Die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst betreffen auch Mitarbeitende der Müllabfuhren. (Foto: SWR)

Tarifverhandlungen im "Öffentlichen Dienst"

Öffentlicher Dienst: Warum 10,5 Prozent mehr Lohn für einen Beschäftigten wichtig sind

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Geli Hensolt
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Jutta Kaiser
Bild von Jutta Kaiser aus der SWR-Wirtschaftsredaktion.  (Foto: SWR, Andrea Schombara)

Menschen im Öffentlichen Dienst haben es nicht immer leicht: Sie leben mit Vorurteilen, sich nicht zu überarbeiten. In Tarifverhandlungen wollen sie jetzt mehr Geld und Respekt.

Bei den Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen, die derzeit laufen, geht es auch um das Gehalt von Rocco Santoro.

Schlecht bezahlter Knochenjob für die Allgemeinheit

Er arbeitet als Müll-Lader bei der Stuttgarter Abfallwirtschaft, das heißt, er holt - zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen - Mülltonnen, leert sie und stellt sie wieder zurück an ihren Platz. 600 bis 800 Mülltonnen täglich zieht Rocco Santoro durch die Straßen zum Müllauto, bis zu 25 Kilometer Strecke macht er dabei jeden Tag.

Fünf Tage die Woche, immer morgens ab 6:45 Uhr bis kurz vor 16 Uhr - bei jedem Wetter. Heute liegt noch Schnee auf den Gehwegen im Stuttgarter Stadtteil Heumaden. Das macht die Arbeit noch mühsamer als sonst, erzählt Santoro, dick eingepackt mit oranger Jacke und Wollmütze.

Knapp 2.000 Euro Nettoverdienst für die sechsköpfige Familie

Seit 2018 arbeitet Santoro als Müll-Lader bei der Abfallwirtschaft in Stuttgart, Betriebsstelle Müllabfuhr Vaihingen. Die gehört zum Öffentlichen Dienst der Kommunen. 1.900 Euro netto verdient er, erzählt er beim Treffen vor Dienstbeginn im Pausenraum. Zu wenig für den vierfachen Familienvater:

"Wenn man denkt, Du schaffst im Öffentlichen Dienst und verdienst so viel wie ein Ungelernter in einer Reinigung - da überlegt man sich manchmal, ob man den Job wechseln soll."

Tarifverhandlungen TVöD: Was die Gewerkschaft ver.di fordert

10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro, fordert die Gewerkschaft ver.di in den aktuellen Tarifverhandlungen für den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD).

Vor allem für Beschäftigte mit eher niedrigeren Gehältern wie Santoro würde das prozentual deutlich mehr bedeuten, heißt es bei ver.di. Diese seien am dringendsten auf eine Gehaltssteigerung angewiesen, weil die Inflation sie besonders stark treffe. Stimmt, sagt Santoro, die finanzielle Lage seiner Familie sei gerade eng.

 Mit mehr Gehalt dem Fachkräftemangel entgegenwirken

Wenn die Kommunen ihre Beschäftigten nicht besser bezahlen, laufen ihnen die Leute irgendwann davon, glaubt Santoro. Überall herrsche schließlich Fachkräftemangel.

Er selbst würde gerne bei der Abfallwirtschaft bleiben, sagt er. Der Müll-Lader hofft deshalb, dass sich die Gewerkschaft in den aktuellen Tarifverhandlungen mit ihren Forderungen für ein höheres Entgelt durchsetzen kann. 

Für welche Berufsgruppen noch verhandelt wird

Unter den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen sind Mitarbeitende von Bundesministerien, Feuerwehrleute, Ärzte und Pflegekräfte in kommunalen Kliniken, Beschäftigte von Entsorgungsdiensten oder Hallen- und Freibädern.

ver.di möchte, dass das Tarifergebnis auch auf Männer und Frauen im Beamtenverhältnis des Bundes, in Gerichten und in der Bundeswehr übertragen wird. Bisher sind drei Verhandlungsrunden mit den Arbeitgebern bei Bund und Kommunen vereinbart - bis Ende März.

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