Wochenrückblick Stuttgart

Spaß und Gefahr des Wassers: Vom Schwimmen, Retten und Baden

Stand

Von Autor/in Kerstin Rudat

Sommer, Sonne, Badespaß - Wenn das kühle Nass lockt, sind auch Gefahren und Mängel nicht weit. Was das mit dem Engagement der Wasserrettung und KI-Technik zu tun hat.

Hi, ich bin Kerstin Rudat und arbeite im Studio Stuttgart. Wenn der Mai beginnt, hellt sich meine Laune immer schnell auf: Start der warmen Jahreszeit, und die Freibäder haben wieder geöffnet. Für mich gibt es nichts Schöneres im Sommer als ins Becken abzutauchen und unter freiem Himmel meine Bahnen zu ziehen. Den Kopf frei kriegen und frisch und mit gesundem Kreislauf den Tag beginnen.

Aber der Reiz am erfrischenden Nass hat auch viele Schattenseiten. Denn mehr Menschen sind 2024 beim Baden und Schwimmen ums Leben gekommen als im Jahr zuvor - Baden-Württemberg liegt laut Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) auf Platz 3 in dieser traurigen Statistik. Am Sonntag ist in Mundelsheim (Kreis Ludwigsburg) ein 16-Jähriger bei einem Badeunfall ums Leben gekommen. Am Mittwoch übte die DLRG Stuttgart eine Rettungssituation am Neckar.

So viele Menschen sind ertrunken - so viele wurden gerettet

Die ehrenamtlichen Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer der DLRG haben im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg so vielen Menschen das Leben gerettet wie nirgendwo sonst in Deutschland: nämlich 243. Die Zahl der Badetoten in Baden-Württemberg ist aber leider gestiegen. In ganz Deutschland haben 2024 den Angaben nach insgesamt 411 Menschen ihr Leben im Wasser verloren. Leichtsinn sei eine der häufigsten Todesursachen. Der Sprung ins kühle Wasser und der plötzliche Temperaturunterschied könnten das Herz-Kreislauf-System überfordern, so die DLRG. Die Wasserrettung musste in Baden-Württemberg 2024 in rund 60 Fällen mehr zu schweren Einsätzen ausrücken als in 2023.

Stuttgart

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Abzeichen und Preise für Schwimmerinnen und Schwimmer

Es gibt aber auch gute Zahlen von der DLRG: Die ehrenamtlichen Ausbilderinnen und Ausbilder haben 2024 mehr Seepferdchen-Abzeichen ausgegeben als im Jahr zuvor. 15.390 Kinder aus Baden-Württemberg bekamen demnach das Frühschwimmer-Abzeichen im vergangenen Jahr, das sind 1.409 mehr als in 2023. Insgesamt habe es wieder mehr Schwimm-Abzeichen gegeben. Das sei ein Zeichen dafür, dass wieder mehr Menschen in Baden-Württemberg schwimmen können - und Kinder Schwimmen lernen.

Baden-Württemberg

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Außerdem hat der DLRG-Landesverband Württemberg e.V. mit der Stiftung Wasserrettung vor drei Jahren eine Auszeichnung für mutiges Verhalten am und im Wasser ins Leben gerufen. Das hat Vorbild-Charakter: Mit dieser Ehrung werden Bürgerinnen und Bürger gewürdigt, die durch ihr couragiertes Eingreifen Menschen vor dem Ertrinken gerettet haben. Drei mutige Lebensretterinnen und Lebensretter aus der Bevölkerung werden am Samstag für ihren Rettungseinsatz ausgezeichnet, darunter eine junge Frau aus Stuttgart.

Über die Bilanz 2024 der DLRG und ihre Aktionen hat SWR4 Baden-Württemberg am 15.05.2025 berichtet.

Stimmt ab: Planscht ihr noch oder macht ihr Hochsee-Schwimmen?

Die Abstimmung ist bereits beendet.

Hand aufs Herz: Wie gut könnt ihr schwimmen?

  • Ich bin natürlich selbst Mitglied im DLRG. 33,3%
  • "Seepferdchen" - was war das noch mal? 9,3%
  • Ich hab' sogar das Abzeichen in Silber gemacht damals. Aber wenn ich jetzt mal vier Bahnen schaffe... 50,7%
  • Ich mag Schwimmen nicht. Ich geh' lieber Radfahren. 6,7%

Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.

In der vergangenen Woche wollten wir von euch wissen, ob ihr euch eher für eine Handwerksausbildung oder für ein Studium entscheiden würdet. Die meisten Stimmen bekam die Antwort "Ich bin Handwerkerin/Handwerker, und ich lieb's! Bester Job der Welt!" (38,5 Prozent).

Mobiles Mini-Bad für den Schwimmunterricht

Laut DLRG müssen bundesweit jährlich rund 6.000 Frei- und Hallenbäder schließen. Aber Not macht erfinderisch. Weil immer mehr Bäder marode werden und der Schwimmunterricht immer häufiger ausfällt, hat die Stuttgarter Josef-Wund-Stiftung eine "Schwimmakademie" für Kinder ins Leben gerufen. Damit Kinder Schwimmen lernen und regelmäßig ortsnah trainieren können, wurden mobile Mini-Bäder auf Rädern gebaut. Es handelt sich dabei um zum Schwimmbad umgebaute Sattelauflieger. Die Schwimm-Mobile der Stiftung heißen liebevoll "Wundine on Wheels" und sind seit 2022 in der Region im Einsatz. Vier Stück gibt es inzwischen in der Region, finanziert vom Land Baden-Württemberg. In einen umgebauten Anhänger passt nicht nur das sechs mal zwei Meter große Schwimmbecken, es gibt auch jeweils eine Umkleide, zwei Duschen und eine Toilette. Eins der Schwimm-Mobile steht momentan in Esslingen an der Katharinenschule.

KI als Bademeister: Erster Test in einem BW-Bad gelungen

Doch was ist, wenn es in meiner Kommune zwar Schwimmgelegenheiten gibt, aber nicht genug Bademeisterinnen und -meister? Kommunen und Bäder-Betriebe leiden seit Jahren unter Personalmangel. Hier könnte demnächst der Einsatz von Künstlicher Intelligenz helfen. Einen ersten Test dazu gab es im vergangenen Jahr im Panorama-Bad in Freudenstadt: Kameras sollen das Geschehen an den Becken im Blick haben und zum Beispiel die Anzahl der Menschen sowie deren regelmäßige Schwimmbewegungen registrieren. Sie weisen die Mitarbeitenden unter anderem auf Überfüllungen oder einen reglosen Menschen im Wasser hin.

Das geschieht über Signale auf die Smartwatch der Bediensteten. Neu an der KI-gestützten Technik ist die Möglichkeit, bestimmte Bewegungsabläufe vor dem eigentlichen Notfall als Gefahr zu identifizieren. Eine Rolle beim Einsatz spielt auch der Datenschutz. Es ist laut Hersteller gewährleistet, dass keine Bilder gespeichert werden und keine Verbindungen zu Menschen etwa über persönliche Daten einer Jahreskarte oder eines Mitgliedsausweises erfolgen können.

So funktioniert's in Freudenstadt:

Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen sagt, technische Hilfsmittel könnten die Wasseraufsicht nicht ersetzen. Sie könnten aber ein Faktor sein bei der Frage, wie viel Personal nötig ist und die Überschaubarkeit erhöhen. Die Arbeitsgemeinschaft öffentliche Bäder Baden-Württemberg, der auch die 15 Bäder in Stuttgart angehören, befürwortet den Einsatz des KI-basierten Systems, weil es dafür sorge, dass Notfälle schneller an die Fachleute am Beckenrand gemeldet würden, die somit auch rascher reagieren könnten. Im Rahmen der Meisterprüfung sollen KI-Themen demnächst auch eine Rolle spielen, um Hemmungen und Voreingenommenheit im Umgang mit solchen Systemen abzubauen, teilte die Arbeitsgemeinschaft mit.

In weiteren Bädern in BW ist der Einsatz der KI geplant, in Hamburger Hallenbädern wird die KI-basierte Überwachung gegen Ertrinken bereits eingesetzt - und in einem Schwimmbad in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. In Stuttgart verfolge man "interessiert die Entwicklung der KI-basierten Unterstützung in der Wasseraufsicht", teilte der städtische Eigenbetrieb Bäder auf SWR-Nachfrage mit. "Ein Einsatz in all unseren Bädern ist allerdings gegenwärtig noch kein Thema. Fakt ist, dass der Einsatz Künstlicher Intelligenz aktuell keine Aufsichtskräfte ersetzt und sich der Personalbedarf dadurch nicht verringert." Wie viele andere Bäder setze man in Stuttgart derzeit verstärkt auf die Ausbildung von Nachwuchskräften. "Wir haben mit unserem Ausbildungszentrum im Sportbad NeckarPark optimale Ausbildungsbedingungen. Zudem laufen das ganze Jahr über Personalgewinnungsmaßnahmen", hieß es. Durch all dies könne der Freibad-Betrieb in dieser Saison mit "täglichen, bundesweit überdurchschnittlichen Öffnungszeiten" in allen fünf Stuttgarter Freibädern sichergestellt werden.

Na dann: Ab ins kühle Nass!

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