Frankfurter Buchmesse beginnt

Verlage in der Region Stuttgart kommen stabil durch die Krise

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Die Frankfurter Buchmesse beginnt auch in diesem Jahr mit begrenzter Besucherzahl. Auch Verlage aus der Region Stuttgart sind dabei, die trotz Corona meist recht gut dastehen.

In Frankfurt hat die Buchmesse begonnen (hier ein Bild vom Rande der Eröffnungspressekonferenz). Auch Verlage aus der Region präsentieren sich dort. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Arne Dedert)
In Frankfurt hat die Buchmesse begonnen (hier ein Bild vom Rande der Eröffnungspressekonferenz). Auch Verlage aus der Region präsentieren sich dort.

In der Region Stuttgart sind vor allem Sachbuchverlage angesiedelt - ein Vorteil in Zeiten des Lockdown. "Die Verlage in der Region Stuttgart sind aufgrund ihrer Struktur im Großen und Ganzen gut durch die Pandemie gekommen", sagt Reinhild Rösch, Geschäftsführerin des Landesverbandes Baden-Württemberg im Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Während das Geschäft der Verlage 2020 bundesweit um 1,2 Prozent wuchs, legten die Verlage in Baden-Württemberg und vor allem in der Region Stuttgart deutlich mehr zu.

Verlage wie Kosmos profitieren vor allem von starken Marken

Der Kosmos-Verlag aus Stuttgart zum Beispiel verzeichnet bei seinen Sach- und Kinderbüchern ein sattes Umsatz-Plus von knapp 20 Prozent gegenüber 2019. Keiner habe Anfang 2020 wissen können, wie sich dieses Geschäftsjahr entwickle, sagt Birgitta Barlet, Verlagsleiterin Programm Buch bei Kosmos in Stuttgart. Deshalb sei man umso dankbarer und auch ein wenig demütig. Wichtig in Zeiten des Lockdowns war vor allem, auf starke Marken im Sortiment zurückgreifen zu können, so Barlet. Kinderbuchreihen wie “Die Drei ???“, "Die Drei !!!“ aus dem Kosmos-Verlag wurden auch online nachgefragt.

Backen, Gärtnern, Selbermachen: Bestseller in Corona-Zeiten

Das richtige Angebot in Zeiten von Lockdown und Urlaub zuhause hatte auch der Traditionsverlag Eugen Ulmer in Stuttgart-Hohenheim, Fachverlag für Bücher und Zeitschriften rund um Garten und Landwirtschaft. Auch dort ist man nach anfänglicher Panik sehr zufrieden mit dem Jahr 2020. Verleger Matthias Ulmer kann satte 20 Prozent Umsatzsteigerung für den Bereich Buch verzeichnen.

"Wir hatten das Glück, die richtigen Themen anzubieten“, sagt er und meint damit auch ein Brotbackbuch. Der Ulmer-Verlag kann es deshalb auch verkraften, in diesem Jahr nicht bei der Frankfurter Buchmesse dabei zu sein. Auch der Hädecke-Verlag aus Weil der Stadt wird erstmals keinen eigenen Stand haben, sondern nur ein Regal an einem Gemeinschaftsstand von Verlagen. Das teilt Simone Graff mit, die in der dritten Generation gemeinsam mit Schwester Julia das Familienunternehmen führt.

"Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen.“

Auch der Hädecke-Verlag ist mit seinen besonders ausgefallenen und zahlreich ausgezeichneten Fotokochbüchern besser als gedacht durch die Zeiten des Lockdown gekommen. "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagt Simone Graff. Ihr Verlag hatte einfach das richtige Thema (Kochen) zur richtigen Zeit (während der Pandemie). Der Vertrieb lief während des Lockdown auch beim Hädecke-Verlag zum großen Teil über den Online-Handel. Das sei für kleinere Verlage nicht immer einfach, gibt Verlagsfrau Graff zu bedenken, aber: "Jedes verkaufte Buch ist ein gutes Buch."

Es muss nicht immer Amazon sein

Eine wichtige Erkenntnis aus der Zeit des Lockdown ist, dass die Kunden auch den Weg über die Online-Angebote der Verlage selbst und die des stationären Buchhandels genommen haben. So hat sich die Befürchtung, das Geschäft an den US-amerikanischen Online-Versandhändler Amazon zu verlieren, nicht ganz bestätigt, so Reinhild Rösch vom Börsenverein. "Da hat sich die Flexibilität und Phantasie der Buchhändler auch gelohnt."

Großer Verlierer: der Reiseführer-Markt

Besonders hart getroffen hat die Pandemie den Reiseführermarkt. Das hat auch der Marktführer in Deutschland und Europa, der MairDumont-Verlag aus Ostfildern, gespürt. Das familiengeführte Unternehmen hat 2019 einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Pandemie, Reisebeschränkungen und der Lockdown brachten einen Umsatzeinbruch von 50 Prozent. Statt Reiseführer nach Fernost anzubieten, schwenkte der Verlag kurzzeitig auf Klettern, Radfahren und Tourenführer vor der eigenen Haustür um.

"Wir sind voll Elan für das nächste Jahr aufgestellt"

Nach eineinhalb Jahren habe es der MairDumont-Verlag geschafft und die Krise überstanden, sagt die Verlegerin und Geschäftsführerin Stephanie Mair-Huydts und ist stolz auf den wohl umfangreichsten Katalog in der Geschichte des Verlages. "Ein Riesenprogramm. Wir sind voller Elan für das nächste Jahr aufgestellt.“ 

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SWR