Es duftet nach ukrainischer Küche bei Gisela Büscher in Todtmoos (Kreis Waldshut). Wie nun häufiger - seit die 99-Jährige junge Ukrainerinnen aus Kiew in ihrem Haus aufgenommen hat. Nach Ausbruch des Krieges war für Gisela Büscher klar, dass sie Geflüchteten ein Zuhause geben will. Ihren Sohn Tobias beauftragte sie kurzentschlossen, alles zu organisieren. Sie wollte helfen, das war ihr wichtig. Nach allem, was sie selbst erlebt hatte.
Todtmooserin hat selbst Krieg miterlebt
Erinnerungen werden wach, an die Zeit, als Gisela Büscher selbst jung war. An den Zweiten Weltkrieg, den sie miterleben musste, auch wenn sie - anders als ihre Gäste - selbst nicht gezwungen war, zu flüchten. "Wir mussten natürlich in den Luftschutzkeller. Und da haben wir auch dicke Holzstempel gehabt, für den Fall, dass da eine Bombe drauffällt, dass das nicht alles zusammensackt", erzählt die 99-Jährige.
"Wir wussten ja vom Krieg her, wie das ist, wenn alles zerbombt wird."
Alle unter einem Dach: Ukrainerinnen in Ferienwohnungen untergebracht
Die drei Ukrainerinnen und ihre Kinder sind vor den Bomben und der Zerstörung geflohen. Seit vier Wochen wohnen sie in Ferienwohnungen mit im Haus, alle unter einem Dach. Zur besseren Verständigung hat Gisela Büscher extra ihr Schul-Englisch wieder aufpoliert. Denn sie will schon genau wissen, wie es ihren Gästen geht - und deren drei Männern, die in Kiew geblieben sind. "Dann frage ich immer, ob sie Nachricht haben. Und bisher sind sie noch ganz gut davongekommen", berichtet die Seniorin.
"Gisela ist eine wirklich nette, aufmerksame Frau mit einem großen Herzen."

Gemeinsam essen, hoffen und bangen
Die Frauen essen gelegentlich zusammen und tauschen sich dabei kulinarisch aus. Es gibt zum Beispiel Borschtsch, eine original ukrainische Suppe. Kurz scheinen Giesela Büschers Gäste unbeschwert. Und doch: Der Krieg ist für sie allgegenwärtig. Ununterbrochen verfolgen sie die Nachrichten. Telefonieren oder schreiben mit ihren Männern in Kiew. "Wir denken immer daran, zurückzugehen, aber jetzt geht das noch nicht", sagt Tetyana Vladyka, die aus Kiew geflüchtet ist. Unter dem sicheren Dach ihrer 99-jährigen Gastgeberin hoffen die geflüchteten Frauen darauf, dass dieser Tag kommen wird.