Bahnarbeiter reparieren ein Signal (Foto: SWR)

Schwierige Suche nach Ersatzteilen

Ursache für Bahnchaos in Stuttgart offenbar gefunden: Vogel in Oberleitung

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An Tag vier der Störungen auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof scheint klar, was den Oberleitungsschaden ausgelöst hat. Dabei soll ein Vogel eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Wie der SWR am Dienstag aus Bahn-Mitarbeiterkreisen erfahren hat, hatte sich ein Vogel in der Oberleitung nicht weit vom Stuttgarter Rosensteinareal verfangen. Daraufhin soll die Hochspannungsleitung gerissen und auf ein Signal gefallen sein. Dieses war den Informationen nach nicht geerdet.

Vogel löste indirekt Stromimpuls aus

Dadurch wurde der Stromimpuls - ähnlich wie bei einem Blitzeinschlag - weiter geleitet. Die Folge ist eine Spur der Verwüstung. Mehrere Kabelschränke sollen kaputt sein, ebenso Relaisgruppenstecker. Das sind Verbindungen, mit denen Stellwerke, Weichen oder andere Signale angesteuert werden.  

Das ein schlecht oder sogar ungeerdetes Signal schuld an den ausgefallenen Systemen ist, hält auch Professor Stefan Tenbohlen, Leiter des Instituts für Energieübertragung- und Hochspannungstechnik an der Uni Stuttgart, für eine plausible Erklärung. "Dann kann der Strom nicht in die Erde abgeleitet werden, sondern sucht sich seinen Weg durch die Leitungen." Bei einer Oberleitungsspannung von 15.000 Volt hätten dann vermutlich auch Schutzvorrichtungen wie ein Überspannungsschutz nicht mehr viel helfen können, so der Hochspannungsexperte.

Minister: Was ist das für ein System, das ein Vogel in die Knie zwingt?

Diese massive Kettenreaktion hat selbst Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) verwundert. Zwar wisse man, dass die ganze Bahn-Infrastruktur "marode und sanierungsbedürftig" sei, doch man müsse sich schon fragen: "Was ist das für ein System, das ein Vogel so in die Knie zwingt, dass ein ganzer Knoten platzt und nicht mehr funktioniert."

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Naturschutzbund sieht Bahn bei Nachrüstung in der Pflicht

Auch der Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg meldete sich am Dienstag zu Wort. Sollte sich die Vermutung mit dem Vogel bestätigen, zeige der Vorfall, dass die Bahn Nachholbedarf bei der Isolierung von Freileitungen habe, sagte der Landesvorsitzende Johannes Enssle. Wenn sich größere Vögel auf solche Leitungen setzen und dabei Übertragungsstellen berühren würden, könne es zu Kurzschlüssen kommen. "Auch bei der Bahn sind da noch Hausaufgaben zu machen", sagte Enssle. "Die Technik ist vorhanden, man muss es nur machen."

Schaltkasten aus den 1970er Jahren

Die Deutsche Bahn teilte am Dienstag mit: Man arbeite mit Hochdruck an der Reparatur. Auf Aufnahmen des SWR ist zu erkennen, dass am Dienstag Männer in orangefarbener Kluft an der Stelle tätig waren, wo die Oberleitung gerissen sein soll. Außerdem sind sogenannte Instandhalter aus dem ganzen Großraum nach Stuttgart gereist. Allerdings stammt der Schaltkasten zum Teil aus den 1970er-Jahren. Wie der SWR erfahren hat, sucht die Bahn nun in ganz Deutschland nach Ersatzteilen.

Schienenbeauftragter äußert sich zu Bahn-Störungen in Stuttgart

Michael Theurer (FDP), der Schienenbeauftragte der Bundesregierung, war am Dienstag auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof. Er zeigte ein gewisses Verständnis dafür, dass mit Blick auf Stuttgart 21 nicht mehr viel in die alte Bahninfrastruktur investiert worden sei: "Es gibt vielleicht auch gute Gründe, dass die Deutsche Bahn, die ja hier als eigenwirtschaftliches Projekt einen Tiefbahnhof baut, vielleicht jetzt nicht mehr hohe Summen in eine komplette Modernisierung ihrer Stellwerke und Signaltechnik investiert. Das würde ja auch Kritik auslösen."

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