Wie haben die Vorkehrungen der Stadt Stuttgart funktioniert?
Das Kanalsystem der Stadt habe bei dem Unwetter gut funktioniert, heißt es aus dem Tiefbauamt. Auch Vorkehrungen wie automatisierte Ampeln an Unterführungen hätten ihren Dienst getan. Für einen Jahrhundert- oder Starkregen seien die Kanäle aber nicht ausgelegt, so Tiefbauamt-Chef Jürgen Mutz. Dies sei weder wirtschaftlich noch technisch machbar.
"Das ist vielleicht ein Widerspruch in sich: Ich sage, dass die Abwasserkanäle gut funktioniert haben und der anderen Seite gibt es trotzdem Überflutungen".
Stuttgart bei Unwetter besonders anfällig für Hochwasser
Der Stadtklimatologe Rainer Kapp deutet auf die besondere Lage der Stadt hin. In Stuttgart gebe es einen Badewanneneffekt. Zum einen durch die Kessellage, zum anderen durch die vielen versiegelten Flächen: "Wenn wir jetzt im Talkessel große Flächen hätten, wo Wasser versickern und aufgenommen werden kann, wäre es besser", so Kapp im SWR-Interview.
Lösungen für Zukunft gesucht
Eher klassische Lösungen wie Regenrückhaltebecken oder Flutpolder sind in dem eng besiedelten Stuttgarter Kessel schwierig umzusetzen. Allerdings gibt es durchaus auch für diese Lage Lösungen, sagt Ingenieur Frank Jung aus Illsfeld (Kreis Heilbronn). Er erstellt Konzepte und berät Kommunen bei der Hochwasserbewältigung.

Weniger Asphalt, dafür mehr Grünflächen und Zisternen
Damit die Wassermassen abgeschwächt, aufgesogen und verlangsamt werden können, müsste im Kollektiv gehandelt werden, so der Ingenieur. Die Bürger könnten mit Regenwassertonnen, Zisternen oder begrünten Dächern einen wichtigen Beitrag leisten.

Der Ingenieur verweist beispielsweise auf die Gemeinde Walddorfhäslach (Kreis Reutlingen), die bei Neubauten eine Zisternenpflicht umgesetzt habe und die Bürger dabei finanziell unterstütze. Außerdem - das gelte für private und kommunale Flächen - müsste mehr Gelände unversiegelt bleiben, sodass der Boden das Wasser aufnehmen kann.