Holzspan um Holzspan fällt am Baumstamm von Carla Rump zu Boden. Die niederländische Bildhauerin schlägt mit einem Klüpfel, einem hammerähnlichen Werkzeug aus Holz, auf ein Bildhauereisen. Das Klopfen erfüllt die Luft, im Hintergrund sind die Motorsägen der anderen Bildhauerinnen und Bildhauer zu hören.
Carla Rump schält aus dem Baumstamm ein Gesicht heraus. Die Konturen hat sie mit einem roten Stift auf das Holz gezeichnet. Die Nase ist schon zu erkennen, genauso wie die Augen. Auch aus dem unteren Ende des Baumstammes arbeitet sie in den nächsten Tagen ein Gesicht heraus.
Die beiden Gesichter sollen zueinander schauen. "Es ist eine Art Introspektion, eine Reflexion. Es kann eine Figur sein, die sich spiegelt, oder zwei Figuren", sagt Carla Rump. Arbeiten mit Holz ist für die Bildhauerin etwas besonderes. Denn Holz ist ein Material, das mal gelebt hat, sagt sie. Sie könne in dem Holz die Energie des Baumes spüren.
"Es ist so schön, wenn man hier in Sankt Blasien rumläuft. Man spürt die Energie der Handwerker, die dem Baum ein zweites Leben schenken möchten."
Bereits zum 25. Mal treffen sich Bildhauerinnen und Bildhauer aus aller Welt in Sankt Blasien. In diesem Jahr sind es 15 aus neun Ländern. Eine Woche haben sie Zeit, um aus einem Baumstamm eine Skulptur zu schaffen. Mitten in der Stadt sägen, fräsen und hobeln sie.

Passanten bleiben stehen und schauen den Bildhauerinnen und Bildhauern zu. Sie stellen ihnen Fragen zum Kunstwerk oder zu ihrer Arbeitstechnik.
"Wenn man sieht wie die Leute mit groben Geräten, mit Motorsägen, arbeiten und was dann für Dinge dabei raus kommen. Das gefällt mir."
Diesen Austausch mit dem Publikum mag Bildhauerin Andrea Juliette Grote besonders am Holzbildhauer-Symposium in Sankt Blasien. "Ich finde das macht Spaß, es ist auch inspirierend", sagt sie.

Anlässlich des 25. Jubiläums verbindet Andrea Juliette Grote mit ihrer Skulptur Holz und Glas. Zum ersten Mal werden in Sankt Blasien auch andere Materialien verwendet. Andrea Juliette Grote graviert einen jungen Baum in eine Glasscheibe. Später wird das Glas zwischen alte Holzstücke gespannt. "Zeit und Veränderung" heißt die Skulptur.
Am Sonntag werden die Skulpturen auf dem Domplatz in Sankt Blasien versteigert. Der Erlös soll das Holzbildhauer-Symposium im nächsten Jahr finanzieren.