Polizei meldet Brände und Verletzungen

Feuerwehr attackiert, Kind verletzt - So war Silvester in Südbaden

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Wera Engelhardt
Wera Engelhardt (Foto: SWR)

Nach zwei Pandemiejahren hatte sich die Polizei für viel Arbeit an Silvester gewappnet. In großen Teilen Südbadens blieb es ruhig - doch es gab auch Feuer und Verletzungen.

Dutzende Brände, viele Verletzungen und ein Angriff auf die Feuerwehr haben Polizei und Feuerwehr in Südbaden in der Silvesternacht beschäftigt. Die Polizei Offenburg sprach am Sonntag von knapp 200 Einsätzen, davon mehr als 50 wegen Feuers. Im Beritt der Freiburger Polizei gab es einem Sprecher zufolge Einsätze im zweistelligen Bereich - die Nacht sei ersten Erkenntnissen zufolge ruhiger verlaufen als erwartet. Insgesamt hätten die Menschen friedlich gefeiert.

Jugendliche greifen Feuerwehrleute an

In Kehl (Ortenaukreis) attackierten Jugendliche Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern, wie es von der Polizei hieß. Ein Feuerwehrmann erlitt ein Knalltrauma und musste seinen Dienst beenden. Die Einsatzkräfte waren gegen 1 Uhr wegen eines Feuers in einem leerstehenden Hallenbad ausgerückt. Ersten Erkenntnissen zufolge hatte jemand das Feuer mit Brandbeschleuniger vorsätzlich entfacht. Die Beamten haben nach eigenen Angaben schon Hinweise auf die Verantwortlichen.

Der verletzte Feuerwehrmann wurde nach Angaben der Stadt Kehl im Krankenhaus behandelt und konnte dieses zwischenzeitlich wieder verlassen. Er werde psychologisch betreut. Die Feuerwehrleute seien schockiert "von so viel Zerstörungswut", wurde der Einsatzleiter der Kehler Feuerwehr, Adrian Scherer, in einer Mitteilung zitiert. Auch Kehls Oberbürgermeister Wolfram Britz (parteilos) zeigte sich schockiert. "So etwas hat es in Kehl noch nicht gegeben", sagte er dem SWR. Die große Mehrheit der Menschen habe aber friedlich gefeiert.

"Natürlich werden wir da nacharbeiten und schauen, wie wir unsere Feuerwehrleute in Zukunft besser schützen."

SWR-Reporterin Wera Engelhardt berichtet in SWR4 Baden-Württemberg über die Einsätze in der Silvesternacht:

Wohnungen nach Brand auf Balkon unbewohnbar

In Hohberg (Ortenaukreis) verletzte sich am Samstagabend ein 38-Jähriger schwer im Gesicht, als er einen Feuerwerksartikel anzündete. Ein Rettungshubschrauber flog ihn in eine Spezialklinik. Ebenfalls in Hohberg geriet ein Holzstapel unter einem Balkon in Brand. Das Feuer griff laut Polizei auf die darüber liegenden Balkone und Räume über und verursachte einen Schaden in Höhe von etwa 150.000 Euro. Zwei Menschen atmeten Rauch ein und verletzten sich dabei leicht. Zwei Wohnungen in dem Haus sind unbewohnbar. Die Brandursache steht noch nicht fest, ein Zusammenhang mit Feuerwerk sei aber naheliegend, sagte ein Polizeisprecher.

Kind von Feuerwerkskörper verletzt

Ein vier Jahre altes Kind wurde am Samstagabend in Grenzach-Wyhlen (Landkreis Lörrach) von einem Feuerwerkskörper verletzt. Ein 33 Jahre alter Mann, der mit einer Gruppe von Menschen auf einem Gehweg stand, hatte den schon entzündeten Feuerwerkskörper neben das Kind geworfen, das sich mit seiner Familie in der Nähe aufhielt. Als der Vater des Kindes den Mann zur Rede gestellt habe, sei auch er mit Feuerwerkskörpern beworfen worden, teilte die Polizei mit. Verletzt wurde er nicht.

Ruhige Silvesternacht in Freiburg

Die Freiburger Polizei berichtete von keinen schwerwiegenden Vorfällen in ihrem Zuständigkeitsbereich. Es habe einige Brände gegeben, die aber schnell gelöscht worden seien, sagte ein Sprecher. Unter anderem hätten Mülleimer und Hecken Feuer gefangen. Gegen zwei Uhr morgens sollen mehrere Menschen in Freiburg mit Feuerwerkskörpern auf die Fahrbahn und auf Fahrradfahrer gezielt haben. Auch Feuerwehrleute sollen zum Ziel geworden sein. Verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand.

Feuerwerk glitzert über dem erleuchteten Freiburg. (Foto: SWR)
Silvesterfeuerwerk über Freiburg.

Die Freiburger Feuerwehr meldete neun kleinere Brände. Die Silvesternacht sei ruhiger verlaufen als erwartet, hieß es in einer Mitteilung. Das Universitätsklinikum Freiburg verzeichnete ein "normales Aufkommen" an Brandverletzungen. "Es war eine ganz normale Silvesternacht wie vor der Corona-Pandemie. Wir hatten zwar gut zu tun, aber das sind wir gewohnt", sagte Oberärztin Katrin Fink der Deutschen Presse-Agentur.

Berichte über brennende Autos im Elsass

Auch in den Nachbarländern gab es nicht nur friedliche Feierlichkeiten. Französischen Medienberichten zufolge gingen in Straßburg Dutzende Autos in Flammen auf. Insgesamt habe es aber weniger Krawalle als in früheren Jahren gegeben, berichtete unter anderem die Zeitung "Dernières Nouvelles d’Alsace" unter Berufung auf die Präfektur des Département Bas-Rhin. Mehrere Menschen seien festgenommen worden. Die Silvesternacht war in Straßburg immer wieder von Ausschreitungen und Gewalt überschattet gewesen.

Schüsse aus Schreckschusswaffen in der Schweiz

Probleme mit Störenfrieden meldete auch die Polizei von Schaffhausen in der Schweiz. Ein 23-Jähriger habe von einer Dachterrasse etwa 50 Knallpatronen aus Schreckschusswaffen abgefeuert, hieß es von den Ermittlern. Er wurde vorläufig festgenommen und wird sich einem Strafverfahren stellen müssen.

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