Fast ein halbes Jahrhundert alt sind die Bäume auf dem Grundstück von Markus Müller in Königsfeld-Obermartinsweiler (Schwarzwald-Baar-Kreis) bei Villingen-Schwenningen. Lange werden die Bäume allerdings nicht mehr dort stehen. Ihre Wurzeln hat der Nachbar bereits abgefräst. Die Diagnose: In den nächsten vier bis fünf Jahren sterben sie ab. „Es ist jetzt schon ein trauriger Moment“, sagt Markus Müller. Doch alles von vorne.
Bäume waren ein Kaufgrund
Gemeinsam mit seiner Partnerin erwirbt Markus Müller das Grundstück mit Haus in dem Wohngebiet vor zehn Jahren. Ein Kaufgrund: die vier, etwa 30 Meter hohen Bäume. Drei Fichten und eine Weißtanne. Alle Mitte der 1960er Jahre gepflanzt. Die Lichtspiele der Bäume hätten sie von Anfang an verzaubert, sagt Müller.
Schatten der Bäume mindern Wert des Grundstücks
Vor einem Jahr sei dann plötzlich ein Immobilienmakler vor ihrer Tür gestanden. Sie bräuchten doch sicherlich Brennholz. Kurz: Die Bäume sollen weg - das Nachbargrundstück, das einer Erbgemeinschaft gehört, stehe jetzt zum Verkauf. Die Bäume würden zu viel Schatten werfen und den Wert des Grundstückes mindern. Dazu äußern wollte sich die Erbgemeinschaft gegenüber dem SWR nicht. Nach einigem Hin und Her mit den Besitzern werden die Baumwurzeln auf dem Nachbargrundstück einfach abgefräst. Ganz legal.
Baumschnitt durch Nachbar ist legal
Im Bürgerlichen Gesetzbuch ist geregelt, dass ein Nachbar die Äste und Wurzeln eines Baums abschneiden darf, die auf dessen Grundstück rüberreichen. Seit einem zusätzlichen Urteil des Bundesgerichtshofs im letzten Jahr auch dann, wenn der Baum danach abstirbt. Für den 36-Jährigen ein Unding.
"Das ist ein Eingriff in die Privatsphäre. Ich hätte nicht erwartet, dass mich das so mitnimmt."
Dieses Jahr sollen die Bäume gefällt werden
Wann die Bäume genau gefällt werden, ist noch nicht klar. In diesem Jahr soll es geschehen – aber auch dafür gibt es Fristen – der Artenschutz sieht das vor. Die Kosten für die Fällung der Baumriesen und deren Abtransport muss Markus Müller selber tragen. Er rechnet mit circa 5.000 Euro. Für Müller und seine Partnerin ist das allerdings das kleinere Übel.