Ware nur noch abgeholt werde. Das Besonderte: in der Verkaufsstelle gibt es ausschließlich landwirtschaftliche Produkte aus der Region. Wenn etwas fehlt, bekommen Martin Stoll und Claudia Stein über ein Tablett eine Info und kommen zum Auffüllen.
Noch ist die Bestückung von Berta mit Waren eine Herausforderung. Flaschen, Gläser, Nudelpackungen, Butter oder Eierkartons sind kein Problem. Aber runde Äpfel oder die Oberfläche von frischen Brokkoli können die Saugnäpfe noch nicht richtig fassen. Deshalb wird Obst und Gemüse vorerst noch verpackt und mit Kartons versehen. Aber auch das soll sich langfristig noch ändern.
Die Bedingung des Automaten geschieht von Außen über eine Bildschirm. Über einen Touch-Screen können derzeit 200 verschiedene Waren ausgewählt werden. Bald sollen 500 Produkte verfügbar sein. Der Bedienterminal ist eigens so ausgelegt, dass auch Rollstuhlfahrer hier einkaufen können. Wenn der Kunden seine Waren in den Warenkorb gelegt und bezaht hat, werden die Lebensmittel per Roboter zusammengetragen und auf ein Band gelegt. Was im Inneren der Verkaufsbox passiert, können die Kunden von außen am Bildschirm verfolgen.
Die ersten Kunden reagieren positiv und wollen das neue Angebot nutzen. Vor allem für die kleineren Einkäufe und die Dinge, die sie gerne frisch und vom Bauern haben. Gemeinderat Philipp Studinger (CDU) hat sich über Jahren für die Ansiedlung eines Ladens auf dem Aarberg stark gemacht. Auch er ist erleichtert und spricht von einem Glücksfall für den Aarberg und von einem Leuchtturmprojekt, dass in der Region Schule machen könnte.