Was wurde eigentlich aus dem Gelände der Gartenschau StraßburgKehl? 2004 fand hier die erste grenzüberschreitende Landesgartenschau statt. Um den deutschen und den französischen Garten miteinander zu verbinden, wurde sogar eine Brücke gebaut. Ein Besuch fast 20 Jahre nach Eröffnung. (Foto: SWR)

Grenzüberschreitende Lebensadern

Ausstellung Übergänge Kehl: Tradition von Brücken über den Rhein

STAND
AUTOR/IN
Matthias Schlott

Viele Deutsche und Franzosen pendeln zwischen Kehl und Straßburg über den Rhein. Die Ausstellung "Übergänge" porträtiert sie und ihre Brücken.

Einer der architektonisch spannendsten Übergänge über den Rhein zwischen Kehl und Straßburg ist die Brücke für die Straßenbahn. Diese stählerne Lebensader hat die Verbindung der Menschen auf beiden Seiten des Rheins noch enger gemacht. An der Nahtstelle zwischen Frankreich und Deutschland haben Brücken über den Rhein eine lange Tradition.

Video herunterladen (56,6 MB | MP4)

Begradigung des Rheins verändert auch Übergänge zwischen Kehl und Straßburg

Vor der Begradigung des Rheins durch Johann Gottfried Tulla mäanderte der Rhein noch breit durch die Landschaft. "Der Rhein hat sein Flussbett permanent verändert", erzählt Ute Scherb, Leiterin des Hanauer Museum in Kehl, "einigermaßen stabil war ab 1388 die Lange Bruck zwischen Kehl und Straßburg." Nach der Rhein-Begradigung änderten sich auch die Konstruktionen der Brücken über den Fluss. Als schwimmende Übergänge zwischen Kehl und Straßburg kommen selbst Brücken mittels Schiffen zum Einsatz.

Übergänge über den Rhein verhalfen in der NS-Zeit vielen Juden zur Flucht

Die Übergänge über den Rhein zwischen Kehl und Straßburg überquerten während der Zeit der Nationalsozialisten ab den 1930 Jahren auch zahlreiche Juden. Stolpersteine erinnern heute daran, dass diese Flucht vor den Nazis oft tödlich endete - ein Schicksal, das in der NS-Zeit auch Menschen traf, die ihnen bei der Flucht geholfen haben.

Voltaire nutzt Übergänge des Rheins und lässt in Kehl seine Werke drucken

Die Ausstellung "Übergänge" im Hanauer Museum Kehl richtet den Blick auf die Geschichte der Rhein-Brücken zurück auf die Zeit kurz vor der französischen Revolution. Etwa auf den französischen Philosophen und Schriftsteller François-Marie Voltaire, dessen erste Gesamtausgabe einem Grenzübertritt nach Kehl zu verdanken ist. Denn, so erzählt die Museumsleiterin Ute Scherb: "Vor der Französischen Revolution waren die Werke von Voltaire in Frankreich verboten." So sei er dank der Möglichkeiten den Rhein zu überqueren "eben über die Grenze nach Kehl gekommen, um hier, auf der deutschen Seite des Rheins, sein Gesamtwerk zu drucken."

Ausstellung in Kehl zeigt auch Autogrammkarten, Gästebücher und Münzen

"Immer wenn irgend jemand Berühmtes aus Straßburg über den Rhein kam - ein Politiker, eine Sängerin, eine Fußballmannschaft - dann wurden diese Menschen aufgefordert, sich im Gästebuch der Stadt Kehl zu verewigen und nach Möglichkeit auch noch eine Autogramm-Karte da zulassen", erzählt Ute Scherb und zeigt die gesammelten Trophäen. Noch kostbarer als die Autogramme von Stars sind allerdings Münzen. So kann man in der Ausstellung "Übergänge" in Kehl etwa den Großherzog von Baden bestaunen, verewigt auf einer Münze, die mit Gold geprägt wurde. Gold, das auf beiden Seiten des Rheins, mühsam aus dem Fluss gewaschen wurde - was ebenfalls eine lange Tradition hat - nicht nur in Straßburg und Kehl. Aber das ist eine andere Geschichte.

STAND
AUTOR/IN
Matthias Schlott