Effizienter, billiger und gut fürs Trinkwasser

Aufforstung per Drohne: In der Ortenau werden Bäume aus der Luft gesät

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Von Autor/in Kristin Haub, Nikolaus Rhein

In Schwanau im Ortenaukreis pflanzen Förster Bäume per Drohne aus der Luft, um den Wald zukunftssicher zu machen. Kann die Methode dem Waldsterben entgegenwirken?

Beladen mit 25 Kilogramm Saatgut schraubt sich die Agrardrohne im Forstbezirk Schwanau (Ortenaukreis) in die Luft. Die Mischung verschiedener Baumsamen, die sie über dem Waldgebiet verteilt, ist an den Waldboden und das Klima angepasst. Revierförster Klaus Niehüser setzt große Hoffnungen in die Aufforstung aus der Luft: Rund einen Hektar Wald musste er komplett roden lassen. Denn die Eschen, die hier standen, sind allesamt abgestorben.

Mit der Drohne kann Niehüser nun etwa 25.000 Samen in seinem Forstgebiet aussäen. Das ist deutlich mehr als die zweieinhalbtausend Bäume, die er von Hand pflanzen könnte. Das wäre nicht nur wesentlich aufwendiger, sondern auch teurer. Um die Baumsaat auf der einen Hektar großen Fläche zu verteilen, braucht die Drohne nur zehn Minuten. Das kostet Niehüser rund 3.000 Euro und ist nicht einmal halb so viel, als das Pflanzen per Hand kosten würde.

Förster Klaus Niehäuser testet die Saat-Drohne in seinem Revier in Schwanau (Ortenaukreis).
Förster Klaus Niehäuser testet die Saat-Drohne in seinem Revier in Schwanau (Ortenaukreis).

Drohnen-Aufforstung für klimaresistente und biodiverse Wälder

Aufforsten mittels Drohne - was bisher in steilen Hanglagen praktiziert wird, soll sich nun auch in der Ebene etablieren. Die Methode soll die Wiederaufforstung der kranken Wälder sichern: Um die Wälder klimaresistent zu machen und ihre Biodiversität zu sichern, braucht es eine umfassende Aufforstung. Aus der Luft ist das besonders effektiv.

Dass Bäume mit einer Drohne gesät werden, ist nicht neu. Bislang wurden jedoch in erster Linie sogenannte Seed Bombs genutzt - wenige Zentimeter dicke Kugeln aus Samen und Erde, aus denen sich nach dem Aufprall Keimlinge bilden.

Erfolgsquote von 20 Prozent

Das Verfahren, das nun unter anderem im Forstbezirk Schwanau angewendet wird, nennt sich "Direktsaat": Dabei wird das Saatgut ohne Erde ausgestreut, in der Hoffnung, dass die Saat aufgeht. Gut 20 Prozent der Samen sollen laut GreenAgain keimen. Das Unternehmen bietet die Aufforstung per Drohne an und hat dafür ein spezielles Saatgranulat entwickelt, das extrem viel Feuchtigkeit aufnehmen kann. "Das heißt, dass schon der Morgentau ausreicht, um den Keimling zu versorgen und ihn wachsen zu lassen. Das ist in besonders trockenen Situationen sehr wichtig", sagt Jürgen Riedel von GreenAgain.

Ob und wie viele Samen im Forstbezirk Schwanau tatsächlich keimen, wird sich erst in ein paar Monaten zeigen. Es besteht die Gefahr, dass Schlingpflanzen und Unkraut die jungen Keime ersticken. Doch Förster Klaus Niehüser hat kaum eine andere Wahl: Die Flächen mit kranken Bäumen werden immer größer und das Personal wird immer weniger. Noch ist der Erfolg der Methode kaum wissenschaftlich untersucht. Die Hoffnung ist groß, dass die Aufforstung per Drohne dazu beitragen kann, den Wald der Zukunft zu sichern.

Ein dreieckiges Schild mit einer schwarzen Drohne in rotem Dreieck warnt Waldbesucherinnen und -besucher vor der Saat-Drohne in Schwanau (Ortenaukreis).
Schilder warnen Waldbesucherinnen und -besucher vor der neuen Saat-Drohne in Schwanau (Ortenaukreis).

Waldsterben belastet Trinkwasser

Von einem Erfolg der Drohnen-Aufforstung könnte auch die Qualität des Trinkwassers profitieren. Denn das Waldsterben führt zu einer Verschlechterung der Trinkwasserqualität, wie eine aktuelle Studie der Universität Freiburg zeigt.

Normalerweise nehmen die Wälder Nitrat auf und schützen so das Grundwasser. Das schnelle Absterben von Bäumen kann diese Schutzfunktion jedoch beeinträchtigen, wie die Hydrologin Carolin Winter von der Uni Freiburg erläutert: "Wenn der Wald stirbt, wird der Kreislauf durchbrochen. Nitrat und andere Stoffe gelangen ins Grundwasser und können dann ein Problem für die Trinkwasserversorgung sein."

Nitratwert des Grundwassers verdoppelt

In Deutschland ist fast die Hälfte der Trinkwasserschutzgebiete bewaldet. Wie groß die Probleme sind, zeigt die Studie: Dort, wo die Bäume abgestorben sind, hat sich der Nitratwert des Grundwassers im Schnitt verdoppelt. Die Gefahr, die vom Waldsterben für das Trinkwasser ausgeht, wird laut den Forschern der Uni Freiburg bislang unterschätzt.

Leitungswasser ist weiterhin eine sehr gute, sichere und nachhaltige Trinkwasserressource.

Carolin Winter schiebt dennoch eine Warnung hinterher: "Wir müssen aufpassen, dass wir die Wälder und ihre Schutzfunktion dafür auch bewahren." Derzeit gehen die Wissenschaftler davon aus, dass das Waldsterben weitergeht und damit die Gefahr für das Trinkwasser weiter steigt.

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Kristin Haub
Nikolaus Rhein
Nikolaus Rhein ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

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