Eine Straßenbahn aus Stuttgart und eine Tram aus Berlin. (Foto: dpa Bildfunk, Montage: SWR)

Plakate von BVG und VVS

Deutschlandticket: So necken sich Berliner und Schwaben

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Fabian Ziehe
Fabian Ziehe (Foto: SWR, SWR / Foto: Patricia Neligan)

Bei der Werbung für das neue Deutschlandtickett nehmen die Berliner Verkehrsbetriebe die Schwaben aufs Korn. Der VVS revanchiert sich mit einem eigenen kecken Plakat.

Im Mai kommt das Deutschlandticket für 49 Euro - und schon jetzt kabbeln sich die Metropole Berlin mit dem schwäbischen Stuttgart. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), bundesweit bekannt für ihre frechen Werbekampagnen, hatten den Anfang gemacht: Sie montierten auf einem Plakat einen ihrer Busse in ein Bild des Stuttgarter Schlossplatzes. Mit Verweis auf das in ganz Deutschland gültige neue Ticket garnierten sie die Kampagne mit dem Spruch:

"Liebe Schwaben, ihr könnt günschtig nach Hause fahren."

Die Kampagne der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zur Einführung des 49-Euro-Tickets nimmt die Schwaben aufs Korn. (Foto: BVG)
Die Kampagne der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zur Einführung des 49-Euro-Tickets nimmt die Schwaben aufs Korn.

Hintergrund ist der gerne gepflegte Unmut der Berliner über die Schwaben in der Bundeshauptstadt, die der Berliner Lebensart und Schnauze mit süddeutschen Gewohnheiten und alemannischen Idiomen begegnen. Vor genau zehn Jahren etwa empörte sich der damalige Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) in einem Interview: "In Berlin sagt man Schrippen - daran könnten sich selbst Schwaben gewöhnen." Das wunderbare schwäbische "Weckle" beim Bäcker in seinem Heimatbezirk Prenzlauer Berg hatte den Politiker enorm empört.

Berlin, Berlin? - Wir fahren nach Berlin!

Der jüngsten BVG-Stichelei setzt nun der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) ein eigenes Plakat entgegen: Die Schwaben haben dafür die Jubiläumssäule des Schlossplatzes in die Kulisse von Brandenburger Tor und Siegessäule montiert. Eine Frau mit Gummihandschuhen und Jeans-Schürze formt zudem mit den Händen ein Herz - allzeit bereit zur Kehrwoche. Die Botschaft des VVS an die BVG-Kollegen:

"Jetzt gangad m’r denne Berliner mal so richtig auf d’Nerva."

Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) kontert mit einem eigenen Plakat der frechen Kampagne der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zur Einführung des 49-Euro-Tickets. (Foto: VVS)
Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) kontert mit einem eigenen Plakat der frechen Kampagne der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zur Einführung des 49-Euro-Tickets.

Mit diesem "freundschaftlichen Gegenschlag", so die VVS in einer Mitteilung, teilten die geneigten Schwaben den Berlinern mit, dass man im tiefen Süden nur darauf warte, mit dem Deutschland-Ticket in Berlin die U-Bahnen oder Doppeldeckerbusse zu okkupieren. Ex-Bundestagsvizepräsident Thierse müsse nun damit rechnen, "dass am Kollwitzplatz jetzt noch mehr Weckle statt Schrippen bestellt werden". Immerhin sind die Schwaben nicht nur auf "Beef" aus: Die Berliner seien natürlich auch herzlich eingeladen, den ÖPNV in Stuttgart zu nutzen. Immerhin könnten sie hier wie dort gelbe Stadtbahnen und Busse besteigen. Subbr Sach.

Gesprächsbereitschaft auch bei der BVG

Auch die Berliner zeigen sich in einem zweiten Schritt gesprächsbereit: "Wenn ihr noch Froget hän zum noie Deutschlandticket, don gebt a uns grod Bescheid, gell?", dilettieren sie auf Schwäbisch via Twitter. Und den frechen Spruch zum Bus am Schlossplatz mildern sie auch etwas ab, ja, man zeigt sich sogar verständnisvoll:

Ohnehin sind die BVG der Meinung, dass sich das neue Ticket für einen Bevölkerungsaustausch eignet: Ihre eigenen Züge lassen sie auf weiteren Plakaten die bayerischen Alpen, den Kölner Dom und die Lüneburger Heide ansteuern - während sie in ihrem Kampagnenfilm alle Nicht-Hauptstädter herzlich einladen, den Ostbahnhof, das Berghain und Berlin-Marzahn zu erkunden. Prima, dann kann man bei dieser Gelegenheit ja endlich auch mal den ollen "Koffer in Berlin" abholen...

VVS-Geschäftsführer Horst Stammler erklärt im Gespräch mit SWR-Moderator Eberhard Halder-Nötzel, was es mit der Kampagne in Berlin auf sich hat:

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