Erst in vier Jahren darf er wieder leuchten: Der große Mercedes-Stern auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof ist seit wenigen Tagen abgebaut. Denn der Bonatzbau und der Turm werden derzeit saniert. Für viele war der Stern ein Wahrzeichen. Jetzt fehlt er. Betroffenheit nicht nur bei Stuttgartern. Auch dem Verursacher der Baustelle, der Projektgesellschaft Stuttgart-Ulm, fehlt er.
"Viele Bürger sagen, der Turm wirke nahezu nackt und wir haben uns gefragt: Oben ohne, muss das wirklich sein?"
Doch das muss nicht so bleiben. Die Bahn startet ab sofort einen Ideen-Wettbewerb. Gesucht sind kreative Lösungen - was kann sich anstatt des Sterns oben auf dem Bahnhofsturm die nächsten vier Jahre drehen? Der Kreativität von Mitmachenden soll keine Grenzen gesetzt werden, betont Jörg Hamann. "Wofür steht Stuttgart, wofür stehen die Schwaben? Es fällt einem die Brezel ein. Oder Kehrschaufel und Besen", so der Pressesprecher. Aber da gebe es sicher noch bessere Vorschläge.

Übergangslösung: Wettbewerb soll frische Ideen für den Bahnhofsturm bringen
Man wolle eben nicht nur Klischees bedienen, meint Jörg Hamann weiter. Bürgerbeteiligung - beim Bahnprojekt Stuttgart 21. Dieses Mal soll es reibungslos funktionieren. Bei den Stuttgartern kommt die Idee an. So gut wie jeder kann sich etwas vorstellen oben auf dem Turm.
Die ersten Vorschläge von Bürgerinnen und Bürgern: eine Spätzlespresse, Äffle & Pferdle oder das Modell eines Bierglases mit einer Halben. Das stehe sogar für ganz Süddeutschland, meint der Ideengeber. Eine weitere Idee, eher nicht so ernst gemeint: Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) und die Tübinger Pandemiebeauftragte Lisa Federle, wie sie gemeinsam den Virus besiegt haben.
Fahrrad auf dem Bahnhofsturm als Zeichen der Verkehrswende
Sogar einige Stuttgarter Verbände haben sich zu Wort gemeldet. Die sozialen Medien laufen heiß mit Ideen. Die Initiative "Zweirat" sieht das Fahrrad auf dem Turm prangen, als Zeichen für die Verkehrswende - weg vom Auto. Andere nehmen den Vorschlag von Bahnsprecher Hamann auf und haben schon mal eine Brezel auf den Turm gebaut. Vorerst natürlich nur virtuell.
Tausende Ideen sind bereits eingegangen
Mit Sicherheit wird diese Ausschreibung die Stuttgarter elektrisieren. Kaum hatte die Bahn ihre Idee veröffentlicht, kamen tausende Vorschläge. Schon deshalb ist dieses Bahnprojekt am 1. April ein voller Erfolg. Und wer weiß: Vielleicht avanciert der Turm ja vom Streitobjekt von Stuttgart 21-Gegnern mit einem kreativen Symbol auf der Spitze zum Objekt einer neuen Stuttgarter Einigkeit.