ein balzender Auerhahn zwischen Bäumen in einem Wald (Foto: IMAGO, imago images / Reiner Bernhardt)

Auerwild vom Aussterben bedroht

Schwarzwälder Auerhuhn braucht Schutz von allen Seiten

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Hardy Faißt

Das Auerwild im Schwarzwald ist vom Aussterben bedroht! Das soll mit allen Mitteln verhindert werden. Zwischen Forstwirtschaft, Naturschutz und Tourismus ist Teamwork gefragt.

Neben Schwarzwälder Kirsch, der Kuckucksuhr und dem Bollenhut ist das Auerhuhn das Symbol für den Schwarzwald schlechthin. Doch die Tiere sind vom Aussterben bedroht! Dies soll mit allen Mitteln verhindert werden. Da ist Teamwork gefragt zwischen Forstwirtschaft, Naturschutz und Tourismus.

Der Rohrhardsberg bei Furtwangen (Schwarzwald-Baar-Kreis) ist bei Wanderern und bei Wintersportlern gleichermaßen beliebt. Geschätzte 45.000 Gäste nutzten das Gebiet allein in der jüngsten Wintersaison. Auch das Auerwild mag die Wälder am Rohrhardsberg. Bei einer Tour durch den Wald tatsächlich mal einem Auerhahn zu begegnen ist dabei aber eher unwahrscheinlich, sagt Rudi Suchant vom Wildtierinstitut der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg. Auerhühner seien von Natur aus sehr scheu. Ein Sprichwort beschreibe es so: "Das Auerhuhn hat auf jeder Feder ein Auge!" Gemeint sei damit, dass die Tiere sehr aufmerksam seien und sofort verschwänden, noch bevor ein Wanderer oder Spaziergänger es überhaupt bemerken könnte.

Vor 120 Jahren gab es noch an die 4.000 Auerhähne im Schwarzwald.

Heute ist der Bestand in seiner Existenz gefährdet. Gerade mal noch 114 Auerhähne wurden zuletzt gezählt. Deshalb wird alles Mögliche dafür getan, die Tiere zu schützen.

Der Schutz gliedert sich dabei in drei Bereiche. Einer davon sind die Fressfeinde. Hier sei die Jägerschaft gefordert, die Zahl der Füchse zu regulieren, klärt Rudi Suchant auf. Daneben gelte es in der Zeit zwischen Anfang März und Mitte Juli Störungen durch "freizeitaktive Menschen" zu minimieren. Oder diese zu besonders sensiblen Zeiten ganz zu verhindern. Deshalb sind am Rohrhardsberg derzeit einige Wanderwege gesperrt.

Gesperrter Waldweg (Foto: SWR, Hardy Faißt)
Zum Schutz des Auerwilds: Wanderweg am Rohrhardsberg gesperrt

Der Urvogel braucht viel Licht und Platz

Der wichtigste Bereich zum Schutz des Auerwildes aber ist der Schutz des Lebensraumes der Tiere, der Wald, betont Rudi Suchant. Das Auerwild braucht lichte Waldstücke mit Flächen, auf denen die mächtigen Vögel genügend Platz haben. Platz, um zum beispielsweise zum Flug zu starten. Oder umgekehrt zur Landung. Genauso brauchen die Tiere aber auch Bäume mit dichtem Geäst, unter dem sie sich verstecken können.

Genau an diesem Punkt kommen sich nun der Schutz des Auerwildes und die moderne Forstwirtschaft in die Quere: "Wir haben seit 30 Jahren das Konzept der naturnahen Waldwirtschaft. Das führt dazu, dass die Wälder im Laufe der Zeit sich zwar selbst verjüngen und immer reicher an Baumarten, aber eben auch immer dichter und dunkler werden", erklärt der Vorstandsvorsitzende der Forst BW, Max Reger. Genau diese Entwicklung laufe entgegengesetzt zu den Ansprüchen an den Lebensraum des Auerwildes.

Am Rohrhardsberg hat man nun quasi die Quadratur des Kreises geschafft und Forstwirtschaft, Tourismus und Artenschutz unter einen Hut gebracht. Davon ist auch Eberhard Aldinger überzeugt. Aldinger ist erster Vorsitzender des Vereins "Auerhuhn im Schwarzwald". Der Verein hat sich ganz der Rettung des existenziell bedrohten Urvogels verschrieben. Da dieser auch keine Grenzen zwischen Staats- und Privatwald kennt und sich die Forst BW nur um ersteren kümmern kann und darf, nimmt sich der Verein der Privatwaldbesitzer und Kommunen an, berät, was zum Schutz der Tiere getan werden kann, und wo es Fördergelder gibt. Denn Artenschutz kostet neben Zeit natürlich auch Geld.  Doch Eberhard Aldinger hat bislang nur gute Erfahrungen gemacht. Die Reaktionen seien sehr positiv sowohl von Seiten der Kommunen als auch von den Privatwaldbesitzern, weiß er zu berichten. Die Verantwortlichen seien dankbar für alle Tipps, was in ihrem Wald möglich sei.

"Es wäre ein Jammer, wenn der Schwarzwald diesen Vogel verlieren würde!"

Zum Schutz des Auerhuhns kann jeder Waldbesucher beitragen. Dies schon mit der Beachtung ein paar einfacher Regeln, wie etwa, die ausgewiesenen Wege nicht zu verlassen, Sperrungen zu beachten und Hunde an der Leine zu führen, so Eberhard Aldinger. Seine Liebe zu diesen urigen Vögeln währt schon lange. Er habe einmal erlebt, wo einer abgeflogen sei. Das, erinnert er sich, habe ihn zutiefst beeindruckt.

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Hardy Faißt