"Die UEFA hat mal wieder die Gelegenheit verpasst, ein Zeichen zu setzen", so bewertet der Vorsitzende des schwul-lesbischen VfB-Fanclubs Stuttgarter Junxx, Jens Kohler, das UEFA-Verbot. Dabei habe der Fußball eine solche gesellschaftliche Relevanz, dass er eigentlich für solche Aktionen prädestiniert sei, die Weltoffenheit und Toleranz demonstrierten.
Kohler: UEFA-Argument der politisch-religiösen Neutralität ist Ausrede
Es gehe letztendlich immer nur ums Geld, so Kohler. Das Argument der Wahrung politisch-religiöser Neutralität hält er dagegen für eine Ausrede. "Es war eine politische Entscheidung gegenüber den Autokraten und sonstigen Veranstaltern der Europameisterschaft", findet Kohler. Gemeint ist damit vor allem die rechtsnationale ungarische Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orban, die kürzlich ein Gesetz gegen "Werbung" für Homosexualität verabschiedet hatte. Ähnlich bewertet auch die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Dagmar Freitag (SPD), den UEFA-Entscheid. Diese Einstellung zeige, "dass die Inhalte dieser UEFA-Kampagnen, die es ja gibt - 'pro Respekt', 'pro Vielfalt', 'pro Toleranz' - dass das letztlich doch nur alles auf dem Papier steht."
Nur Lippenbekenntnisse zu Toleranz, aber keine Taten
"Ich würde mir wünschen, dass nicht immer nur Kampagnen zu Toleranz, Gleichberechtigung oder Rassismus gefahren werden, sondern dass das auch gelebt und umgesetzt wird", sagt Kohler. Bislang habe es von der UEFA tatsächlich nur Lippenbekenntnisse gegeben. Darüber, dass Berlin, Köln, Frankfurt, Augsburg und Wolfsburg nun an diesem Tag ihre Stadien in Regenbogenfarben erleuchten wollen, freut sich der Fanclub-Vorsitzende dafür um so mehr. "Ich würde mir wünschen es wäre ganz Deutschland erleuchtet, so Kohler.
Auch die Stadt Freiburg will am Mittwoch ein Zeichen gegen Diskriminierung und Intoleranz setzen und am Rathaus die Regenbogenflagge hissen.
Baden-Württembergs Politiker kritisieren die Entscheidung von UEFA
Auch Politikerinnen und Politiker aus der Region Ulm kritisieren den Fußballverband wegen dieser Entscheidung. Die Ulmer Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis (SPD) klagt, dass der Fußball leider ein Opfer des Kapitals sei. "Wenn es um Knete geht, stehen die Funktionäre parat. Solidarität mit diskriminierten Minderheiten hingegen wird eine Absage erteilt.", so Mattheis. Für den Heidenheimer Andreas Stoch, SPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag, ist ein Regenbogen im Stadion eine symbolische rote Karte an die, die Anderen die Möglichkeit eines frei bestimmten Lebens absprechen. "Wo das zum Streitpunkt wird, aber der Pandemieschutz missachtet und vor Autokraten kapituliert wird, läuft etwas nicht rund", so Stoch.