Ein Rettungsboot der Sea-Watch 3 nähern sich einem Boot mit 97 Migranten (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/Sea-Watch | David Lohmueller)

Südbadener dokumentieren Hilfsarbeit

Seenotrettung im Mittelmeer: Filmpremiere "Seabird" in Freiburg

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AUTOR/IN
Owusu Künzel
ONLINEFASSUNG
Wera Engelhardt

Immer wieder sterben Menschen im Mittelmeer auf ihrer Flucht nach Europa. Zwei Filmemacher aus Südbaden haben das Leid und die Arbeit der Helfenden dokumentiert.

Der Film "Seabird" feiert an diesem Samstagabend Premiere im Haus der Jugend in Freiburg. Es geht um die Arbeit der Seenot-Rettungsorganisation Sea-Watch im zentralen Mittelmeer. Der Titel ist angelehnt an die Luftaufklärung von Sea-Watch. Der Freiburger Fotograf David Lohmüller und der Filmemacher Simon Straetker aus Löffingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) haben den Film gedreht. Der SWR hat mit Simon Straetker über seine Arbeit und die Zeit bei der Luftrettung gesprochen.

SWR Aktuell: Wie kam es, dass du einen Film über zivile Seenotrettung gemacht hast?

Simon Straetker: Eine Freundin, die bei Sea-Watch arbeitet, hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, als Freiwilliger zu helfen und im Flugzeug mitzufliegen, um Menschenrechtsverletzungen und Seenotfälle zu dokumentieren. Erst vor Ort haben wir dann gemerkt, wie wichtig das Thema ist, und dass genug Material da ist, um einen Film zu produzieren, damit noch mehr Menschen davon erfahren.

SWR Aktuell: Es gibt ja schon viele Filme über zivile Seenotrettung und Menschenrechtsverletzungen. Warum habt ihr jetzt noch einen gedreht?

Straetker: Es gibt aus meiner Sicht bei Weitem noch nicht genug Filme und Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu dem Thema. Wir kriegen das so am Rande mit, manche Menschen sind dieses Thema auch ein bisschen müde. Aber bis heute ertrinken jeden Tag Menschen im Mittelmeer, weil wir in Europa sagen: Das ist uns egal und wir möchten nichts damit zu tun haben. Wir müssen also so lange Filme machen, bis das aufhört. Und das ist es, was wir erreichen wollen: die Menschen auf das Thema aufmerksam machen.

SWR Aktuell: Du warst selbst im Flugzeug mit unterwegs. Was hast du da erlebt?

Straetker: Unsere Einsätze starten meistens am frühen Morgen vom Flughafen in Lampedusa (italienische Insel, Anm. der Redaktion). Dann fliegen wir sechs bis sieben Stunden ein Flugmuster über dem zentralen Mittelmeer ab und schauen, ob es Seenotfälle gibt, die wir an die Seenotleitstelle melden. Im Flugzeug sitzen vier Personen: ein Pilot oder eine Pilotin, jemand für die Technik, eine Person mit Fernglas und eine, die Fotos und Videos macht. Ich bin in meiner Zeit vier Einsätze geflogen. Wir haben mindestens 20 Boote in Seenot gesehen, auch illegale Rückführungen durch die libysche Küstenwache. Man kann sich hier in Deutschland nicht vorstellen, was da passiert. Dass sich 40, 50 oder auch 100 Menschen auf einem Schlauchboot drängen und ihr Leben riskieren, um die Reise auf sich zu nehmen. Man versteht dann, wie es den Menschen gehen muss, dass sie so ein Risiko auf sich nehmen.

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