Die Supermarktmitarbeiterin aus der Ortenau will anonym bleiben. Will nicht noch mehr zur Zielscheibe werden, als sie es bereits ist. Zwei bis dreimal täglich wird sie beschimpft, seit in den Supermärkten in Baden-Württemberg die FFP2-Maske getragen werden muss. Ihren Kollegen geht es genauso. Nicht alle Kunden, die keine FFP2-Maske dabei haben, reagieren aggressiv, sagt sie. Aber eben doch einige. Der Frau ist anzumerken, wie sehr sie diese Beschimpfungen aufregen. Sie ringt immer wieder um Worte, blickt zur Seite.
"Ich weiß nicht, wo die Leute sich das Recht hernehmen und jetzt glauben, sie können uns einfach beschimpfen, wenn sie ihren Frust loswerden müssen."
Kunde beleidigt Verkäuferin als "blöde, behinderte Kuh"
Von ihnen als Verkäufer erwarte man schließlich auch, dass sie sich den Kunden gegenüber freundlich verhalten. Sie nett und mit Respekt bedienen. So würde sie auch gerne von den Kunden behandelt werden. Zuerst zögert sie, die Beschimpfungen zu benennen. Manche könne man nicht veröffentlichen. Schließlich nennt sie dann doch einige: "Ich werde zum Beispiel als 'blöde, behinderte Kuh' oder 'Schlampe' bezeichnet. Ich solle jetzt meinen Mund halten und einfach meiner Arbeit nachgehen. Solche Sachen."
Aggressive Kunden keine Einzelfälle in der Ortenau
Auf SWR-Anfrage antworten Aldi Süd, Edeka und Kaufland, dass ihnen derzeit keine Angriffe gegen ihre Mitarbeiter bekannt sind. Diese Antworten verwundern den Hauptgeschäftsführer vom Handelsverband Südbaden, Peter Spindler. Die Rückmeldungen, die er aus dem Einzelhandel bekommt, bestätigen die Erfahrungen der Supermarktmitarbeiterin aus der Ortenau. Solche Vorfälle seien ihnen leider auch bekannt, das komme jetzt sehr häufig vor.
"Manche Kunden haben sich nicht beherrschen können und es kam nicht nur zu aggressivem Verhalten im Sinne eines verbalen Austausches, sondern auch tatsächlich zu bespucken und dergleichen."
Zahlen dazu erhebt der Handelsverband Südbaden nicht. Peter Schindler erklärt sich die Angriffe zum einen damit, dass viele Kunden zunächst nicht über die neue Verordnung informiert waren. Zum anderen vermutet Peter Schindler, dass die Geduld vieler überstrapaziert ist und die Nerven angespannter sind.
Supermarktmitarbeiterin: "Verbale Angriffe verletzen"
Ständig verbal angegriffen und beschimpft zu werden verletzt die Supermarktmitarbeiterin aus der Ortenau. "Einmal musste ich sogar meinen Arbeitsplatz verlassen, weil ich einfach fünf Minuten an der frischen Luft brauchte, um wieder runter zu kommen", sagt sie.
Sie wehrt sich gegen solche Angriffe. "Wir Verkäufer machen die Verordnungen nicht. Wir können nichts dafür, wir machen nur unsere Arbeit", ergänzt sie. Aggressiven Kunden sage sie, dass sie so nicht behandelt werden wolle. Angst habe sie nicht. Trotzdem sei immer eine Spannung in ihr, wenn sie wieder jemanden wegen der fehlenden FFP2-Maske ansprechen müsse. "Mal schauen wie der reagiert", denkt sie sich dann.