Die Freiburger Polizei hat am Dienstag einen Amokfall an der Uniklinik geprobt. Es war ein bewusst gewähltes Szenario: Zwei mit Messern bewaffnete Männer wollen auf einer Krankenstation der Uniklinik Freiburg einen Arzt zur Rede stellen. Dieser hat, so die Annahme, einen Verwandten behandelt, der jedoch verstorben ist.
Auf der Suche nach dem Arzt werden Patienten verletzt, es gibt mehrere Tote. Beim Polizeipräsidium Freiburg geht ein Notruf ein. Sofort wird ein Einsatzstab gebildet, an alle verfügbaren Polizeikräfte im Raum Freiburg geht ein Notruf raus. Einsatzort: ein dreigeschossiges Klinikgebäude auf dem Campus der Uniklinik Freiburg.
Wir wollten sehen, wie unsere Mitarbeitende sich, im Zusammenspiel mit der Polizei, verhalten.
Überprüfung der Alarmierungsketten
Aus der Erfahrungen vergangener Jahre, bei denen es immer wieder zu prekären Situationen im Klinikalltag gekommen war, hatte sich Thorsten Hammer, Notfallmediziner und Zuständige für Katastrophenschutz an der Uniklinik Freiburg, das Übungsszenario einfallen lassen. Gemeinsam mit der Polizei sollte überprüft werden, wie gut die Alarmierungs-, Rettungs- und Einsatzpläne für einen solchen Fall der Fälle funktionieren. Sowohl auf Seiten der Uniklinik, aber auch beim Polizeipräsidium Freiburg.
"Wir wollten sehen, wie unsere Mitarbeitende, im Zusammenspiel mit der Polizei sich verhalten", sagte Notfallmediziner Hammer dem SWR. Es sollte für beide Seiten, Uniklinik und Polizei, einen höchstmöglichen Erkenntnisgewinn mit einem solchen Notfallszenario erzielt werden.
Über 50 Einsatzkräfte an der Übung in Freiburg beteiligt
Nach der Alarmierung um kurz nach neun Uhr hatte das Polizeipräsidium rund 50 Polizistinnen und Polizisten auf dem Campus der Uniklinik Freiburg zusammengezogen. Sie machten sich für den Übungseinsatz bereit. Schusssichere Westen und Helme wurden angelegt, scharfe Pistolen wurden gegen täuschend echt aussehende Übungswaffen ausgetauscht. In kleinen Trupps von je drei Polizisten, rückten sie dann in das Klinikgebäude vor, wo sich die beiden vermeintlichen Attentäter aufhielten. Das Verhalten der Beamten vor Ort wurde von sogenannten Beobachtern unter die Lupe genommen, die alles notierten - für eine spätere Auswertung der Amok-Übung.
Szenario: Mehrere Tote und Verletzte in der Freiburger Uniklinik
Im Gebäude selbst fanden die Einsatzkräfte viele verletzte Patientinnen und Patienten vor, die erst nach und nach aus dem Komplex evakuiert wurden. Der Drehplan für die Übung sah auch vor, dass die Polizisten auf einer der Stationen drei Tote finden würden, die von den vermeintlichen Attentätern erstochen worden waren.
Einsatzgeschehen per Video dokumentiert
Das gesamte Vorgehen in dem Gebäude selbst wurde per Video aufgezeichnet, um die einzelnen Sequenzen des Einsatzes hinterher zu Schulungszwecken auswerten zu können. Am Ende der Übung wurde einer der Attentäter, der von einem Polizeibeamten gespielt wurde, in Handschellen abgeführt. Der zweite Attentäter wurde noch während des Einsatzes erschossen, weil Gefahr im Verzug war.

Die Übung (...) mit realistisch hergerichteten Verletztendarstellern war für die Polizistinnen und Polizisten durch aus etwas Besonderes.
Amok-Übung bietet "großen Erkenntnisgewinn"
Sowohl die Uniklinik Freiburg als auch die Einsatzleitung des Polizeipräsidiums zog nach der Übung am Dienstagvormittag eine positive Bilanz. "Es sei ein überaus großer Erkenntnisgewinn erzielt worden für die Klinikleitung", sagte Thorsten Hammer. Noch seien die Protokolle der Übung nicht ausgewertet, aber man habe schon wertvolle Erkenntnisse und Hinweise erhalten, die in die Notfallpläne einfließen würden, sagte der Zuständige für den Katastrophenschutz an der Uniklinik Freiburg.

Der Einsatzleiter der Polizei, Heiko Baumgärtner, zog eine ähnliche Bilanz. Man werde die Videos und schriftlichen Protokolle auswerten, um das künftige Einsatzgeschehen weiter zu optimieren. "Die Übung an der Uniklinik Freiburg, mit realistisch hergerichteten Verletztendarstellern, war für die Polizistinnen und Polizisten durch aus etwas Besonderes", so Baumgärtner im SWR-Interview.