Anzeige mit annullierten Flügen am Flughafen Stuttgart wegen des Sturmtiefs "Sabine" (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/Marijan Murat/dpa)

Auch keine Flüge in die Türkei

Deutsche Flughäfen werden bestreikt - In Stuttgart Ersatzflüge an den Folgetagen

Stand

Am Freitag müssen Flugreisende bundesweit mit Flugausfällen rechnen. Grund ist ein Streikaufruf von ver.di. Für die Folgetage kündigt der Flughafen Stuttgart mehr Abflüge an.

An mehreren deutschen Flughäfen hat der Warnstreik der Gewerkschaft ver.di bereits am Donnerstagabend begonnen. Der Streik an den betroffenen Flughäfen startete teilweise schon mit der Nachtschicht am Donnerstag ab 21.00 oder 22.00 Uhr und führte noch am Abend zu ersten Flugausfällen. Der Airportverband ADV rechnet bis Freitagabend mit dem Ausfall von rund 2.340 Flügen und rund 295.000 betroffenen Passagieren.

Am Freitag kein regulärer Flugbetrieb in Stuttgart

Am Stuttgarter Flughafen wird am Freitag wegen des Streikaufrufs der Gewerkschaft ver.di kein regulärer Flugbetrieb stattfinden. Das teilte der Flughafen am Mittwochabend mit. Die Gewerkschaft will insgesamt sieben deutsche Flughäfen bestreiken. Der Flughafenverband ADV schätzt, dass deutschlandweit mehr als 295.000 Passagiere betroffen sein werden.

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Über 160 Flüge in Stuttgart gestrichen

Allein am Flughafen Stuttgart seien 163 Flüge und rund 20.000 Passagiere von den Streiks betroffen. Das teilte der Flughafenbetreiber mit. Bereits am Mittwoch war es in Stuttgart zu Warteschlangen gekommen, nachdem eine Panne bei Bauarbeiten der Bahn ein Flugchaos bei der Lufthansa ausgelöst hatte. Die Gewerkschaft ver.di will in Stuttgart am Freitag die Unternehmen FraSec und Securitas Aviation bestreiken, zwei Dienstleister in der Luftsicherheit bei der Fluggast- und Warenkontrolle.

Stuttgart plant zusätzliche Flüge an den Folgetagen

Vom Streik betroffene Passagiere seien gebeten, sich direkt an ihre Airline zu wenden und gar nicht erst zum Flughafen zu kommen. Der Warnstreik soll am frühen Freitagmorgen beginnen und in der Nacht auf Samstag enden. Der Flughafen Stuttgart kündigte an, dass es an den Folgetagen mehr Abflüge geben soll. Zudem sollen, wenn möglich, größere Maschinen eingesetzt werden.

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Flughafen widerspricht ver.di: Auch keine Flüge in die Türkei

Die Gewerkschaft ver.di hatte am Mittwoch mitgeteilt, sie habe mit den Luftsicherheitsunternehmen am Flughafen Stuttgart eine Notdienstvereinbarung geschlossen. Diese stelle sicher, dass die Flugsicherung mit Notschaltern besetzt sei; so sollten Angehörige sowie alle Personen mit Hilfsgütern in die Türkei fliegen können. Zehn Flüge seien so möglich.

Der Flughafen Stuttgart widersprach am Donnerstagmorgen gegenüber dem SWR dieser Darstellung. Es könnten keine derartigen Flüge abgewickelt werden. In die Abfertigung der Passagiere seien so viele bestreikte Gewerke involviert, dass das nicht darstellbar sei - so gut die Absicht dabei auch sei. Die Gewerkschaft habe ihre Ankündigung nicht mit dem Flughafen abgestimmt.

Frachtflüge mit Hilfslieferungen in die Türkei oder nach Syrien waren vom Flughafen Stuttgart für Freitag ohnehin nicht geplant. Das teilte das Technische Hilfswerk (THW) auf SWR-Anfrage am Donnerstag mit.

Bahn rechnet mit überfüllten Zügen wegen bestreikten Flughäfen

Wegen des Warnstreiks an mehreren Flughäfen könnte es in den Zügen der Deutsche Bahn in Baden-Württemberg am Freitag enger werden. "Wir rechnen im Laufe das Tages mit einer hohen Auslastung", sagte eine Bahnsprecherin am Donnerstag in Stuttgart. Der Freitag sei ohnehin ein nachfragestarker Reisetag bei der Bahn, mit dem Ferienauftakt gelte das umso mehr. Zusätzliche Züge seien jedoch nicht geplant, sagte die Sprecherin. Es gebe mindestens stündliche ICE-Verbindungen zwischen den großen Städten. Die Bahn rechne damit, dass der normale Takt ausreiche. Reisende sollten in der Auslastungsanzeige nach weniger stark nachgefragten Zügen schauen.

Laut dem Vergleichsportal "CHECK24" ist auch die Nachfrage an Mietwagen wegen des Warnstreiks gestiegen. "In ganz Deutschland wurden etwa 55 Prozent mehr Leihwagen für Freitag gebucht als in der Vorwoche", sagte Geschäftsführer Andreas Schiffelholz am Donnerstag in München. Für eine Abholung in Stuttgart haben sich die Buchungszahlen sogar verdreifacht, so Schiffelholz.

Tarifverhandlungen als Grund für Streik

Hintergrund des Streiks sind laut Gewerkschaft einerseits die Verhandlungen für die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen, zum anderen örtliche Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste sowie die bundesweiten Verhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit. Für alle drei Beschäftigtengruppen werden zurzeit Tarifverhandlungen geführt.

An vielen deutschen Flughäfen liegt am Freitag der Flugverkehr lahm

Nach der Streikankündigung der Gewerkschaft ver.di stellt auch der Frankfurter Flughafen für Freitag seinen regulären Passagierbetrieb ein. Das teilte Deutschlands größter Airport mit.

Zuvor hatten die Flughäfen München und Hamburg angekündigt, den regulären Passagierbetrieb am Freitag auszusetzen. Außerdem sollen auch die Airports in Dortmund, Hannover und Bremen bestreikt werden. Es sei mit starken Auswirkungen vor allem im innerdeutschen Flugverkehr zu rechnen, von Verspätungen über Ausfälle bis hin zum teilweisen Erliegen des Luftverkehrs, so die Gewerkschaft weiter.

Warnstreiks sollen ausgeweitet werden

Mit den nun fortgesetzten Warnstreiks wollen die Beschäftigten ihren Forderungen im laufenden Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen Nachdruck verleihen. Bis zur zweiten Runde der Tarifverhandlungen am 22. und 23. Februar sind weitere Warnstreiks unter anderem in Hessen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen angekündigt.

So blieben etwa am Dienstag die meisten städtischen Kitas in Karlsruhe geschlossen. Auch in Pforzheim gab es Protestaktionen:

In den Tarifverhandlungen fordern ver.di und der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber haben die Forderungen bislang zurückgewiesen.

"Die Beschäftigten machen gemeinsam Druck auf die jeweiligen Arbeitgeber, weil in den bisherigen Verhandlungen keine Ergebnisse erzielt werden konnten", erklärte ver.di-Vizechefin Christine Behle am Mittwochmorgen. Unter anderem solle erreicht werden, dass die Arbeitgeber im öffentlichen Dienst bei der nächsten Verhandlungsrunde in der kommenden Woche ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen.

Bei den bundesweiten Verhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit (Fluggast- und Warenkontrolle) geht es laut ver.di um die Erhöhung der Zeitzuschläge für Nacht-, Sonntags-, Feiertags- und Samstagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Mehrarbeit.

Flughafenverband mit scharfer Kritik an Warnstreik

Der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, Ralph Beisel, kritisierte den angekündigten Warnstreik scharf. Wenige Tage vor der zweiten Runde der Tarifverhandlungen setze ver.di den deutschen Luftverkehr einer beispiellosen Eskalation aus, betonte er. Wenn am Freitag sieben der größten zehn deutschen Flughäfen ganztägig bestreikt würden, habe dies nichts mehr mit einem Warnstreik zu tun. "In unzumutbarer Weise soll ein ganzes Land vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten werden." Die Leidtragenden seien Hunderttausende Passagiere, Privat- wie Geschäftsreisende, zusätzlich Teile der Luftfracht und Warenlogistik.

Luftverkehr ist streikanfällig

Im März 2022 hatte es im Zuge eines Tarifkonflikts am Airport Stuttgart eine befristete Arbeitsniederlegung gegeben. Damals waren 50 Abflüge geplant. 22 seien durchgeführt worden, der Rest sei ausgefallen, teilte eine Flughafensprecherin mit. Und im Herbst streikten die Piloten von Eurowings, woraufhin es ebenfalls zu Flugausfällen kam.

Der Luftverkehr ist wegen der zersplitterten Dienstleister extrem streikanfällig, weil viele kleine, sicherheitsrelevante Gruppen streikmächtig genug sind, den Betrieb lahmzulegen. Im Grunde reicht der Streik der Flughafenfeuerwehr, um den gesamten Betrieb stillzulegen.

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