Die Kleine Stadt - der erste Adventskalender von 1945 aus dem Sellmer-Verlag (Foto: SWR, Martina Klein )

Vor 76 Jahren aus dem Sellmer-Verlag

Nostalgisch: Erster Adventskalender aus Papier kommt aus Stuttgart

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Martina Klein

Der erste Adventskalender aus Papier wurde in der Nachkriegszeit 1945 in Stuttgart in einem Wohnzimmer hergestellt. Bis heute werden im Sellmer-Verlag Adventskalender aus Papier gedruckt.

Auf der Suche nach einer neuen Existenz nach dem Zweiten Weltkrieg kam Richard Sellmer auf den Adventskalender. Vorreiter hatte es bereits gegeben, aber unter der Naziherrschaft waren sie als christliche Symbole und wegen der Papierknappheit verboten worden, klärt Annette Sellmer heute auf. Ihr Schwiegervater gestaltetet den ersten Adventskalender selbst – sozusagen in Heimarbeit im heimischen Wohnzimmer in Stuttgart-Rohr. Das Motiv, die "Kleine Stadt", hatte die Tübinger Grafikerin Gisela Lörcher gezeichnet. Für den typischen Schnee-Glitzereffekt auf den Kalendern erfand Richard Sellmer eine eigene kleine Maschine. Noch heute werden die Kalender mit dem typischen Glitzer versehen.

Die Clintons schickten einen Gruß zu Weihnachten nach Stuttgart

Über internationale Fachmessen gelang Sellmer mit seinem Produkt schon früh der Sprung nach Amerika. Adventskalender waren dort bis dahin unbekannt. Der erste Adventskalender für den amerikanischen Markt wurde bereits 1955 aufgelegt. Er zeigt das Weiße Haus und lässt mit Siedlern, Cowboys und Indianern die amerikanische Geschichte Revue passieren. Diesen Kalender, den es heute nur noch im Firmenarchiv gibt, schickten die Sellmers an Bill Clinton während seiner Amtszeit als US-Präsident. Zurück kam eine Weihnachtskarte, persönlich unterschrieben von Bill und Hillary Clinton.

Spenden für den Wiederaufbau der Stuttgarter Stiftskirche gesammelt

Mit der ersten Auflage des Stuttgart-Kalenders verband Richard Sellmer 1955 einen Spendenaufruf. Das Geld half bei der Wiederherstellung der im Krieg zerstörten Glasfenster der Stiftskirche in der Stuttgarter Innenstadt. Als Jahrzehnte später die Stiftskirche restauriert werden musste, half dabei wieder ein Adventskalender.

Zu den Serien, zu denen auch christliche Adventskalender mit dem Motiv der Krippe oder Bethlehem gehören, hat vor allem die Serie über europäische Städte das Angebot erweitert. Wien, die Liebfrauenkirche in Dresden, das Heidelberger Schloss oder die Stuttgarter Stiftskirche, sind beliebte Motive und bieten sich ganzjährig vor allem für den Städtetourismus an.  

In über 25 Ländern: Adventskalender aus Papier kommen nicht aus der Mode

Mehrere Millionen Adventskalender haben auch in diesem Jahr wieder den Sellmer-Verlag in Stuttgart-Rohr verlassen. Die ersten, sagt Annette Sellmer, werden dabei schon im März und April versendet. Groß- und Einzelhändler aber auch Privatkunden warten demnach darauf in Europa, Süd -Nord-Amerika und in Japan.

Sellmer-Verlag bleibt Papier-Adventskalender treu

Nur sechs bis acht der 130 Kalendervarianten, die es mittlerweile gibt, haben ein Innenleben aus Schokolade. "Die Nachfrage war da", sagt Annette Sellmer. Aber es soll bei diesen Ausnahmen bleiben. Denn das Herzblut, es stecke immer noch in den grafisch aufwendig gemachten Papierkalendern, bei denen jedes Motiv hinter dem Fensterchen zur jeweiligen Szene des Kalenders passt. "Es muss nicht immer das Riesengeschenk sein", betont Annette Sellmer. Papier-Adventskalender sind "ein bisschen Rückbesinnung auf das Einfachere".

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