Eigentlich wirkt alles ganz idyllisch. Das Wetter ist sonnig, auf dem Neckar treiben ein paar Kanufahrer vorbei und Sabrina Scholz ist mit ihrem sechsjährigen Sohn Emiliano und ihrer Freundin Vivien Osenstetter damit beschäftigt, die Stand-up-Paddling-Boards aufzupumpen. Gleich soll es zu einer kleinen Tour auf den Neckar gehen. Es ist der Ersatzurlaub, denn das Geld für die geplante Reise nach Ägypten wollte Sabrina Scholz jetzt lieber sparen.
Lesen Sie hier den ersten Teil unserer Berichterstattung über Sabrina Scholz.
Geld wird für Energiekosten gebraucht
Die Inflation mache sich bemerkbar, sie habe auch schlicht nicht so viele Rücklagen, erzählt sie im SWR. Rund 1.600 Euro hatte Sabrina Scholz für die Reise eingeplant, doch die hebt sie jetzt lieber auf. Denn sie weiß noch nicht, wie hoch ihre Nebenkostenabrechnung dieses Jahr sein wird. Dazu komme, dass jetzt auch die Stromkosten um rund ein Drittel erhöht werden.
Tagesausflüge und Arbeiten in der Nachbarschaftshilfe
Die Entscheidung war klar: Dieses Jahr wird hier Urlaub gemacht. Jeden Tag geht es an den Neckar oder einen Badesee, das Stand-up-Paddling-Board wird viel benutzt. Darüber hinaus hilft Sabrina Scholz in der Nachbarschaftshilfe, geht für ältere Menschen einkaufen, fährt sie zur Physiotherapie. Das macht sie ehrenamtlich. Es ist wichtig für sie, auch anderen Menschen zu helfen. Für Sabrina Scholz sind die zehn Euro Aufwandsentschädigung, die sie pro Stunde dafür bekommt, relevant.
SWR: Frau Scholz, wie war der Urlaub eigentlich geplant dieses Jahr und wie sieht er jetzt aus?
Sabrina Scholz: Eigentlich wollten wir nach Ägypten fahren oder irgendwo in den Süden. Aber jetzt machen wir Urlaub hier am Neckar oder an verschiedenen Seen. Wir nehmen dann immer unsere Stand-up-Paddels mit. Das ist auch schön.
Warum der Neckar und nicht der Süden?
Sabrina Scholz: Weil es einfach zu teuer ist. Die Inflation macht sich bemerkbar und ich habe einfach nicht so viele Rücklagen.
Wofür ist das Geld, dass Sie jetzt sparen, gedacht?
Sabrina Scholz: Ein großer Batzen wird wahrscheinlich für die Nebenkostenabrechnung, für die Heiz- und Warmwasserkosten benötigt. Ich weiß da überhaupt nicht, was auf mich zukommen wird. Aber damit wir da keine große Überraschung erleben, bilde ich lieber eine kleine Rücklage. Normalerweise habe ich 300 Euro Nachzahlung. Aber vielleicht wird dieses Jahr auch noch die monatliche Miete erhöht.
Sie arbeiten im Urlaub auch ehrenamtlich in der Nachbarschaftshilfe. Da bekommen Sie als Aufwandsentschädigung zehn Euro pro Stunde. Spielt dieses Geld für Sie eine wichtige Rolle?
Sabrina Scholz: Das schon. Grundsätzlich würde ich trotzdem in der Nachbarschaftshilfe tätig sein, weil es mir wirklich eine Herzensangelegenheit ist. Aber das ist schon schön, wenn ich am Ende vom Monat 200 Euro mehr hab. Für manche ist das wenig. Für mich ist das viel.
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