Gefahr durch Spannstahl-Bauweise

Nach Dresden: 35 Problem-Brücken in Südbaden werden ersetzt

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Autor/in
Dorothea Dörner
Frau mit langen schwarzen Haaren lehnt an einer Wand. Sie trägt eine dunkle Bluse und lächelt in die Kamera.
Valentin Heib

Das Regierungspräsidium Freiburg will gefährdete Brücken in der Region in den nächsten Jahren abreißen und neu bauen. Die erste bei Friedenweiler ist bereits im Bau.

Als im September 2024 die Carola-Brücke in Dresden einstürzt, schrillen auch im Freiburger Regierungspräsidium (RP) die Alarmglocken. Allerdings ist das Problem mit rostendem Spannstahl hier schon länger bekannt. Bereits zwei Wochen vor dem Unglück wurde eine alte Brücke an der B31 bei Friedenweiler (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) abgerissen. Der Grund: Bei einer Kontrolle waren gravierende Mängel aufgefallen. Derzeit ist der Neubau der Brücke in vollem Gang.

Die zwei Brückenpfeiler, genannt Widerlager, auf der Baustelle der neuen Brücke nach Friedenweiler an der B31
Die zwei Brückenpfeiler, genannt Widerlager, auf der Baustelle der neuen Brücke nach Friedenweiler an der B31.

Spannstahl-Bauweise kann Brücken gefährden

Die neue Brücke wird aus Stahlverbundträgern bestehen. Sie sind der entscheidende Unterschied zur alten Brücke, die nach einem bestimmten Bauverfahren mit Spannstahl gebaut war. Dazu werden zunächst zwei meterhohe Betonklötze zu beiden Seiten der Straße in Form gegossen.

In der Fachsprache heißen sie Widerlager uns sollen später einmal die Brücke tragen, erklärt Projektleiterin Anita Fischer: "Das sind quasi die seitlichen Stützen. Stahlverbundträger bilden dann die Platte oben drauf". Von dieser Bauweise weiß man: Sie ist sicher und hält lange.

Anders war das bei der alten Brücke, die früher hier stand, erklärt Andreas König, Leiter des Referats Ingenieurbau beim Regierungspräsidium: "Der Spannstahl kann reißen, ohne dass man viel vorher sieht. Dann kann es, je nach Konstruktionsart der Brücke, auch zu einem Versagen des gesamten Tragwerks kommen."

Teile der Carolabrücke über der Elbe in Dresden sind eingestürzt und liegen im Wasser
Teile der Carolabrücke über der Elbe in Dresden sind eingestürzt und liegen im Wasser.

Regierungspräsidium baut mittelfristig 35 Brücken neu

Um ein Unglück wie bei der Carola-Brücke in Südbaden zu vermeiden, hat das Regierungspräsidium alle Brücken gleicher Bauart überprüft. Auf den betroffenen Brücken schränkt es vorübergehend den Lkw-Verkehr ein. Eine solche Brücke steht etwa bei Titisee-Neustadt, nur wenige Kilometer entfernt. Dort dürfen jetzt nur noch ein oder zwei Lastwagen ab 7,5 Tonnen gleichzeitig die Brücke überfahren. Entsprechende Schilder sollen die Fahrer informieren. Gleichzeitig sollen die gefährdeten Brücken aber so schnell wie ersetzt werden.

Wir möchten diese Brücken in fünf bis sechs Jahren durch einen Neubau ersetzen.

Außerdem werden die Brücken in Zukunft - statt alle sechs Jahre - nun alle drei Jahre überprüft. Mit diesen Vorkehrungen will das Regierungspräsidium die Einsturzgefahr dieser Brücken minimieren. In Südbaden sind laut RP insgesamt 26 Brücken mit dem anfälligen Spannstahl gebaut; weitere neun weisen eine ähnliche Problematik auf und sollen ebenso mittelfristig ersetzt werden.

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