Ärzte protestieren in Ingelheim (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/Jens Wolf)

Brief an Landrat und Kreisräte

Ärzte kritisieren Missstände in der Helios-Klinik in Rottweil

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Jasmin Bergmann

Über 20 niedergelassene Ärzte aus Rottweil und Umgebung kritisieren Missstände wegen privater Führung in der Helios-Klinik in Rottweil.

Ein Patient mit einer Blinddarmentzündung sei aus der Helios-Klinik in Rottweil entlassen worden. Kurze Zeit später musste er in einer anderen Klinik notoperiert werden. Eine 80-jährige, alleinstehende Patientin wurde in der Nacht entlassen, ohne darauf vorbereitet gewesen zu sein.

Zwei der Beispiele, die die Ärzte in ihrem Brief nennen. Der Brief liegt der SWR-Redaktion vor. Diesen haben sie Ende Juli unter anderem an Rottweils Landrat und die Kreisräte geschickt, mit der Bitte zu prüfen, ob die Kommune die Klinik wieder zurückkaufen könne. "Wir haben uns zu diesem Schritt entschieden, da die Zusammenarbeit mit der Helios-Klinik immer schwieriger wird", heißt es im Brief.

Klinik in Privathand sei laut Rottweiler Ärzten das Problem

Die Helios-Klinik wird seit einigen Jahren privat geführt und sei auf ihre Wirtschaftlichkeit fokussiert, statt auf das Wohl der Bevölkerung - so die Verfasser des Briefes. Sie glauben nicht, dass das Personal unfähig ist: "Wir denken, es liegt nicht am Personal, welches aufgrund eines Personalmangels vollständig überfordert ist, sondern am grundsätzlichen Vorgehen der Helios-Klinik-Struktur." Es gebe zu wenig Personal. Stellen würden gekürzt und nicht mehr nachbesetzt. In einem schriftlichen Statement sagt die Helios-Klinik: Die Klinik sei trotz einiger personeller Wechsel gut aufgestellt. Man gehe jeder Beschwerde zeitnah nach und arbeite diese mit den Beteiligten auf, heißt es weiter. "Hat eine Beschwerde einen medizinischen oder pflegerischen Hintergrund, wird der Fall in einer sogenannten Morbiditäts- und Mortalitätskonferenz interdisziplinär besprochen und, so erforderlich, werden passende Maßnahmen abgeleitet."

Laut Klinik hat es bereits Gespräche mit einzelnen Verfassern des Briefes gegeben. Auch das Landratsamt ist nach eigenen Angaben bereits mehrfach im Gespräch mit der Klinik gewesen. Nun sei diese gefordert, die Missstände aufzuarbeiten, so das Landratsamt. Ein richtiges Interview möchten derzeit weder die Verfasser des Briefes, noch die Klinik geben. Man wolle den 12. Oktober abwarten. Da möchten sich die Klinikleitung und die niedergelassenen Ärzte zusammensetzen.

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