Familien mussten von heute auf morgen ihre Heimat, die Ukraine, verlassen - darunter viele Kinder. Doch auch aus anderen Krisengebieten der Welt, wie Afghanistan, Syrien und Somalia, sind viele Kinder geflüchtet. Für sie wird jetzt im ganzen Land Schulunterricht auf die Beine gestellt. In Bad Säckingen hat der Schulalltag schon vergangene Woche begonnen. In einer sogenannten Vorbereitungsklasse sitzen Kinder aus der ganzen Welt zusammen und lernen. Was sie eint: eine traumatische Vergangenheit und die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft.
Der komplette Radio-Beitrag zum Nachhören:
Unterricht für geflüchtete Kinder
14 Schülerinnen und Schüler sitzen auf ihren Stühlen in einem Klassenzimmer der Hans-Thoma-Schule in Bad Säckingen. Vor ihnen auf dem Tisch sind Schilder mit ihren Namen drauf: Mohammed, Stanislav, Sophia... An der Tafel steht Lehrerin Anna Berishka und erklärt ihnen mit Händen, Gesten und in verschiedenen Sprachen, was sie tun sollen. In dieser Stunde sollen die Kinder lernen, wie man sich vorstellt.
"Wir haben auch Schüler, die mit 14 Jahren alphabetisiert werden müssen. Die müssen erst lernen, den Stift zu halten und schreiben und lesen."
Manche Kinder seien auch schon recht gut und könnten sich frei ausdrücken, sagt Berishka. Die ukrainischen Kinder würden sich beispielsweise zwar im Schulsystem auskennen, müssten aber noch die deutsche Sprache lernen.
Jeden Tag Deutschunterricht
Deshalb stehen im Stundenplan der Vorbereitungsklasse jeden Morgen zwei Stunden Deutschunterricht. Dabei werden alle Kinder entsprechend ihrem Leistungsstand gefördert, sagt Christine Rutschmann, Leiterin der Hans-Thoma-Schule in Bad Säckingen. Es gibt im Stundenplan aber auch Demokratie-Bildung und Sport. Letzteres, damit sich die Kinder mal austoben können. Und Mathematik - das sei eine internationale Sprache, sagt Rutschmann, das kennen die Kinder.
Geflüchtete Kinder helfen sich gegenseitig
Manche Kinder erzählen von ihrer Flucht und von schrecklichen Erlebnissen. Im Unterricht sei das aber kein Thema, sagt Lehrerin Anna Berishka. Die Kinder wüssten das und es spiele keine Rolle. Sie helfen sich untereinander, indem sie sich gegenseitig unterstützen. "Die Kinder sind wahnsinnig sozial, das habe ich immer wieder erlebt", sagt Berishka. Die Lehrerin ist zuversichtlich, dass die Kinder in ihrer Klasse schnell und sehr erfolgreich lernen werden.
"Das ist so ein Stück Normalität. Das ist etwas Verlässliches und darüber sind die Kinder sehr dankbar."
Vor zwei Wochen hat Schulleiterin Christine Rutschmann die neue Klasse eingerichtet. Das Schwierigste sei gewesen Lehrerinnen und Lehrer für die Kinder zu bekommen. Sie ist jetzt erleichtert, denn sie weiß, dass gerade für die geflüchteten Kinder Schulunterricht sehr wichtig ist.