Zoufinar Murad hatte am 16. August gerade in ihrer Nachtschicht in einem Freiburger Pflegeheim gearbeitet, als die Polizei sie dort abholte und für den Abschiebeflug nach Hamburg brachte. Seitdem lebt die 53-jährige in Armenien und hofft, wieder zurück kommen zu können. Mit der Hoffnung ist sie nicht allein.
SWR-Reporter Stefan Schlegel berichtet über die Situation von Zoufinar Murad:
In dem Pflegeheim St. Carolus fehlt Murad, sagt die Direktorin Christa Varadi. Ein richtiges Interview will sie aber nicht geben, weil das inzwischen alles so politisch sei, sagt sie. Sie fehle als Pflegekraft, aber auch als Mensch. Deswegen hat Murad dort nun einen Ausbildungsvertrag bekommen, der ihre Hoffnung auf eine legale Rückkehr gebe, sagt ihr Anwalt Harald König: "Ich habe bei der Deutschen Botschaft in Jerewan einen Termin gebucht für ein Visum zur Ausbildung." Die Wartezeit ist erfahrungsgemäß lang. König hofft, dass es in diesem Fall nur ein paar Monate dauert.
Sie kommt nicht aus Armenien
Zoufinar Murad selbst kommt nicht aus Armenien, nur ihre Vorfahren stammen von dort. Sie ist 2014 aus Syrien geflohen. Mit Armenien verbindet sie ansonsten nichts. Außerdem gibt es einen Konflikt mit dem Nachbarland Aserbaidschan; ihr geht es nicht besonders gut dort, sagt sie im SWR-Interview:
Unterstützung bekommt Murad von der syrischen Familie Alsbih, bei der sie in Freiburg gewohnt hat. Gerade versucht Ali Alsbih alles, um ihr zu helfen und ihr Spenden zukommen zu lassen. "Sie kann kein Konto eröffnen, weil sie nicht die armenische Staatsbürgerschaft hat", sagt er.
Unterstützung aus der Politik
Die Landtagsfraktion der SPD unterstützt Murad. Im baden-württembergischen Landtag gibt es eine Anfrage an die Landesregierung - und inzwischen auch eine Antwort. Die deutet SPD-Abgeordnete Gabi Rolland so: "Juristisch ist das alles in Ordnung." Aber:
Rolland versteht nicht, warum das Sozialministerium versuche, Pflegekräfte aus dem Ausland anzuwerben, während es jemanden wie Murad gebe, die schon da sei, aber abgeschoben werde. "Das muss mir mal jemand erklären, wie man als Landesregierung auf die Idee kommen kann, so jemanden abzuschieben." Rolland möchte politisch den Druck auf die Botschaft in Armenien erhöhen.
Die SPD-Abgeordnete Rolland setzte sich für Zoufinar Murad ein, denn sie ist sich sicher: "Sie wird ein wichtiges Mitglied unserer Gesellschaft werden."